kurzkritiken 2017

Hell or High Water

Kinostart: 12.01.2017 DVD-Start: - Laufzeit: 102 Min. | Genre: Thriller, Drama Regie: David Mackenzie Land: USA | FSK: 12 | Originaltitel: Hell or High Water | Poster: © Paramount

Der klassische Western ist so gut wie ausgestorben. Für das einst ruhmreichen Genre scheint es kein Publikum mehr zu geben. Wenn klassische Western schon nicht mehr funktionieren, dann muss es eben ein moderner Western sein. "Hell or High Water" ist genau das. In der sonnengetränkten Prärie von Texas inszeniert David Mackenzie einen Thriller über zwei Brüder die reihenweise Banken ausrauben und zwei Cops die den beiden auf der Spur sind. Diese allzu klassische Geschichte ist der Ausgangspunkt für einen spannenden Film. Trotz des langsamen Erzähltempos und der generellen Ruhe, ist "Hell or High Water" ein spannender Thriller geworden. Zumal die ruhigen Szenen mit viel trockenem Humor und nachvollziehbarer Sozialkritik versehen sind. Das sorgt dafür, dass der Zuschauer über die gut gewählten 102 Minuten am Ball bleibt. Der oftmals melancholische Ton wird durch die hervorragenden Darsteller sehr gut rüber gebracht. Jeff Bridges zeigt sich als rassistischer Cop kurz vor dem Ruhestand, einmal mehr von seiner besten Seite. Sein Partner, Gil Birmingham, ist der sympatischere der Beiden, muss er sich von seinem älteren Kollegen doch viel zu viel anhören. Auf der Gegenseite überzeugt das Bruder-Duo um Chris Pine als smarter Vater und Ben Foster als durchgeknallter Ex-Häftling. Die starken Leistungen aller vier Darsteller machen den Film erst richtig sehenswert. Die Handlung von "Hell or High Water" mag nicht die originellste sein, gut verpackt ist sie in diesem modernen Western aber allemal und so reicht es problemlos zu einer wirklichen guten Einschätzung.

Wertung: 7/10



Live by Night

7Kinostart: 02.02.2017 DVD-Start: 15.06.2017 Laufzeit: 129 Min. | Genre: Thriller, Action, Krimi Regie: Ben Affleck Land: USA | FSK: 16 | Originaltitel: Live by Night | Poster: © Warner Bros.

Über vier Jahre mussten nach Ben Afflecks Oscar-Gewinn für den besten Film "Argo" ins Land ziehen, ehe er sich erneut einer Regiearbeit zuwendete. Mit "Live by Night" verfilmt er den zweiten Teil der Coughlin-Trilogie von Bestseller-Autor Dennis Lehane, die ihm von niemand geringerem als Leonardo DiCaprio empfohlen wurde. Als Produzent, Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller ist "Live by Night" sein Baby. Doch bisweilen überhebt sich Affleck etwas mit seiner Erzählung. Die zahlreichen Figuren und die stark gekürzten Handlungsstränge wollen sich einfach zu keinem homogenen Ganzen zusammenfügen. Der Gangster-Thriller besteht aus viel Stückwerk, von denen einiges meisterhaft und anderes einfach öde inszeniert wurde. Generell hemmt die Dialoglastigkeit des Films an vielen Stellen die Spannung und gerade die erste Hälfte ist dadurch recht zäh geraten. In der zweiten Hälfte steigert sich "Live by Night" aber und zieht etwas an. Ganz besonders wissen dabei die schonungslos inszenierten Actionszenen zu überzeugen, in denen Affleck sein ganzes Können zeigt. Als Schauspieler war Affleck in der Vergangenheit immer dann am stärksten wenn er selbst Regie führte. Hier zeigt er als Outlaw Joe Coughlin zwar eine solide Leistung, sein Charakter wirkt aber geradezu unnahbar und Affleck wird in einer eindrucksvollen Szene von Elle Fanning an die Wand gespielt, die mit ihrem überragenden Mienenspiel zeigt wie es geht. Zweite Überraschung des namhaften aber zurückhaltenden Casts ist Chris Messina als Coughlins Partner. "Live by Night" hätte ein großartiger Vertreter seines Genres werden können, doch Affleck hat einige Probleme mit der Vorlage und so reicht es am Ende nur zu einem mittelmäßigen Gangster-Thriller, der durch seine Bilder, seine Coolness und die starken Action-Szenen immerhin partiell zu unterhalten weiß.

Wertung: 5/10



Jackie

Kinostart: 26.01.2017 DVD-Start: 09.06.2017 Laufzeit: 100 Min. | Genre: Biografie, Drama Regie: Pablo Larraín Land: USA | FSK: 12 | Originaltitel: Jackie | Poster: © Tobis

