Mare of Easttown

Staffelfinale: 11.06.2021 | Anbieter: Sky Ticket | Episoden: 7 | FSK: 16 | Land: USA | Genre: Krimi, Drama


Kritik

Mit seinen herausragenden Sommer-Krimis hat sich der amerikanische Bezahlsender HBO inzwischen einen Namen gemacht. Egal ob "True Detective", "Big Little Lies" oder "Sharp Objects", mit seinen Miniserien landete der "Game of Thrones"-Sender in den letzten Jahren regelmäßig Volltreffer. Auch im Sommer 2021 müssen wir nicht auf eine solche Miniserie verzichten. Angeführt von einer herausragenden Kate Winslet, entspinnt sich ein düsteres Krimi-Drama mit dem Namen "Mare of Easttown". Die sieben Episoden der Miniserie von Showrunner Brad Ingelsby, Drehbuchautor von düsteren Dramen und Thrillern wie "Auge um Auge" und "Out of Play", sowie "The Hunt"-Regisseur Craig Zobel, der sämtliche Episoden inszeniert, erscheinen hierzulande bei Sky und die sollte man sich auch nicht entgehen lassen. So sehr "Mare of Easttown" auch die gewohnten Checklisten des Genres abhakt, so gelungen ist am Ende doch das Ergebnis. Mit seinen großartigen Darstellern und einer wendungsreichen Geschichte, zieht "Mare of Easttown" seinen Zuschauer nämlich von Anfang an in seinen Bann.

 

Die Miniserie spielt in der ruhigen US-Kleinstadt Easttown, die von einem Mord heimgesucht wird. Ermittlerin Mare Sheehan (Kate Winslet) ist wegen eines Wurfs in der Basketball-Meisterschaft vor 25 Jahren selbst eine Berühmtheit in der Gemeinde, steht jedoch wegen eines ungelösten Vermisstenfalls gehörig unter Druck. Dazu muss die geschiedene Ermittlerin auch noch mit dem Suizid ihres Sohnes klarkommen. Da kommt der junge Detective Colin Zabel (Evan Peters), der in die Stadt beordert wird um ihr zu helfen, zu keinem guten Zeitpunkt.

Eine griesgrämige Ermittlerin, eine ruhige Kleinstadt in der jeder jeden zu kennen scheint und ein plötzlicher Mordfall. "Mare of Easttown" geht nicht nur augenscheinlich die Checklisten des Krimi-Genres durch, sondern serviert dem Zuschauer nur allzu bekannte Umstände. Hinzu kommt das zwischenmenschliche Drama das sämtliche psychische Probleme abdeckt, von Suizid, über Drogenabhängigkeit, Familienproblemen und einem ungewollten Partner. Dass "Mare of Easttown" trotzdem von der ersten Episode an zu begeistern weiß, liegt an der herausragenden Umsetzung der Geschichte. Die Umstände in der sich Mare wiederfindet, mögen bekannt sein, Drehbuchautor und Showrunner Brad Ingelsby gelingt es trotzdem alles geschickt unter einen Hut zu bekommen. "Mare of Easttown" ist dabei mehr Charakterdrama als Krimi, sprich die zwischenmenschlichen Probleme stehen etwas mehr im Fokus als der eigentliche Kriminalfall (was vielleicht nicht jedem gefällt), aber genau diese sind es die dafür sorgen, dass die Serie auf emotionaler Ebene so gut funktioniert. Nicht nur wächst dem Zuschauer die miesgelaunte Mare ans Herz, die mit ihrer abweisenden Art kein klassischer Sympathieträger ist, sondern auch die Nebencharaktere funktionieren ausnahmslos gut und bekommen in den sieben Episoden genügend Tiefe. Die Probleme der verschiedenen Familien und Charaktere der Serie werden dabei ausschließlich in Graustufen wiedergegeben, Schwarz-Weiß-Zeichnungen oder überhöhte Bösewichte finden sich hier nicht. Stattdessen funktioniert "Mare of Easttown" auf zwischenmenschlicher Ebene hervorragend.

Das gleiche lässt sich aber auch über die Kriminalgeschichte sagen, die zwar etwas im Hintergrund steht, dabei jedoch viele Überraschungen aus dem Hut zaubert. Am Ende einer jeden Episode wartet ein Cliffhanger auf das Publikum der sich sehen lassen kann, in der darauffolgenden Episode aber auch zufriedenstellend aufgelöst wird. Die Geschichte ist voller überraschender Wendungen und bleibt bis zum Schluss unvorhersehbar aber auch gleichzeitig nachvollziehbar. Auf übertriebene Action oder überhöhte Charaktere wird dabei verzichtet und "Mare of Easttown" kommt angenehm geerdet daher. Die Geschichte wird ruhig aber nicht zu langsam erzählt und auch die "Action" ist so zurückhaltend inszeniert, dass sie kaum also solche zu bezeichnen ist. Ein Lob geht hier sowohl an Showrunner Brad Ingelsby, der es geschafft hat die Spannungsschraube seiner Erzählung dank zahlreicher Twists immer weiter hochzudrehen und an Regisseur Craig Zobel, der mit seiner fast farblosen Inszenierung der Serie zu einer düsteren Atmosphäre verhilft und seinen Schauspielern genügend Luft zum Atmen lässt.

Denn das wahre Highlight von "Mare of Easttown" sind die fantastischen Darsteller. Kate Winslet dürfte der Emmy kaum zu nehmen sein und glänzt mit eine der besten Vorstellungen ihrer Karriere. Als zurückgezogene Ermittlerin mit Problemen bei der Trauerbewältigung, zeigt sie eine etwas andere Seite von sich, was auch für ihren ungeschminkten Schlabber-Look gilt. Winslet ist hervorragend besetzt und glücklicherweise lässt sich das gleiche auch über die Nebendarsteller sagen. Marvel-Star Evan Peters überzeugt als junger und naiver Detective, Jean Smart macht als Mares Mutter viel Spaß, Angourie Rice spielt Mares Tochter klasse und Guy Pearce gibt den charismatischen Love Interest von ihr. Die kleinen Geschichten wie die von Mares Tochter, die sich in der abwesenden Familie mit dem Verlust ihres Bruders und ihrer eigenen Identität rumschlagen muss oder die von Mares Adoptivsohn und seiner drogenabhängigen Mutter die das Sorgerecht beantragt, sind einfach durch die Bank weg stark gespielt und funktionieren auch im Gesamtkontext der Serie richtig gut. 

 

Fazit

Dass "Mare of Easttown" augenscheinlich sämtliche Checklisten des Krimi- und Drama-Genres abhakt ist kein Problem. Was Showrunner Brad Ingelsby daraus macht, ist nämlich große Klasse. "Mare of Easttown" glänzt mit einer emotionalen Geschichte voller überraschender Wendungen, bei der das zwischenmenschliche Drama etwas mehr im Fokus steht als der Kriminalfall. Das gefällt vielleicht nicht jedem, mich hat die HBO-Miniserie jedoch von der ersten Episode an in ihren Bann gezogen. Dafür sorgen die toll besetzten Charaktere, angeführt von einer herausragenden Kate Winslet, und deren Geschichten, die dann auch für ein emotionales Staffelfinale sorgen. "Mare of Easttown" ist wieder einmal eine großartige Miniserie von HBO und die bisher beste Serie des Jahres.

 

9/10


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Poster&Trailer: © HBO