Beasts of No Nation

Story

Als Bürgerkrieg in Westafrika ausbricht, ändert sich das Leben für den jungen Agu (Abraham Attah) eines Tages drastisch. In einem Moment hat er noch unbeschwert mit seinem älteren Bruder und ein paar Freunden gespielt, im nächsten marschieren Regierungstruppen in sein Dorf ein, um die aufkommende Rebellion blutig im Keim zu ersticken. Agu wird von seiner Familie getrennt und ist fortan auf sich allein gestellt. Nachdem er Zuflucht im Wald gesucht hat, wird er wenig später von einem ebenso charismatischen wie skrupellosen Rebellenführer (Idris Elba) aufgelesen, der ihn unter seine Fittiche nimmt und in einer Reihe brutaler Lektionen allmählich zum Kindersoldaten ausbildet. Dabei lernt Agu auch den stummen Strika (Emmanuel Nii Adom Quaye) kennen, mit dem er sich nicht nur den Verbrechen, sondern auch den Leiden stellt, die der Krieg mit sich bringt.


Kritik

Netflix. Der Name steht seit Jahren für das Streaming von Filmen und Serien im Internet. Der  beliebte US-amerikanische Streaming-Anbieter hat in der letzten Zeit expandiert und ist seit einigen Monaten auch in Deutschland nutzbar. Doch damit nicht genug: Nach ihren erfolgreichen Eigenproduktionen wie „House of Cards“, „Orange ist the New Black“ oder der neue Serie „Narcos“, erscheint nun der erste eigens produzierte Spielfilm von Netflix. Seit Jahren streitet man sich über die Pufferzeit zwischen der Kinoveröffentlichung und der VoD- bzw. Heimkino-Auswertung der Hollywood-Filme. Die Kinos wollen ihre Vormachtstellung natürlich behalten, doch mit „Beasts of No Nation“ sagt Netflix dem Kino endgültig den Kampf an. Außer in einigen wenigen US-Kinos, und das auch nur um sich für das Oscar-Rennen zu qualifizieren, wurde „Beasts of No Nation“ am 16.10.2015, zeitgleich für alle Netflix-Abonnenten veröffentlicht. Doch Netflix weiß, dass man den Kampf gegen die Kinos nur mit Qualität gewinnen kann. 12 Millionen Dollar blätterte man allein für die Verfilmungs-Rechte des Buches hin und wie seine Serien-Kollegen, ist der Film aufwendig produziert und das finale Ergebnis kann sich sehen lassen!

Beasts of No Nation

VoD-Start: 16.10.2015

Länge: 136 Min.

FSK: -

Genre: Drama, Krieg

Regie: Cary Fukunaga

Land: USA


Als Regisseur hat man sich Cary Fukunaga ins Boot geholt. Der Amerikaner sorgte vor einem Jahr mit der ersten Staffel der gefeierten HBO-Serie „True Detective“ für Aufsehen. Er inszenierte alle Episoden der Staffel und es hat sich für Netflix gelohnt Fukunaga ins Boot zu holen, denn er inszeniert das heikle Thema rund um Kindersoldaten mit dem richtigen Feingefühl. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht des jungen Agus. Agu verliert zu Beginn des Filmes seine Familie und wird von Rebellen aufgegabelt, die ihn daraufhin zum Soldaten trimmen. Kindersoldaten waren schon des Öfteren im Zentrum von Hollywood-Filmen und so ist die Geschichte des Films nicht wirklich neu, aber trotz allem aufwühlend und schockierend. Der Vorteil von Netflix ist, das man sich nicht um ein PG-13-Rating scheren muss, denn da die Abonnenten von Netflix ohnehin erwachsen sind, braucht man nicht zimperlich zu sein. So hält der Film doch einige unangenehme Szenen bereit, ohne dabei jedoch gewaltverherrlichend zu wirken. Da findet Fukunaga die richtige Mischung für den Film und das Thema das er erzählt. Der Film ist darüber hinaus sehr ruhig. Zwar gibt es einige Feuergefechte doch die meiste Zeit sind die Charaktere eher still unterwegs. Diese Ruhe ist zwar begrüßenswert, allerdings ist „Beasts of No Nation“ mit seinen 136 Minuten etwas zu lang geraten und so schleichen sich doch die einen oder anderen Längen ein. Gerade im Mittelteil und gegen Ende hätten ein paar Minuten weniger dem Geschehen gut getan.

Weitaus besser ist die technische Seite gelungen. Serien wie „House of Cards“ haben es vorgemacht und „Beasts of No Nation“ knüpft nahtlos an: Der Film wurde aufwändig produziert und man merkt es dem Film an, das hier ausreichend Mittel da waren um den Angriff auf das Kino auch qualitativ zu halten. Gedreht wurde in Ghana, was dem Film einen sehr authentischen Look verleiht. In welchem afrikanischen Land der Film spielt, wird ohnehin nicht verraten. Dazu sieht man die Welt aus der Sicht von Agu, wenn er unter Drogen-Einfluss kämpft sieht man als Zuschauer dann auch die veränderten Farben und Wahrnehmung der Umgebung. Hier zeigt Fukunaga wieder seine ganze Klasse.

Unterstützt wird er dabei vom tollen Idris Elba. Der Brite spielt den Kommandeur der Rebellen-Einheit und liefert eine überzeugende Darstellung ab, mit der er klar auf einen Oscar abzielt. Ebenso überzeugend ist auch Newcomer Abraham Attah als Agu, mit einer feinfühligen Darstellung des Kindes, dass trotz aller Grausamkeiten seine Menschlichkeit behält. Beide helfen dem Film beim Versuch möglichst authentisch zu sein.

 

Fazit

Der Streaming-Riese macht mit „Beasts of No Nation“ vieles richtig. Netflix erster eigenproduzierter Spielfilm, erzählt eine drastische, opulent bebilderte Geschichte, die überaus sehenswert geworden ist. Sicher, bei der Laufzeit hat man sich etwas übernommen und beim Versuch einen Oscar zu gewinnen, hat man hier und da etwas zu dick aufgetragen, doch Netflix ist auf dem richtigen Weg und darf sich durchaus Hoffnungen auf eine Nominierung für den begehrten Goldjungen machen. Dann wäre der Kampf gegen das Kino erst recht eröffnet…


Wertung: 7/10


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Poster&Trailer: © Netflix

Story: Quelle: Filmstarts.de