Der Tod des früheren US-Präsidenten John F. Kennedy, am 22. November 1963 in Dallas, wurde bereits von etlichen Filmen und Serien aufgegriffen. In "Jackie" verkommt der 35. US-Präsident jedoch zu einer Nebenfigur, denn im Zentrum der Handlung steht seine Ehefrau Jacqueline Kennedy (Natalie Portman). Jackie musste nicht nur miterleben wie ihr Mann direkt neben ihr erschossen wurde, sie musste sich hinterher auch noch um ihre beiden Kinder und um das Begräbnis ihres Mannes, mitten im Medienrummel, kümmern. "Jackie" erzählt eine traurige Geschichte und wird von Pablo Larrain dementsprechend bedrückend in Szene gesetzt. Der chilenische Regisseur setzt auf zahlreiche Nahaufnahmen, wodurch ihm ein intimes Porträt der Präsidentengattin gelingt. Die Erzählung wechselt zwischen einem späteren Interview mit einem namenlosen Journalisten, nachgestellten TV-Aufnahmen und der eigentlichen Geschichte, die in Rückblenden erzählt wird. Die Inszenierung ist zwar ungewöhnlich, weiß aber zu überzeugen. Das ruhige Drama wird von einem getragenen Soundtrack unterstützt, der sogar eine Oscar-Nominierung erhielt (Ebenso wie die gelungenen Kostüme der damaligen Stilikone). Trotz der Ruhe schleichen sich in den 100 Minuten kaum Längen ein, da die Geschichte der trauernden Witwe absolut herzzerreißend ist. Natalie Portman spielt die Unsicherheit, die Grazie und die Verzweiflung des Ex-First-Lady grandios und heimste dafür völlig zurecht eine Nominierung als Beste Hauptdarstellerin ein. Sie überstrahlt alles und jeden und macht das getragene Drama zu einem sehr gelungenen Film.

Wertung: 8/10



The Girl with All the Gifts

Kinostart: 09.02.2017 DVD-Start: - Laufzeit: 112 Min. | Genre: Thriller, Drama, Horror Regie: Colm McCarthy Land: GB, USA | FSK: 16 | Originaltitel: The Girl With All The Gifts | Poster: © Universum

Zombie-Epidemien haben sich in den letzten Jahren großer Beliebtheit erfreut. Unzählige Filme und Serien, größtes Aushängeschild des Genres ist sicherlich die AMC-Serie "The Walking Dead", haben sich mit der Thematik beschäftigt und langsam scheint die Geschichte der Untoten auserzählt. Der britische Thriller "The Girl with All the Gifts" hat aber tatsächlich noch etwas zu erzählen. An einigen Stellen bleiben die Macher um Regisseur Colm McCarthy zwar den etablierten Gegebenheiten treu, an vielen Stellen werden jedoch Änderungen vorgenommen. Interessant ist aber vor allem der philosophische Teil des Films. Zwar spielt der Überlebenskampf der kleinen Gruppe eine große Rolle, allerdings werden gerade zum Ende hin die großen existenziellen Fragen gestellt, die durchaus spannend sind. Gepaart mit einem starken Beginn, der den Zuschauer noch im Dunkeln über das Kommende lässt, erzeugt "The Girl with All the Gifts" genügend Interesse um über die 112 Minuten Laufzeit hinweg zu unterhalten. Da verzeiht man dem Film auch einige Logiklücken und nicht nachvollziehbare Entscheidungen der Charaktere in der Mitte des Films. Untermalt wird das Geschehen von einem außergewöhnlichen Soundtrack, der sich allerdings als sehr gelungen heraus stellt. Den Bildern sieht man, gerade in den Panoramaaufnahmen, ihre CGI-Herkunft das eine oder andere mal an, im Hinblick auf das schmale Budget geht das jedoch vollkommen in Ordnung. Zumal die postapokalyptische Atmosphäre gut rüber kommt. Die Darsteller um Gemma Arterton und Glenn Close machen indes eine sympathische und solide Figur. Der ruhige Thriller überzeugt durch einige interessante Ansätze und wirft etliche moralische Fragen auf. "The Girl with All the Gifts" ist ein mindestens solider Beitrag für alle Fans der Thematik.

Wertung: 6/10



Split

Kinostart: 26.01.2017 DVD-Start: 08.06.2017 Laufzeit: 117 Min. | Genre: Thriller, Fantasy, Horror Regie: M. Night Shyamalan Land: USA | FSK: 16 | Originaltitel: Split | Poster: © Universal

Die Karriere des M. Night Shyamalan ist ein einziges Auf und Ab. Der indische Regisseur wurde durch "The Sixth Sense" berühmt, reihte in den Folgejahren unter anderem mit "Die Legende von Aang" und "After Earth" aber einen Flop an den anderen. Erst mit "The Visit" konnte er seinen Ruf wieder verbessern. Nun kommt mit "Split" sein neuestes Werk in die Kinos, in dem James McAvoy in die Haut eines Menschen schlüpft der 23 verschiedene Identitäten in sich vereint. Je nachdem tritt McAvoy also mal als 9-jähriger Junge oder auch als Frau im Rollkragenpullover auf. Ein faszinierender Schauspielstunt, der McAvoy hervorragend gelingt. Leider bleibt seine Leistung das einzige Highlight eines Films der zwar bei Kritikern und Publikum toll ankam, mich jedoch über weite Strecken kalt lies. Ja, gerade zu Beginn schafft es Shyamalan eine beklemmende Atmosphäre durch das beängstigende und ungewisse Szenario hervorzurufen, im weiteren Verlauf verliert "Split" allerdings immer mehr von seiner Faszination. Stattdessen verzettelt sich Shyamalan im Ausbruch der 24. Persönlichkeit die mit ihrer Übernatürlichkeit leider so gar nicht zum Rest des düsteren Films passt. Dazu wartet man auf einen Twist vergeblich und das gezwungene, ebenfalls unpassende Ende, sorgt für insgesamt viel zu viele peinliche Momente. Trotz der starken Leistung von McAvoy avanciert "Split" somit zur ersten großen Enttäuschung des Kinojahres, da sich der Thriller insgesamt viel zu sehr verzettelt.

