Kurzkritiken 2017

Bleed for This

Kinostart: 20.04.2017 DVD-Start: - Laufzeit: 117 Min. | Genre: Drama, Sport Regie: Ben Younger Land: USA | FSK: 12 | Originaltitel: Bleed for This | Poster: © Sony Pictures

Für seinen neuen Film "Bleed for This" steigt "Whiplash"-Star Miles Teller in den Boxring und feiert als Vinny Pazienza ein waghalsiges Comeback. Das Box-Drama basiert auf einer wahren Begebenheit und erzählt die Geschichte des mehrfachen Boxweltmeisters, der trotz eines schweren Autounfalls, bei dem sich der italienisch-stämmige Boxer das Genick brach, wieder in den Ring stieg. Bestes Ausgangsmaterial also für einen mitreißenden Boxfilm und tatsächlich wandelt "Bleed for This" auf den Spuren von "Million Dollar Baby" und "Rocky", ohne dabei jedoch deren Klasse zu erreichen. Dafür fehlt es dem Drama an bewegenden Szenen und frischen Ideen, doch dass der Film das Rad neu erfindet war auch nicht zu erwarten. Viel eher überzeugt die spannende Geschichte um den exzentrischen Boxer und sein riskanter Weg zurück in den Boxring. Regisseur Ben Younger stellt dabei nicht die Kämpfe, sondern die menschlichen Aspekte rund um den Ring in den Vordergrund, was eine gute Entscheidung war. Auch wenn der Film in den Schlagabtauschen keine so hohe Intensität wie seine Genrekollegen erreicht. Die Inszenierung und der stimmige Soundtrack sind jedenfalls gut gelungen. Getragen wird "Bleed for This" aber vom starken Miles Teller in der Hauptrolle, der nicht nur die äußerlichen Ähnlichkeiten zu Pazienza mitbringt, sondern durch sein Charisma schnell zum Sympathieträger aufsteigt. Ebenfalls gelungen ist der Auftritt von Aaron Eckhart als Pazienzas Trainer Kevin. Alles in allem überzeugt "Bleed for This" und ist nicht nur für alle Box-Fans interessant und sehenswert geworden.

Wertung: 7/10



Sieben Minuten nach Mitternacht

Kinostart: 04.05.2017 DVD-Start: - Laufzeit: 109 Min. | Genre: Fantasy, Drama Regie: J. A. Bayona Land: USA, SP, KA, GB | FSK: 12 | Originaltitel: A Monster Calls | Poster: © Studiocanal

Der spanische Regisseur Juan Antonio Bayona verfilmt mit "Sieben Minuten nach Mitternacht" den gleichnamigen Roman des Autors Patrick Ness, der für die Verfilmung auch das Drehbuch beisteuerte. Die Geschichte dreht sich um den 13-jährigen Conor, der die Hilfe eines Baum-Ungeheuers sucht, um mit der schweren Krankheit seiner Mutter zurechtzukommen. "Sieben Minuten nach Mitternacht" ist eigentlich ein reines Drama um Themen wie Verlust und Erwachsenwerden, wird jedoch immer wieder durch diverse Fantasy-Momente aufgebrochen, wenn Conors Begleiter, ein riesiges Baum-Monster (gesprochen von Liam Neeson), auftaucht. Die Geschichte des Jungen ist zutiefst bewegend und bedrückend zugleich und gerade gegen Ende dürfte kaum ein Kinobesucher seine Tränen zurückhalten können. Das kluge Drama lässt einen tief in die Gefühlswelt Conors eintauchen und es entsteht eine beeindruckend starke emotionale Bindung zum Hauptcharakter. Getragen wird das Drama von seinem überraschend starken Nachwuchsschauspieler Lewis MacDougall, der die Emotionen seiner trauernden Figur wunderbar transportieren kann. Daneben glänzen Felicity Jones als krebskranke Mutter und Sigourney Weaver als strenge Großmutter. Endgültig zu einem echten Highlight wird "Sieben Minuten nach Mitternacht" jedoch durch seine virtuose Inszenierung. Die Animationen des Monsters sind überzeugend und gerade die gelegentlich eingestreuten Animationsszenen sind J. A. Bayona hervorragend gelungen. Einige Längen im Mittelteil und ein paar kleinere Schwächen trüben da nicht über den herausragenden Gesamteindruck hinweg. "Sieben Minuten nach Mitternacht" ist ein zutiefst bewegendes Fantasy-Drama, das noch lange nach dem Kinobesuch nachhallt und ein großartiges Meisterwerk des Gefühls-Kinos. 

