Deadpool

Story

Wade Wilson (Ryan Reynolds) ist ein Söldner, der seine Freizeit am liebsten im Puff verbringt. Als er von seiner Krebserkrankung erfährt, unterzieht er sich einem riskanten Experiment im Labor des skrupellosen Ajax (Ed Skrein). Danach hat er Selbstheilungskräfte, sieht aber hässlich aus – so will er seiner Freundin, der Prostituierten Vanessa Carlisle (Morena Baccarin), nicht mehr vor die Augen treten. Also schlüpft Wade in einen rot-schwarzen Anzug mit Maske und versucht als Deadpool, Ajax auszuschalten. Allerdings geht Deadpool dabei anders vor als andere Menschen mit Superkräften. Die offensichtlichsten Unterschiede sind sein pechschwarzer Humor, sein bissiges Mundwerk und seine Angewohnheit, sich direkt ans Filmpublikum zu wenden. Außerdem ist Freundin Vanessa keine passive Prinzessin, die auf Rettung wartet, sondern rettet sich wenn nötig ganz gut selber – ähnlich wie Deadpools Kumpanin Negasonic Teenage Warhead (Brianna Hildebrand), eine junge Frau mit explosiven Fähigkeiten…


Kritik

„Deadpool“ ist nicht der erst Film-Auftritt des „Merc with a mouth“. Bereits 2009 war er Teil des Film „X-Men Origins: Wolverine“ und wurde dort ebenfalls von Ryan Reynolds verkörpert. Doch die Fans waren empört, denn außer coolen aber unblutigen Kampfchoreografien, war der für sein loses Mundwerk bekannte Anti-Held nur schweigsam unterwegs. Diese Fan-Proteste konnte Reynolds nicht auf sich sitzen lassen und der Kanadier versuchte seither alles um „Deadpool“ in einem eigenen, R-Rated-Film auf die Leinwand zu bringen. Doch R-Rated-Filme bringen meist nur wenig Geld ein und so lag das Skript zu „Deadpool“ jahrelang beim „X-Men“-Rechteinhaber Fox in der Schublade, ehe eine 2014 „zufällig“ geleakte Test-Footage, die Reynolds und sein Team im Jahr 2012 erstellten, ins Internet gelang. Der kurze Clip verbreitete sich rasend schnell und wurde innerhalb kürzester Zeit millionenfach geklickt und war begleitet von begeisterten Reaktionen. So dauerte es nach Jahren der Überredungsversuche seitens Reynolds, am Ende nur 24 Stunden ehe Fox den Film durchwank. Als R-Rated-Film mit allen kreativen Freiheiten. Und der Mut von Fox wird belohnt: „Deadpool“ brach am Startwochenende alle R-Rated-Rekorde und pulverisierte die vom Studio  gesetzten Erwartungen mit Leichtigkeit. So wird der ironische und blutige Superhelden-Film erst recht zum großartigen Vergnügen, denn „Deadpool“ hält den Erwartungen stand und bringt den erhofften frischen Wind ins Genre.

Deadpool

Kinostart: 11.02.2016

Länge: 109 Min.

FSK: 16

Genre: Action, Abenteuer, Komödie

Regie: Tim Miller

Land: USA, Kanada


“You’re probably thinking “This is a superhero movie, but that guy in the suit just turned that other guy into a fucking kebab.” Surprise, this is a different kind of superhero story”.

Was die Machart des Films anbelangt, hat Deadpool mit diesem Zitat sicherlich Recht, doch die eigentliche Story des Films ist nur gewöhnlich. Sie erzählt im Grunde genommen eine klassische Origin-Story eines Normalos, der durch Experimente zum Superhelden gemacht wird. Wenn dann auch noch seine Frau entführt wird, sind endgültig alle Superhelden-Klischees erfüllt. Hier hätte man sich auf der einen Seite etwas mehr Mut gewünscht, auf der anderen Seite zieht „Deadpool“ gerade diese Klischees so wunderbar durch den Kakao, dass man den Machern ihre uninspirierte Story fast vergeben möchte. Doch den Zuschauer zieht es ohnehin nicht der Story wegen in „Deadpool“, sondern auf Grund seiner derben Sprüche und der blutigen Action. Die Liste an erinnerungswürdigen Zitaten in diesem Film ist endlos und „Deadpool“ hat beste Chancen zum Kultfilm zu avancieren. Ebenso versaut, wie politisch unkorrekt, haut Deadpool einen derben Spruch nach dem anderen raus und sorgt beim Publikum dabei ununterbrochen für Lacher, auch wenn einige Gags sicherlich nicht für jedermann sind und einigen zu pubertär sein werden. Dabei enthält der Film allerlei Film- und Popkulturelle-Anspielungen. Die Gag-Dichte ist unglaublich hoch und die Gags zünden in selten zuvor gesehener Häufigkeit. Jedenfalls hat man als Zuschauer eine großartige Zeit und die 109 Minuten vergehen wie im Flug, ich habe jedenfalls schon lange nicht mehr so im Kinosaal gelacht wie bei diesem Film. Doch nicht für sein loses Mundwerk ist der Held im roten Gummianzug bekannt, sondern auch für sein gnadenloses Vorgehen. Und so ist die R-Rated, bzw. FSK 16-Einstufung auch nur zu begrüßen. Wer Blut und abgetrennte Körperteile sehen will, wird nicht enttäuscht werden und die witzig-blutige Action passt perfekt zum überdrehten Ton des Films. Dabei verherrlicht der Film zu keiner Zeit die Gewalt, sondern ist sogar unblutiger als gedacht. Da haben sich Reynolds und Regisseur Tim Miller noch zurückgehalten, zu wenig Blut gibt es aber nicht zu sehen, die Macher finden vielmehr das richtige Maß und die FSK 16-Freigabe geht absolut in Ordnung. Und vielleicht schafft es ja sogar ein noch brutalerer Director’s Cut auf die Blu-ray.