Wertung: 4/10



Fences

Kinostart: 16.02.2017 DVD-Start: - Laufzeit: 139 Min. | Genre: Drama Regie: Denzel Wahsington Land: USA | FSK: 6 | Originaltitel: Fences | Poster: © Paramount

Vor sieben Jahren feierte das Theaterstück "Fences" auf dem Broadway seine Uraufführung. Die erste Neuinszenierung des Pulitzerpreis ausgezeichneten Dramas aus dem Jahr 1987, avancierte zu einem riesigen Erfolg und bescherte Denzel Washington und Viola Davis einen Tony Award. Grund genug das Drama auch auf die große Leinwand zu holen. Zum dritten Mal in seiner langen Karriere nimmt der zweifache Oscarpreisträger Denzel Washington selbst das Regieruder in die Hand und behält die Besetzung aus dem Theater einfach bei. Ein kluger Schachzug, denn die Rollen sind jedem einzelnen Darsteller längst in Fleisch und Blut übergangen und die Oscarnominierungen für Washington und Viola Davis sind hochverdient. "Fences" ist Schauspielkino in Reinkultur und mit solch brillanten Darstellern an der Spitze funktioniert der Film natürlich hervorragend. Inszenatorisch hält sich Washington hingegen auffällig zurück und am immer gleichen Handlungsort sieht man sich schnell satt. Da hätte sich Washington durchaus etwas mehr einfallen lassen dürfen. So ist "Fences" von einem starken Theater-Charakter geprägt und kann seine Herkunft zu keiner Zeit verbergen. Dennoch überzeugt das Drama durch seine emotionale Familiengeschichte. Wird man zu Beginn noch durch die rasanten, pausenlosen Dialoge förmlich erschlagen, taucht man bald in die berührende Geschichte ein, die es durchaus in sich hat. Trotz der Länge und der Eintönigkeit des Films, ist aus "Fences" somit ein mehr als sehenswerter Film geworden, für alle die für ein dramatisches Dialogfeuerwerk und zwei grandiose Darsteller in den Rollen ihres Lebens etwas übrig haben.

Wertung: 7/10



Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen

Kinostart: 02.02.2017 DVD-Start: 14.06.2017 Laufzeit: 126 Min. | Genre: Drama, Biografie Regie: Theodore Melfi Land: USA | FSK: 0 | Originaltitel: Hidden Figures | Poster: © 20th Century Fox

Der Wettlauf zwischen der USA und der Sowjetunion in den 1950er und 1960er Jahren, sowie die erste Mondlandung, war bereits das Thema etlicher Filme. Das man nach all der Zeit dieser Thematik dennoch noch etwas neues abgewinnen kann, beweist "Hidden Figures". Theodore Melfis Werk basiert auf einem Sachbuch der Autorin Margot Lee Shetterly, die darin von mehreren afroamerikanischen Frauen berichtet, die damals für die mathematischen Berechnung des kühnen Unterfangens verantwortlich waren. Was auf dem Papier wie ein sehr trockenes Thema klingt, entpuppt sich als unterhaltsames Feel-Good-Movie. Der Ton ist allgemein recht locker und die Geschichte wird schwungvoll erzählt. Allerdings spricht Melfi die großen Themen wie Rassismus und Diskriminierung nur oberflächlich an und wenn dann im wahrsten Sinne des Wortes, in Form von Kevin Costners Figur, mit dem Holzhammer. Etwas mehr Tiefe hätte auch den Emotionen gut getan, denn so kann "Hidden Figures" nie richtig mitreißen. Es ist an den gut aufgelegten Darstellern, diesen Umstand wieder auszubügeln. Taraji P. Henson, Janelle Monáe und die Oscarnominierte Octavia Spencer gehen wirklich gut in ihren Rollen auf und spielen dementsprechend auch ihre weißen Co-Stars wie Kirsten Dunst und Jim Parsons in den Schatten. Der ruhig inszenierte aber heitere Film ist folglich solide geworden, ohne sich jedoch allzu lange ins Gedächtnis zu prägen.

Wertung: 6/10



Elle

Kinostart: 16.02.2017 DVD-Start: - Laufzeit: 126 Min. | Genre: Thriller, Drama Regie: Paul Verhoeven Land: FR, BE, DE | FSK: 16 | Originaltitel: Elle | Poster: © MFA/Filmagentinnen

Der niederländische Regisseur Paul Verhoeven gehört zu den renommiertesten Filmemachern unserer Zeit. Immerhin hat er uns Science Fiction-Klassiker wie "Total Recall" und "Robocop", aber auch provokante Erotik-Dramen wie "Basic Instinct" geschenkt. Nun tut er sich mit der legendären französischen Schauspielerin Isabelle Huppert zusammen und dreht mit ihr einen Psycho-Thriller über eine Videospiel-Entwicklerin, die nach einer Vergewaltigung selbst nach dem Täter sucht. "Elle" unterscheidet sich sehr von den üblichen Filmen dieser Thematik, da Huppert in "Elle" nicht die Opferrolle einnimmt, sondern selbst so kalt und berechnend ist, dass sie es selbst mit ihrem Vergewaltiger aufnimmt. Hupperts Figur ist dabei Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und schlichtweg ein faszinierender Charakter. Ihre verachtenswerte Gefühlskälte, ihr entwaffnender Charme und ihre verführerische Anziehungskraft machen sie zu einer großartigen Figur. Hupperts nuanciertes Spiel sorgt für den letzten Feinschliff und die Oscarnominierung als Beste Hauptdarstellerin für Huppert ist mehr als verdient. Ebenso wandelbar wie die Hauptfigur zeigt sich auch der Rest des Films. Immer wieder wechseln sich kaum erträgliche Szenen voller Gewalt, mit einer herrlichen Note Situationskomik ab. Es ist ein außergewöhnlicher Mix der erstaunlicherweise aber funktioniert, auch wenn das den Film sehr speziell macht. Auf große Überraschungen und Wendungen muss man verzichten, doch das würde zu diesem subtilen Psycho-Thriller auch gar nicht passen. "Elle" ist bitterböse, urkomisch und faszinierend zugleich und ist ein ebenso starker, wie ungewöhnlicher Thriller geworden.