Wertung: 9/10



Get Out

Kinostart: 04.05.2017 DVD-Start: - Laufzeit: 104 Min. | Genre: Horror, Thriller Regie: Jordan Peele Land: USA | FSK: 16 | Originaltitel: Get Out | Poster: © Universal

Endlich erscheint der US-Kino-Hit "Get Out" in den deutschen Kinos, der bei Kosten von gerade einmal 4,5 Millionen Dollar bislang unglaubliche 200 Millionen Dollar wieder eingespielt hat. Der Horrorthriller erzählt vom farbigen Chris (Daniel Kaluuya) und seiner weißen Freundin Rose (Allison Williams), die die Eltern von Rose besuchen. Trotz des herzlichen Empfangs schleicht sich jedoch schon bald etwas Unheimliches in den Eltern-Besuch. Regisseur und Komiker Jordan Peele beschäftigt sich mit Themen wie Vorurteilen und Rassismus und verleiht der Thematik eine gesellschaftskritische aber auch satirische Note. "Get Out" ist dabei vor allem ein Psychothriller mit Horror-Elementen, bei dem man sich die ganze Zeit über fragt was eigentlich vor sich geht. Bis zur Wendung baut der Film dabei unablässig Spannung auf und weiß zu überzeugen. In der letzten halben Stunde nach der Wendung, wird der Film jedoch zu einem geradlinigen Horrorfilm, der sich zu wenig traut und etwas über das Ziel hinaus schießt. Zudem nimmt der Trailer meiner Meinung nach bereits etwas zu viel vorweg. Dennoch ist der Film gerade wegen der ersten starken Stunde sehenswert, da der unkonventionelle Ton, die ebenso spannende wie interessante Handlung, sowie die tollen Darsteller um Daniel Kaluuya überzeugen. All das macht aus dem Indie-Hit zwar nicht den erhofften Horror-Meilenstein, doch einen richtig guten und definitiv sehenswerten Psychothriller.

Wertung: 7/10



Why Him?

Kinostart: 12.01.2017 DVD-Start: 24.05.2017 Laufzeit: 112 Min. | Genre: Komödie Regie: John Hamburg Land: USA | FSK: 12 | Originaltitel: Why Him? | Poster: © 20th Century Fox

Regisseur und Drehbuchautor John Hamburg hat in seiner Laufbahn bereits an etlichen Komödien wie "...und dann kam Polly", sowie "Zoolander" mitgewirkt. Bei seiner vierten Regiearbeit tut er sich mit zwei der besten Schauspieler Hollywoods zusammen: "Breaking Bad"-Star Bryan Cranston und Multitalent James Franco. In "Why Him?" befinden sich die beiden Schauspielgrößen im Streit, denn Cranstons Figur des braven Familienvaters ist so gar nicht mit dem eigenwilligen neuen Freund seiner Tochter (James Franco) einverstanden. Der Internet-Milliardär lässt nämlich keine Peinlichkeit und kein Schimpfwort aus, was beim Familienvater natürlich nicht gut ankommt. Auch als Zuschauer verliert man schnell die Geduld, denn in "Why Him?" reiht sich ein Schmuddelwitz an den nächsten. Das sorgt zwar zumindest teilweise für Schmunzler, überzeugen kann diese Art von Humor über geschlagene 112 Minuten jedoch nicht. Dazu erfindet die Handlung um die beiden rivalisierenden Männer das Komödien-Rad natürlich nicht neu. Was "Why Him?" dennoch zu einer ordentlichen Komödie macht, sind einzig und allein die beiden Hauptdarsteller. Franco und Cranston passen nicht nur hervorragend zu ihren Rollen, sie scheinen auch sichtlich Spaß bei der Sache zu haben. Die Chemie der beiden stimmt jedenfalls und das Hauptdarsteller-Duo macht "Why Him?" zu einem besseren Film. Daneben dürfen sich Fans auf mehrere Cameo-Auftritte berühmter Persönlichkeiten, wie beispielsweise Steve Aoki oder Kiss freuen. Eine Spaßgranate ist "Why Him?" dabei zwar nicht geworden, trotz allem reicht für eine ordentliche Komödie. 

