Silence

Story

Im Jahr 1638 reist der junge portugiesische Jesuit Sebastião Rodrigues (Andrew Garfield) gemeinsam mit seinem Begleiter Bruder Francisco Garrpe (Adam Driver) nach Japan, um als Priester geheime Missionsarbeit zu leisten. Außerdem sollen sie dort mit Hilfe eines Übersetzers (Tadanobu Asano) dem Gerücht nachgehen, das Sebastiãos alter Lehrmeister, der berühmte Pater Cristóvão Ferreira (Liam Neeson), völlig unerwartet vom Glauben abgefallen sein soll. Im ostasiatischen Inselstaat angekommen, bietet sich ihnen ein schauderhaftes Bild. Die Christen des Landes sehen sich einer brutalen Verfolgung durch die Regierung ausgesetzt, nachdem Bauern, meist katholische Christen, auf der Shimabara-Halbinsel einen Aufstand wagten. Fortan wollen die Herrschenden ihr Reich von allen westlichen Einflüssen säubern und isolieren. Folterungen, Kreuzigungen und unmenschliche Demütigungen lassen Sebastião und Francisco immer wieder an ihrer Aufgabe verzweifeln...



Kritik

Mit seinem neuen Film "Silence" erfüllt sich Regie-Legende Martin Scorsese einen langen Wunsch. Seit Jahrzehnten arbeitet er bereits an einer Verfilmung des gleichnamigen Romans vom japanischen Autor Endo Shusaku, der das Buch im Jahr 1966, begleitet von etlichen Kontroversen, in seinem Heimatland veröffentlichte. Jetzt findet Scorseses eigensinniges Werk auch den Weg in deutschen Kinos, nachdem das Historiendrama in den USA gefloppt war. Bei einem kolportierten Budget von 40 Millionen Dollar, spielte "Silence" dort lediglich 7 Millionen Dollar wieder ein und avancierte damit zu Scorseses zweitem Flop, nach der bereits wieder abgesetzten HBO-Serie "Vinyl". Selbst bei der Oscarverleihung spielte der Film wider erwarten keine Rolle (mit Ausnahme einer Nominierung für die Beste Kamera). Da hilft wohl weder die Star-Power Scorseses, der zuletzt mit "The Wolf of Wall Street" im Jahr 2014 einen riesen Hit feierte, noch die namhafte Besetzung um Liam Neeson, Andrew Garfield oder Adam Driver. Übel nehmen kann man das dem Kinopublikum nicht, denn obwohl "Silence" ein faszinierendes und starkes Werk ist, ist der Film gleichzeitig ungemein sperrig, da der Zuschauer viel Geduld mitbringen muss.

Silence

Kinostart: 02.03.2017

DVD-Start: -

Laufzeit: 162 Min.

Genre: Drama, Historie

Regie: Martin Scorsese

Land: USA, Italien, Japan, Mexiko

FSK: 12

Originaltitel: Silence


Ein 162 Minuten langes Religionsdrama ist selbstverständlich kein Publikumsmagnet. Vor allem wenn Altmeister Martin Scorsese keine Kompromisse eingeht. In "Silence" ist der Name Programm und es herrscht beinahe über die gesamte Laufzeit hinweg Ruhe. Der Soundtrack agiert nur minimal im Hintergrund und oftmals ist es lediglich ein Grillenzirpen oder prasselnde Regentropfen vernehmbar. Dadurch merkt man dem Film zwar seine Länge an, wer sich auf die außergewöhnliche Inszenierung einlässt, die so heutzutage kaum noch zu sehen ist, der wird aber in ein atmosphärisch dichtes Werk hineingezogen. Die Oscarnominierte Kamera fängt die atemberaubenden Landschaften Japans hervorragend ein und die nass-kalte Atmosphäre überträgt sich schnell auf den Zuschauer, der gepaart mit der Ruhe und dem langsamen Tempo des Films in einen regelrecht hypnotischen Bann gezogen wird. Allerdings nur wenn man sich als Zuschauer zu 100% auf das Abenteuer einlässt, ansonsten erlebt man wohl 162 der langweiligsten Minuten der jüngeren Kinogeschichte.

Doch die Ruhe ist weit mehr als nur Stilmittel, sondern dient auch als bewusst eingesetztes Symbol für das Schweigen Gottes, einem der Hauptthemen des Films. "Silence" begleitet zwei junge Priester (Andrew Garfield und Adam Driver) auf ihrer Reise nach Japan. Dort sollen sie zum einen das christliche Wort verbreiten, zum anderen ist es ihr Ziel ihren verschollenen Mentor Pater Ferreira (Liam Neeson) wiederzufinden. Keine leichte Aufgabe, denn in Japan wird gezielt Jagd auf Christen gemacht. Folter und Hinrichtungen stehen durch das Verbot des Christentums auf der Tagesordnung. "Silence" erzählt jedoch keine einseitige Geschichte, sondern übt gezielt an beiden Seiten Kritik. Die buddhistisch geprägten Japaner sehen im Christentum eine Gefahr durch den nahezu fanatischen Glauben der Christen, die wiederum denken im Besitz der einzig existenten Wahrheit zu sein. Neben dieser steten Dynamik zwischen den beiden Priestern und einem japanischen Inquisitor, handelt der Film auch noch von der Frage ob ein Gläubiger unter Zwang seinen Glauben verleugnen darf und wie das Schweigen Gottes selbst bei den Priestern für eine Glaubenskrise sorgt. "Silence" ist keineswegs ein einfacher Film, da er es dem Zuschauer nicht nur inszenatorisch, sondern auch thematisch extrem schwierig macht. Da er sich jedoch nicht wirklich auf eine Seite schlägt, dient er als kritische Auseinandersetzung mit den beiden verschiedenen Glaubensrichtungen.

Ohne großartige Darsteller würde ein solcher Film letzten Endes nicht funktionieren, glücklicherweise hat Scorsese trotz etliche Absprünge noch ein tolles Trio gefunden. Liam Neeson und Adam Driver stehen zwar eher im Hintergrund, überzeugen in ihren Leinwandminuten aber dennoch. Ansonsten ist "Silence" der Film des Andrew Garfield, der erst kürzlich in "Hacksaw Ridge" ganz groß aufspielte und sich seine verdiente Oscarnominierung abholte. Seine Leistung in "Silence" steht der des Kriegsdramas in nichts nach. Zwar zeigt er hier weniger Facetten, da sein Charakter die meiste Zeit über ernst bleibt, dennoch trumpft Garfield auch hier wieder groß auf. 

 

Fazit

Martin Scorsese geht bei "Silence" keinerlei Kompromisse ein. Sowohl thematisch als auch inszenatorisch wandelt die Regie-Legende abseits üblicher Konventionen und wird dabei Zuschauer, die sich nicht komplett auf das Werk einlassen, völlig vor den Kopf stoßen. Wer sich aber auf die beinahe hypnotische Ruhe einlassen kann, der wird Zeuge eines faszinierenden Films, der trotz seiner enormen Länge und der sperrigen Thematik sehr zu überzeugen weiß. 

 

Wertung: 8/10


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Poster&Trailer: © Concorde Filmverleih

Story: Quelle: Filmstarts.de