Wertung: 8/10



Lion

Kinostart: 23.02.2017 DVD-Start: - Laufzeit: 129 Min. | Genre: Drama Regie: Garth Davis Land: AU, GB, USA | FSK: 12 | Originaltitel: Lion | Poster: © Universum

Als Fünfjähriger geht der indische Junge Saroo (Sunny Pawar) verloren und landet tausende Kilometer von seiner Heimat entfernt allein in Kalkutta, wo er von einem australischen Ehepaar adoptiert wird. 20 Jahre später macht sich Saroo (jetzt Dev Patel) auf die Suche nach seiner indischen Familie. Die Handlung basiert auf dem Roman A Long Way Home von Saroo Bierley, der damit seine eigene Lebensgeschichte erzählt. Diese unglaubliche wahre Geschichte nimmt Regisseur Garth Davis als Grundlage seines Dramas "Lion". Der zweistündige Film teilt sich dabei in zwei Hälften: In der ersten Hälfte sehen wir, wie der fünfjährige Junge in Indien verloren geht und wie er adoptiert wird. Es ist eine herausragende erste Stunde voller starker Bilder und einer emotional fesselnden Geschichte um einen verlorenen Jungen. Die zweite Hälfte mag weniger opulent und interessant daherkommen, überzeugt dafür aber durch seine starken Gefühle. Davis' Film mag vielleicht manipulativ auf die Tränendrüse drücken, doch es funktioniert. Und es funktioniert sogar hervorragend. "Lion" ist ein sehr bewegender und trauriger Film, der sich seine 6 Oscarnominierungen redlich verdient hat. Auch wenn Dev Patel mehr Haupt- als Nebendarsteller ist und der kleine Sunny Pawar sogar noch stärker aufspielt als Patel. Daneben überzeugen Nicole Kidman und Rooney Mara in diesem so realen Drama, dass "Lion" fast schon als Dokumentarfilm zu bezeichnen ist. Das zutiefst berührende Drama hat meine Erwartungen jedenfalls mühelos übertroffen und spätestens das befriedigende und bewegende Ende, macht "Lion" zu einem großartigen Drama und einem der besten Filme des noch jungen Jahres.

Wertung: 9/10



Boston

Kinostart: 23.02.2017 DVD-Start: - Laufzeit: 133 Min. | Genre: Thriller, Drama Regie: Peter Berg Land: USA | FSK: 12 | Originaltitel: Patriots Day | Poster: © Studiocanal

Ein Film über einen Terror-Anschlag? Von Action-Regisseur Peter Berg, der im Original "Patriots Day" benannt wurde? Die Zweifel ob "Boston" mit der sensiblen Thematik umgehen könnte waren groß, immerhin hätte der Thriller über die Bombenanschläge auf dem Boston Marathon im Jahr 2013 zum patriotischen Action-Nonsens verkommen können. Doch aller Zweifel zum Trotz liefert Peter Berg seinen bisher besten Film seiner Karriere ab. Die Einführung der zahlreichen Charaktere mag zu Beginn zwar noch etwas zäh sein, letztendlich bekommen aber alle vorgestellten Figuren im Verlauf noch genügend Raum zur Entfaltung. Denn spätestens mit der Detonation der beiden Bomben ruft Berg ein schreckliches Szenario hervor, was im Angesicht jüngster Terroranschläge seine Wirkung nicht verfehlt. Die darauffolgende Jagd auf die Täter ist pures Spannungskino, ohne die schrecklichen wahren Ereignisse dabei jemals außer Acht zu lassen. So ist "Boston" kein Lobgesang auf Amerika, sondern ein Plädoyer für Menschlichkeit und Zusammenhalt in einer ganzen Stadt, die versucht sich nicht von den Ereignissen verschlingen zu lassen. Mark Wahlberg findet dabei in zwei Szenen die passenden Worte für unsere aktuelle Zeit und spielt ungewöhnlich stark in diesen Szenen. Da am Ende sowohl die Inszenierung, hervorzuheben ist insbesondere die spektakuläre Straßenschlacht zwischen den Attentätern und der Polizei, die namhaften Schauspieler um John Goodman, Kevin Bacon und J.K. Simmons in den Nebenrollen und die emotional aufgeladene Geschichte stimmt, ist aus "Boston" ein starker und beklemmender Thriller geworden. Entgegen aller Befürchtungen, kommt mit "Boston" der richtige Film, zur richtigen Zeit in die Kinos.