Wertung: 5/10



xXx: Die Rückkehr des Xander Cage

Kinostart: 19.01.2017 DVD-Start: 01.06.2017 Laufzeit: 107 Min. | Genre: Action, Thriller Regie: D.J. Caruso Land: USA | FSK: 16 | Originaltitel: xXx : Return of Xander Cage | Poster: © Paramount

Das 12 Jahre nach dem gnadenlos gefloppten "xXx2: The Next Level" noch einmal ein dritter Teil der actionlastigen Reihe in die Kinos kommen würde, hat nun wirklich niemand vermutet. Doch Vin Diesels gestiegene Popularität, nach den jüngst extrem erfolgreichen "Fast&Furious"-Filmen macht es möglich. Und so ist Diesel ein zweites Mal in der Rolle des Draufgängers Xander Cage zu sehen, nachdem ihn im zweiten Teil Rapper Ice Cube vertrat. Nötig ist "Die Rückkehr des Xander Cage" allerdings nicht, denn was Regisseur D.J. Caruso dem Publikum hier auftischt, ist nur schwer verdauliche Kost. Bereits die Anfangsszene mit Samuel L. Jackson und Fußball-Star Neymar Jr. ist an Peinlichkeit kaum zu überbieten und der Fremdschamfaktor nimmt in der Folge kaum ab. Eine miese Story, dämliche Dialoge und lahme Macho-Sprüche sorgen für wenig Spaß. Zumal Vin Diesel nur noch in "Fast& Furious" zu funktionieren scheint. Hier wirkt sein cooles Gehabe völlig aufgesetzt und Diesel zieht den Film mi seiner schwachen Leistung nur weiter nach unten. Seine Co-Stars um Donnie Yen, Ruby Rose und Toni Collette agieren da immerhin auf einem soliden Niveau und Fans dürfen sich auf einen recht gelungenen Gastauftritt von Ice Cube freuen. Was man von einem Film wie "xXx: Die Rückkehr des Xander Cage" erwarten kann, ist aber immerhin ein abgehobenes und bombastisches Action-Feuerwerk abzuliefern. Doch weder die Skiabfahrt im Wald, noch die absurde Motorrad-Szene auf dem Wasser kann hier überzeugen. Zumal die Effekte des mit 85 Millionen Dollar recht schmal budgetierten Films nicht immer zeitgemäß aussehen. So scheitert Teil 3 sogar an den lediglich mittelmäßigen Vorgängern (Teil 1: 5/10, Teil 2: 4/10), da diese gerade in den Actionszenen besser unterhalten konnten. So sehr sich "xXx: Die Rückkehr des Xander Cage" auch bemüht "Fast&Furious" nachzuahmen, ohne seine Crew und ohne einen vierrädrigen Untersatz kann nicht einmal Vin Diesel den dritten Teil der Triple X-Reihe retten.