„Deadpool“ funktioniert darüber hinaus auch hervorragend auf seiner Meta-Ebene. Etliche Male durchbricht Deadpool die vierte Wand und richtet seine Worte direkt ans Publikum bzw. spielt mit der Kamera, was immer wieder für großartige Momente sorgt. Zudem weiß Deadpool, dass er nur ein Filmcharakter ist und von Ryan Reynolds gespielt wird und macht deshalb unentwegt Witze über Reynolds selbst, Wolverine-Darsteller Hugh Jackman, das produzierende Studio Fox und vielen mehr.

Ryan Reynolds macht dabei eine starke Figur. Man sieht ihm die Lust und den Spaß an seinem Herzensprojekt zu arbeiten stets an und er geht in seiner Rolle als Wade Wilson voll auf. Der Kanadier passt wie die Faust aufs Auge zum Charakter und Reynolds liefert eine der stärksten Leistungen seiner Karriere ab, zumal er es auch in ruhigen Momenten schafft Wade Wilson genügend Menschlichkeit zu verleihen. Gegen den großartigen Charakter Deadpool bleiben aber alle recht blass. Das gilt für die anderen Mutanten wie Cyclops ebenso wie für Wade Wilsons Frau oder seinen besten Freund. Sie alle mache ihre Sache sehr gut, doch der Film bleibt fest in Deadpools Hand. Ein Wort sollte man aber noch über Ed Skrein verlieren, der immerhin den Bösewicht spielt. Mit seinem recht eindimensionalen Charakter wird man nicht wirklich warm und Ed Skrein strahlt weiterhin nur wenig Charisma aus. Immerhin ist sein Auftritt aber besser gelungen als seine Performance als neuer Frank Martin in „The Transporter Refuled“.

Die Inszenierung von Tim Miller stimmt ebenfalls. Der unerfahrene Amerikaner der mit „Deadpool“ sein Regiedebüt (!) gibt, macht seine Sache wahnsinnig gut, da er sich ebenso wenig wie Deadpool an die Vorschriften hält. So ist bereits das verrückte Intro mehr als gelungen, in dem statt der Namen der Schauspieler und der Macher, sich alle selbst persiflieren und Tim Miller als überbezahlten Honk oder Ryan Reynolds als Nervensäge bezeichnen. Dieser verrückte Stil bricht im Laufe des Films immer mal wieder durch und der saukomische Abspann bildet dabei ebenso wenig eine Ausnahme, wie die zwei Abspannszenen am Ende des Films. Großartig! Dabei beinhaltet der Film auch die ein oder andere große Action-Sequenz, die trotz des vergleichsweise schmalen Budgets von 50 Millionen Dollar überraschend gut aussehen. Ebenso gelungen ist der Soundtrack von Tom Holkenborg aka Junkie XL, der bereits „Mad Max: Fury Road“ mit seinem großartigen Soundtrack immer weiter vorangetrieben hat. Hier wird sein Soundtrack des Öfteren von Pop-Songs unterbrochen die zwar allesamt verrückt sind, damit aber wieder perfekt zu „Deadpool“ passen. Egal ob Rap-Songs oder Liebesschnulzen, in „Deadpool“ ist alles dabei und in „Deadpool“ passt alles in den Film.

 

Fazit

Er ist blutig, er ist witzig, er ist großartig! „Deadpool“ bringt den erhofften frischen Wind ins Superhelden-Genre und ist alles was sich die Fans von dem Film erhofft hatten. „Deadpool“ überzeugt auf seiner Meta-Ebene und mit seiner Ironie und bereitet dabei unglaublich viel unzensierten Spaß. Abstriche muss man zwar bei der Story und dem Bösewicht machen, doch „Deadpool“ ist extrem kurzweilig, macht fast alles richtig und ist bereits jetzt einer der größten Späße des Kinojahres. Bleibt nur zu hoffen, dass sich nach dem sehr erfolgreichen Start des Films, in Zukunft mehr Studios zu gewagten R-Rated-Filmen hinreißen lassen. Die bereits angekündigte Fortsetzung „Deadpool 2“ kann jedenfalls sehr gerne kommen!

Wertung: 8/10


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Poster&Trailer: © Twentieth Century Fox of Germany GmbH

Story: Quelle: Filmstarts.de