Wertung: 8/10



Moonlight

Kinostart: 09.03.2017 DVD-Start: - Laufzeit: 111 Min. | Genre: Drama Regie: Barry Jenkins Land: USA | FSK: 12 | Originaltitel: Moonlight | Poster: © DCM Film

In einer dramatischen Wendung am Ende einer langen Oscar-Nacht, gewann das kleine Drama "Moonlight" den Hauptpreis als Bester Film gegen das favorisierte Musical "La La Land". Zuvor wurden bereits Mahershala Ali als Bester Nebendarsteller und Regisseur Barry Jenkins für das Beste adaptiere Drehbuch ausgezeichnet. Jetzt erscheint "Moonlight" endlich auch in den deutschen Kinos und erzählt die Geschichte des schwarzen Jungen Chiron in drei Akten. Der Heranwachsende muss sich in einem kriminellen Umfeld behaupten, scheint aber so gar nicht in diese Welt zu passen. "Moonlight" folgt seinem Hauptcharakter dabei in drei Abschnitten seines Lebens, einmal als Kind, als Jugendlicher und als Erwachsener, in denen Chiron von drei verschiedenen Darstellern verkörpert wird, die sich äußerlich nicht wirklich ähneln. Dabei beginnt das Drama sehr stark, denn der erste Akt über den schweigsamen Jungen, der in einem Drogendealer (Mahershala Ali) seine Bezugsperson findet, berührt und fällt dementsprechend überzeugend aus. An diese Qualität reichen die beiden anderen Akte jedoch nicht heran, da man keine wirkliche emotionale Bindung zu Chiron aufbauen kann und die diversen Thematiken wie Homosexualität und Mobbing nur oberflächlich angerissen werden. So zeichnet "Moonlight" zwar ein authentisches Portrait eines schwarzen Jungen, dem am Ende jedoch die emotionale und erzählerische Substanz fehlt. Positiv hervorzuheben sind die starken Leistungen der Nebendarsteller Mahershala Ali und Naomi Harris als cracksüchtige Mutter, die als einzige in allen drei Akten vorkommt. Herausragend ist auch die Kamera, die mit all ihrer Natürlichkeit für einige tolle Einstellungen sorgt. So bleibt am Ende ein handwerklich starkes Drama zurück, dessen überschwängliche Kritikerstimmen (Metascore von 99) und den Oscar als Bester Film ich jedoch nicht teilen kann. Obwohl mich der Film in den letzten beiden Dritteln nicht mehr fesseln konnte, ist "Moonlight" aber zumindest ein sehenswertes Drama geworden, allein schon auf Grund seiner wichtigen Thematik. 

Wertung: 7/10



A Cure for Wellness

Kinostart: 23.02.2017 DVD-Start: - Laufzeit: 147 Min. | Genre: Horror, Thriller, Fantasy Regie: Gore Verbinski Land: USA, DE | FSK: 16 | Originaltitel: A Cure for Wellness | Poster: © 20th Century Fox

Bevor Regisseur Gore Verbinski mit der "Fluch der Karibik"-Trilogie weltweiten Ruhm erntete, machte er im Jahr 2002 mit dem Horror-Remake "Ring" auf sich aufmerksam. Nun kehrt er mit dem Mysterythriller "A Cure for Wellness" gewissermaßen zum Genre zurück, muss nach "Lone Ranger" jedoch seinen zweiten Flop in Folge verkraften, denn am Box Office hat der Film lediglich 20 Millionen Dollar eingespielt. Die Produktionskosten in Höhe von 40 Millionen Dollar flossen wohl hauptsächlich in die beeindruckenden Sets des Schweizer Wellness-Resorts. Diese verleihen dem Mysterythriller eine starke visuelle Opulenz, während man den gelegentlichen CGI-Effekten das vergleichsweise geringe Budget anmerkt. Störend fällt das jedoch nicht auf, zumal gerade die kalten unterirdischen Gänge und Räume dem Film seine beklemmende Atmosphäre verleihen. Auf darstellerischer Seite verzichtete Verbinski auf große Namen. Doch die talentierten Darsteller um Dane DeHaan, Jason Isaacs und Mia Goth machen ihre Sache sehr gut und überzeugen in ihren Rollen. Dane DeHaan wird im Film als junger Angestellter in die Schweizer-Alpen entsendet, um dort seinen Boss zu finden und zurück nach Amerika zu bringen. Doch sein eigener Aufenthalt wird vom mysteriösen Spa-Leiter (Jason Isaacs) unfreiwillig in die Länge gezogen. Die Handlung erinnert in den ersten Momenten klar an "Shutter Island" mit Leonardo DiCaprio, nimmt im Verlauf aber auch eine Wendung ins Übernatürliche. Ganz am Ende wandelt Verbinski damit auf einem schmalen Grad der Glaubwürdigkeit, letzten Endes passt der Mystery-Einschlag jedoch deutlich besser ins Bild als bei M. Night Shyamalans Psychothriller "Split". Dadurch ist "A Cure for Wellness" gelungen und absolut sehenswert geworden.