Wertung: 3/10



Fifty Shades of Grey 2 - Gefährliche Liebe

Kinostart: 09.02.2017 DVD-Start: 08.06.2017 Laufzeit: 115 Min. | Genre: Drama, Erotik Regie: James Foley Land: USA | FSK: 16 | Originaltitel: Fifty Shades Darker | Poster: © Universal Pictures

Erwartungsgemäß lockte 2015 der erste Teil der SM-Romanverfilmung "Fifty Shades of Grey" von Autorin E.L. James viele Frauen in die Kinos. Der von Sam Taylor-Wood inszenierte Film sorgte zwar nur für mäßige Kritiken, überzeugte aber mit einem Einspielergebnis von 561 Millionen Dollar an den Kinokassen. Bei der Fortsetzung führt nun James Foley die Regie, der die Geschichte um Milliardär Christian Grey (Jamie Dornan) und Anastasia Steele (Dakota Johnson) fortführt. Nach der Trennung am Ende des ersten Teils, will der besitzergreifende Grey seine Liebe wieder zurück, muss dafür jedoch ein Stück seiner Kontrolle abgeben. Währenddessen holt den Milliardär seine schwierige Vergangenheit wieder ein. "Fifty Shades of Grey 2" bleibt sich dabei weitestgehend treu und vermischt, wie bereits im ersten Teil, Hausfrauen-Fantasien mit einer klassischen Romanze. So etwas wie eine Handlung ist erneut kaum zu erkennen und die Spannungskurve ist in diesem Fall eine horizontale. Zumal die Konflikte mit Anas neuem Chef Jack Hyde (Eric Johnson), Christians Ex-Sub Leila Williams (Bella Heatcote) und seiner Ex Elena Lincoln (Kim Basinger) wenig überzeugend sind. Immerhin holt "Fifty Shades of Grey 2" den Zuschauer auf emotionaler Ebene mehr ab, als der unterkühlte Vorgänger. Das dürfte auch an der recht gelungenen Inszenierung von James Foley liegen, obwohl die Sexszenen wieder einmal viel zu harmlos ausfallen. Die Darsteller machen eine solide Figur, allerdings versprühen Dornan und Johnson immer noch keinerlei Chemie zusammen. "Fifty Shades of Grey 2" ist aber nicht der gefürchtete Totalausfall geworden, sondern unterhält, wie bereits der Vorgänger, auf mäßigem Niveau.

Wertung: 5/10



Die Taschendiebin

Kinostart: 05.01.2017 DVD-Start: 08.06.2017 Laufzeit: 145 Min. | Genre: Drama, Thriller Regie: Chan-wook Park Land: KR | FSK: 16 | Originaltitel: Ah-ga-ssi | Poster: © Koch Films / FilmAgentinnen

"Oldboy"-Regisseur Chan-wook Park adaptiert mit seinem neuen film "Die Taschendiebin", den Roman "Fingersmith" der walisischen Autorin Sarah Walters aus dem Jahr 2002. Der südkoreanische Regisseur verfrachtet die Handlung aus dem viktorianischen Zeitalter in das von Japan kontrollierte Korea der 1930er Jahre. Dort wird die Taschendiebin Sook-Hee (Tae-ri Kim) vom falschen Grafen Fujiwara (Jung-woo Ha) angeheuert, um die reiche japanische Erbin Lady Hideko (Min-hee Kim) um ihr Vermögen zu bringen. Doch dann entdecken die zwei Frauen ungeahnte Gefühle zueinander, was zu unvorhergesehenen Komplikationen führt. Mehr darf zur Handlung an dieser Stelle nicht verraten werden, denn nach einer Stunde nimmt das Liebesdrama eine überraschende Wendung und von da an zeigt sich, wie sehr der Zuschauer an der Nase herum geführt wurde. Die starke Geschichte steht im Zentrum des Films und kann ab der zentralen Wendung vollends überzeugen. Die erste Stunde hingegen ist noch etwas zäh, wer da dran bleibt und auf die Details achtet, wird später jedoch belohnt. Zur starken Story und allgemein ruhigen Erzählweise, gesellt sich die hervorragende Inszenierung des legendären Regisseurs Chan-wook Park. Die Bilder des Südkoreaners sehen großartig aus, da die prunkvollen Sets und die tollen Kostüme sehr zur Atmosphäre des Films beitragen. Dazu gesellen sich einige erotische Szenen, die dem Liebesdrama seine Sinnlichkeit verleihen. All diese Elemente sorgen für einen sehr sehenswerten Film, dem lediglich die etwas zähe erste Stunde eine höhere Wertung verwährt. 

Wertung: 7/10