Wertung: 7/10



Certain Women

Kinostart: 02.03.2017 DVD-Start: - Laufzeit: 107 Min. | Genre: Drama Regie: Kelly Reichardt Land: USA | FSK: 0 | Originaltitel: Certain Women | Poster: © Peripher

"Certain Women" basiert auf der Kurzgeschichtensammlung Both Ways Is the Only Way I Want It: Stories der amerikanischen Schriftstellerin Maile Meloy, die von der Autorin im Jahr 2009 veröffentlicht wurde. Dementsprechend erzählt das Drama vom Schicksal dreier Frauen im US-Bundesstaat Montana, deren Geschichten jedoch unabhängig voneinander stehen. Die Anwältin Laura Wells (Laura Dern) bekommt es mit einem Klienten zu tun, der sich mit einer Geiselnahme Luft verschaffen will, die Familie von Gina Lewis (Michelle Williams) steht vor der Zerreißprobe einem älteren Herrn seine Sandsteinvorräte abzukaufen und die Anwältin Beth Travis (Kristen Stewart) macht in einem Weiterbildungskurs die Bekanntschaft mit der Ranch-Besitzerin Jamie. "Certain Women" erzählt drei völlig alltägliche Geschichten, über das Leben dieser Frauen und wie sie ihre Spuren in ihrem Umfeld hinterlassen. Spannung oder ernsthaft interessante Geschichte sucht man in diesem allzu oberflächlich abgehandelten Drama jedoch vergeblich. Der rote Faden in der Geschichte fehlt und in der kurzen Zeit kann man zu den einzelnen Frauenfiguren keine emotionale Bindung aufbauen. Die Wirkung der unbedeutenden Geschichten verpufft zudem durch die sehr ruhige und langsame Erzählweise, die dem Film endgültig jegliche Spannung rauben. Einzig und allein die namhaften Darstellerinnen retten den Film vor einem Totalausfall. Laura Dern, Michelle Williams und Kristen Stewart hat man zwar bereits besser gesehen, ihre Leistungen fallen dennoch überzeugend aus. In jüngster Zeit gab es mit Filmen wie "Manchester by the Sea" und "Silence" einige ruhige und langsam erzählte Dramen, die jedoch immerhin emotional berühren konnten und wirklich stark waren. "Certain Women" hingegen gerät schnell in Vergessenheit, da das Episodenhafte Drama keine interessante Geschichte zu erzählen hat und folglich nichts als die Langeweile über weite Strecken regiert.

Wertung: 4/10



Die Jones - Spione von nebenan

Kinostart: 23.03.2017 DVD-Start: - Laufzeit: 106 Min. | Genre: Komödie, Action Regie: Greg Mottola Land: USA | FSK: 12 | Originaltitel: Keeping Up With The Joneses | Poster: © 20th Century Fox

In seinem neuen Film "Die Jones - Spione von nebenan", zieht es "Superbad"-Regisseur Greg Mottola wieder in eine beschauliche Nachbarschaft. Dort zieht das Ehepaar Jones (Gal Gadot und Jon Hamm) in ein Haus und stellt mit seiner scheinbar perfekten Art das Leben der beiden spießigen Gaffneys (Isla Fisher und Zach Galifianakis) gehörig auf den Kopf. Doch die beiden neuen Nachbarn haben viele Geheimnisse und entpuppen sich als waschechte Spione. "Die Jones" wärmt Storytechnisch altbewährtes wieder auf und zieht die beiden unterschiedlichen Paare durch sämtliche Klischees. Der Verlauf der Handlung ist dabei ebenso vorhersehbar wie das Ende der Geschichte. Wieso "Die Jones" dennoch ganz gut funktioniert liegt vor allem am tollen Frauen-Duo. Isla Fisher und Gal Gadot, die zwischendurch einen sehr heißen Auftritt hinlegt, punkten mit ihren unterhaltsamen Performances. Zach Galifianakis kann da nicht ganz mithalten, spielt im Vergleich zu seinem männlichen Co-Star Jon Hamm, der sehr blass bleibt, dennoch gut auf. Die Dynamik zwischen den beiden Paaren funktioniert trotz ihrer Formelhaftigkeit ziemlich gut und so hinterlässt "Die Jones" einen recht sympathischen und unterhaltsamen Eindruck. Das große Gag-Feuerwerk fällt allerdings aus. Verbunden mit zwei ansehnlichen Actionszenen, den mäßigen Effekten und zu vielen uninspirierten Ideen ergibt sich ein mittelmäßiges Gesamtbild. Wer an einer seichten Komödie jedoch seinen Spaß hat, der wird auch an "Die Jones" seinen Gefallen finden.

Wertung: 5/10



A United Kingdom

Kinostart: 30.03.2017 DVD-Start: - Laufzeit: 111 Min. | Genre: Biografie, Drama Regie: Amma Asante Land: FR, GB | FSK: 6 | Originaltitel: A United Kingdom | Poster: © Alamode Film

Zum 50. Jahrestag der Unabhängigkeit von Botswana erscheint das Drama "A United Kingdom" in den Kinos. Das Historiendrama beruht auf wahren Begebenheiten und erzählt in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg die Geschichte des Thronfolger von Botswana, Seretse Khama (David Oyelowo). Dieser lernt 1947 in London die Büroangestellte Ruth Williams (Rosamund Pike) kennen und lieben. Doch die Liebe der beiden stößt sowohl in Großbritannien, als auch in der Heimat des Prinzen auf große Ablehnung. "A United Kingdom" zeigt wie die Kraft der Liebe den Rassismus besiegen kann. Dafür nähert sich die britische Regisseurin Amma Asante dem Thema von zwei Seiten: Zum einen wird die klassische Romanze der beiden erzählt, zum anderen stehen die politischen Kontroversen im Fokus. Gerade gegen Ende werden die Kontroversen jedoch stark vereinfacht und die Handlung nimmt einen für das Genre gewohnten Verlauf. Zudem muss man den viel zu überhasteten Beginn des Films kritisieren, der die Figuren nicht ausreichend einführt, sondern den Zuschauer sofort ins kalte Wasser wirft. Dennoch weiß "A United Kingdom" als einfühlsames Drama zu überzeugen, mit dessen Hauptcharakteren es leicht fällt mitzufiebern. Trotz des gewohnten Handlungsverlaufes funktioniert das Historiendrama recht gut. Abgerundet wird die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte von gelungenen Bilder aus dem trüben London und den sonnigen Landschaftsaufnahmen Afrikas. Die gut aufgelegten Schauspieler um Rosamund Pike und insbesondere ein toller David Oyelowo machen "A United Kingdom" zu einem soliden biographischen Drama.

Wertung: 6/10



Life

Kinostart: 23.03.2017 DVD-Start: - Laufzeit: 104 Min. | Genre: Sci-Fi, Thriller Regie: Daniel Espinosa Land: USA | FSK: 16 | Originaltitel: Life | Poster: © Sony Pictures

Mit seinem Science Fiction-Thriller "Life" wandelt Regisseur Daniel Espinosa auf den Spuren von "Alien" und "Gravity". Tatsächlich ist der Mix aus diesen beiden Sci-Fi-Meisterwerken die treffendste Beschreibung die man für "Life" anwenden kann. Denn Espinosa vermischt die Story des Horror-Klassikers, in dem ein fremdes Alien die Crew eines Raumschiffes (hier: Die ISS) attackiert, mit der modernen Inszenierung des Oscarprämierten Hits aus dem Jahr 2013. "Life" bedient sich zwar großzügig bei seinen Vorbildern, wirkt dabei aber nicht wie eine Kopie. Dafür macht der Thriller seine Sache viel zu gut. Angefangen beim interessanten Look des hochintelligenten Aliens, bis hin zur rasanten Action. Denn wenn das Alien nach einer behutsamen Einführung der Crew endlich loslegt, gibt Espinosa ordentlich Gas und hält die Spannung bis zum Ende hoch. "Life" bietet vielleicht keinen originellen Grusel, dafür aber einen verdammt effektiven, der zudem in ein großartiges Ende mündet. Der unterkühle und moderne Look passt derweil zur Atmosphäre des Films und die Effekte sind der 58 Millionen Dollar teuren Produktion sehr gut gelungen. Die Darsteller machen in ihren Raumanzügen eine gute Figur, allen voran Rebecca Ferguson und Jake Gyllenhaal. Ryan Reynolds' Part fällt etwas kleiner aus, darf dafür aber in bester "Deadpool"-Manier für die einzigen humorvollen Szenen sorgen. Alles in allem ist "Life" ein verdammt effektiver und spannender Science Fiction-Thriller geworden, der über die gesamte Laufzeit hinweg sehr gut unterhält. 

Wertung: 8/10



Die versunkene Stadt Z

Kinostart: 30.03.2017 DVD-Start: - Laufzeit: 141 Min. | Genre: Abenteuer Regie: James Gray Land: USA | FSK: 12 | Originaltitel: The Lost City of Z | Poster: © Studiocanal

"Die versunkene Stadt Z" ist die Verfilmung eines Buches des New Yorker Autoren David Grann. Granns Buch spielt zu Beginn des 20. Jahrhunderts und handelt vom britischen Colonel Percival Fawcett (Charlie Hunnam), der sich auf eine Expedition nach Bolivien begibt und dort auf die Spuren einer längst vergangenen Zivilisation stößt. Als Nicht-Buchkenner war ich von der Erzählweise überrascht, denn "Die versunkene Stadt Z" handelt nicht von einer großen Expedition in den Dschungel, die ähnlich wie "Apocalypse Now" zu einer immer fiebrigeren Odyssee wird. Stattdessen verschlägt es Colonel Percy gleich drei mal in das Amazonasgebiet und die Lebensgeschichte des Mannes wird über eine Zeitspanne von mehr als 20 Jahren erzählt, einen Abstecher in den 1. Weltkrieg inklusive. Die ständigen Wechsel zwischen dem tropischen Dschungel und dem historischen London, geben dem Abenteuerfilm daher eine gewissen Episodenhaftigkeit. Überzeugen kann "Die versunkene Stadt Z" dennoch, da die Story trotz der recht langatmigen Erzählung stets interessant bleibt. Erst im letzten Akt zieht die Spannung an und die letzte Expedition die Percy zusammen mit seinem Sohn Jack (Tom Holland) unternimmt, sorgt für einige Gänsehaut-Momente. "Die versunkene Stadt Z" ist durch und durch ein klassischer Abenteuerfilm, der durch die große Zeitspanne aber auch biographische Züge enthält. Charlie Hunnam trägt mit einer überzeugenden Leistung zum recht guten Gesamteindruck bei, der durch die namhaften Nebendarsteller um Tom Holland, Robert Pattinson und Sienna Miller, sowie der tollen Inszenierung noch verstärkt wird. Insgesamt ein solides und empfehlenswertes Werk für alle Freunde von klassischen Abenteuerfilmen. 

Wertung: 6/10



The Birth of a Nation

Kinostart: 13.04.2017 DVD-Start: - Laufzeit: 120 Min. | Genre: Drama Regie: Nate Parker Land: USA | FSK: 16 | Originaltitel: The Birth of a Nation | Poster: © 20th Century Fox

Es war einmal im Januar 2016: Das Drama "The Birth of a Nation" gewann auf dem Sundance-Filmfestival den Jury- und den Zuschauer-Preis und war danach als großer Oscar-Favorit in aller Munde. Doch Nate Parker, der Produzent, Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller des Films, holte seine Vergangenheit wieder ein: Fallen gelassene Vergewaltigungsvorwürfe die 1999 gegen ihn erhoben wurden und das angebliche Opfer, welches sich 2012 das Leben nahm. Im politisch überkorrekten Hollywood flammte das Thema wieder auf und "The Birth of a Nation" wurde im Anschluss für keinen Oscar nominiert, spaltete Kritiker und wurde zum Box-Office-Flop. Von der schwierigen Kontroverse abgesehen, erzählt der Afroamerikaner Nate Parker eine klassische Sklavengeschichte im Amerika des frühen 20. Jahrhunderts. Die Parallelen zum Oscargewinner "12 Years a Slave" sind dabei nicht von der Hand zu weißen und die wahre Geschichte verläuft vorhersehbar. Dennoch schafft es "The Birth of a Nation" einige eindrucksvolle Szenen zu kreieren, gerade wenn sie vom tollen Soundtrack untermalt werden. Allerdings erzählt Parker die Geschichte recht konventionell und bewegen können lediglich einzelne Aufnahmen einer zusammengeschlagenen Frau oder einem weißen Kind welches mit einem Sklavenmädchen spielt. Die großen Emotionen kann Parker jedoch nicht auf die Leinwand bannen. Schauspielerisch liefert er jedoch eine starke Leistung ab und sticht aus dem ansonsten zurückhaltenden Cast klar heraus. Die passende unterkühlte Optik und der stimmige Soundtrack täuschen jedoch nicht über die altbewährte Story hinweg. Wer dennoch Lust auf ein Sklavendrama alà "12 Years a Slave" hat, kann beim soliden "The Birth of a Nation" aber definitiv einen Blick riskieren.

Wertung: 6/10



Gold

Kinostart: 13.04.2017 DVD-Start: - Laufzeit: 121 Min. | Genre: Abenteuer, Drama Regie: Stephen Gaghan Land: USA | FSK: 12 | Originaltitel: Gold | Poster: © Studiocanal

Nachdem er für seine Oscarprämierte Rolle im Drama "Dallas Buyers Club" über 20 Kilo abspeckte, futterte sich Matthew McConaughey für seinen neuen Film "Gold" mehr als 10 Kilo an. Mit offensichtlichem Bierbauch und lichtem Haar spielt McConaughey die Rolle des erfolglosen Goldsuchers Kenny Wells, der 1988 im indonesischen Dschungel auf eine wahre Goldgrube stößt, die ihn und sein Umfeld reich macht. McConaughey wandelt dabei auf den Spuren von "Dallas Buyers Club" und "The Wolf of Wall Street", eine Mischung die zum Oscarpreisträger hervorragend passt. So sticht er aus dem Groß bekannter Namen im Cast deutlich heraus und liefert eine hervorragende Vorstellung ab. Der von Stephen Gaghan ("Syriana") inszenierte Film lebt indes von seiner außergewöhnlichen Story, die auf wahren Begebenheiten basiert und den Hauptcharakter durch ein Wechselbad der Gefühle treibt. Besonders sehenswert wird "Gold" vor allem dann, wenn man die wahre Geschichte hinter dem Film noch nicht kennt. Denn für alle Unwissenden hält der Film eine nette Wendung bereit, die das ohnehin unterhaltsamen Drama, erst recht sehenswert macht. Obwohl die Laufzeit mit 121 Minuten merklich lang ausfällt, überzeugt das Drama mit seinem gut aufgelegten Hauptdarsteller und der interessanten Story, die einige inszenatorische Schwächen vergessen und "Gold" zu einem sehenswerten Drama machen. 

Wertung: 7/10



The Founder

Kinostart: 20.04.2017 DVD-Start: - Laufzeit: 115 Min. | Genre: Drama Regie: John Lee Hancock Land: USA | FSK: 0 | Originaltitel: The Founder | Poster: © Splendid/Tobis

Heute ist McDonald's das größte Fast-Food-Unternehmen der Welt, doch bis es dazu kam war es ein weiter Weg. Die Gründungsgeschichte von McDonald's begann im Jahr 1955 in Illinois, USA. Dort eröffneten die beiden Brüder Richard „Dick“ und Maurice „Mac“ McDonald ihr erstes Restaurant, mit dem damals revolutionären Konzept das Essen schnellstmöglich an den Kunden zu bringen. Dennoch ist heute der Name Ray Kroc als Gründer von McDonald's vermerkt. Das biographische Drama "The Founder" erzählt die Geschichte aus der Sicht des 52-jährigen Milkshake-Maschinen-Verkäufers, der das Potenzial der Filiale erkannte, McDonald's zu einem Franchise ausbaute und letztlich die beiden Brüder aus dem Unternehmen drängte. "The Founder" legt dabei ein rasantes Tempo an den Tag und bietet spannende Unterhaltung, sowie eine interessante und ambivalente Story, da man die Absichten und Handlungen beider Seiten stets nachvollziehen kann. Getragen wird "The Founder" von seinem starken Hauptdarsteller Michael Keaton. Der frühere "Batman"-Darsteller, der nach seinem furiosen Comeback in "Birdman" inzwischen als ernstzunehmender Charakterdarsteller wahrgenommen wird, verfügt über genügend Charisma um dem Zuschauer die umstrittene Figur näher zu bringen und überzeugt als gerissener Geschäftsmann auf ganzer Linie. Diese starke Besetzung, die interessante Geschichte und die rasante Inszenierung machen "The Founder" zu einem unterhaltsamen und sehenswerten Drama.

Wertung: 7/10