Dune

Kino: 16.09.2021 | Laufzeit: 155 Minuten | FSK: 12 Land: USA, CAN | Genre: Sci-Fi, Abenteuer


Kritik

"Sicario" (8/10), "Arrival" (9/10) und "Blade Runner 2049" (10/10). Die letzten drei Filme des kanadischen Regisseurs Denis Villeneuve, sorgen für eine eindrucksvolle Bilanz. Nicht nur, weil alle drei Filme in meiner jeweiligen Jahresbestenliste zu finden waren, sondern auch, weil er sich von Film zu Film immer weiter steigern konnte, bis er schließlich mit "Blade Runner 2049" sein Meisterstück ablieferte. Nun wagt sich der Kanadier an die Adaption des Kultromans "Der Wüstenplanet" von Autor Frank Herbert. Dabei ist er nicht der erste, der sich an das als unverfilmbar geltende Werk herantraut: Bekanntestes Beispiel ist David Lynchs "Dune - Der Wüstenplanet" (5/10) aus dem Jahr 1985, der damals krachend an der Aufgabe scheiterte. Villeneuve versucht derweil gar nicht erst die komplexe Vorlage in ein zweistündiges Korsett zu pressen, sondern legt seine Verfilmung von vorneherein als Zweiteiler aus. Einziges Problem: Der Dreh von "Dune 2" hängt am Einspielergebnis des ersten Teils, was durchaus zu Sorgenfalten führen kann. Immerhin ist selbst "Blade Runner 2049" gnadenlos gefloppt und "Dune" muss sich nun inmitten der Pandemie und bei gleichzeitigem Release auf HBO Max in den USA beweisen. Es wird also kein leichtes Unterfangen den zweiten Teil auf die Leinwände zu bringen, allerdings wäre es eine Schande, wenn es bei diesem Erstling bleiben würde. Denn Villeneuves "Dune"-Adaption mag zwar nicht frei von Schwächen sein, ist aber ein grandioses Kino-Erlebnis, welches ungemein Lust auf mehr macht.

 

Die Handlung von "Dune" spielt im Jahr 10191 und dreht sich um den Konflikt zwischen den mächtigen Adelshäusern Atreides und Harkonnen. Eine entscheidende Rolle spielt dabei das seltene Gewürz "Spice", dass auf der Oberfläche des Wüstenplaneten Arrakis abgebaut werden kann. Nach jahrzehntelanger Unterjochung des dort lebenden Volkes der Fremen durch die Harkonnen, übernimmt Haus Atreides auf Geheiß des Imperiums die Herrschaft über den Planeten. Mit dabei ist der junge Herzog Paul Atreides (Timothée Chalamet), der von den Bewohnern zwar als Messias gesehen wird, dabei aber in eine Falle gelockt wird.

 

Das Wichtigste zuerst: Ich habe die Romanvorlage von Frank Herbert nicht gelesen und meine einzige Berührung mit dem Stoff, ist die David Lynch-Verfilmung, bei der ich damals allerdings völlig den Durchblick verloren habe. Die Kritik richtet sich also vor allem an jene, die (wie ich) nicht mit der Vorlage vertraut sind. Und genau für dieses Publikum dienen auch die ersten 15 Minuten des Films, in denen erst einmal ordentlich Exposition betrieben wird. Das ist auch definitiv notwendig, da nicht nur die Zukunftswelt, sondern auch die politischen Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Häusern geklärt werden müssen. Die Einführung in die Welt von "Dune" gelingt den Drehbuch-Schreibern um Denis Villeneuve, Jon Spaihts und Eric Roth auch ausgesprochen gut, da der Zuschauer langsam aber bestimmt, an die Thematik herangeführt wird. Später hat "Dune" dann schon mehr zu kämpfen. Mein Hauptproblem mit der Story ist, dass sie insgesamt zu vage bleibt. Die Tragweite des Konflikts ist nicht wirklich greifbar, da ich nie richtig wusste, was denn jetzt eigentlich genau auf dem Spiel steht? Der schmale Fokus auf die beiden Familien und den Planeten Arrakis, sorgen zwar für einen persönlicheren Konflikt, generell fehlt mir zur Einordnung des Konflikts aber ein größerer Fokus, inklusive den Absichten des (noch) gesichtslosen Imperators. Da auch die Fremen um Zendayas Charakter Chani lediglich angedeutet werden, wirkt "Dune" schon sehr wie ein Prolog. Das macht auf der einen Seite ungemein Lust auf mehr, da ich nach Antworten auf meine Fragen lechze, als alleinstehender Film funktioniert "Dune" dafür nur bedingt. Das geht jedoch auch in Ordnung, da die Verfilmung von Anfang an für zwei Teile ausgelegt war und ein erster Teil natürlich nicht alle Fragen beantworten muss. "Dune 2" steht dann allerdings in der Bringschuld. 

Durch diesen Umstand konnte mich "Dune" nicht so begeistern wie erhofft, zumal ich dadurch auch Probleme hatte, mit den Charakteren richtig mitzufiebern. Die emotionale Tiefe eines "Blade Runner 2049", der gerade am Ende durch seine starken Charaktere überaus emotional wurde, kann "Dune" dadurch nicht erreichen. Allerdings ist die Handlung mitreißend genug, um mich 155 Minuten lang hervorragend zu unterhalten. Das politische Intrigenspiel erinnert etwas an "Game of Thrones", dazu vermischt sich der technologische Fortschritt mit mystischen Elementen, was zu einer exzellenten Atmosphäre führt. Vergleiche mit "Star Wars" oder "Der Herr der Ringe" sind jedoch völlig Fehl am Platz. Zum einen weil "Dune" ein bierernstes Vergnügen ist und auf sämtliche Comic-Reliefs verzichtet, zum anderen weil der Film (von einer Mini-Szene mit einer süßen Wüstenmaus mal abgesehen) auch keinerlei knuffige Sidekicks für die Merchandising-Maschine zu bieten hat. "Dune" ist vielmehr der düstere, ernste und erwachsene Cousin von "Star Wars" und dürfte viele Mainstream-Kinobesucher doch ziemlich abschrecken. In Zeiten in denen leichte Unterhaltung an der Tagesordnung ist, solange es nur genügend One-Liner und Action gibt, ist "Dune" aber eine willkommene Abwechslung, der darüber hinaus mit seinem ruhigen Erzähltempo überzeugt.

Der einzige der etwas Lockerheit in die Ernsthaftigkeit des Films bringt, ist "Aquaman"-Star Jason Momoa, dem die Rolle als Draufgänger wie immer wunderbar steht. Ein großes Sprüchefeuerwerk darf man aber nicht erwarten. Beim namhaften Cast konnten mich insbesondere Rebecca Ferguson und Timothée Chalamet überzeugen. Das Chalamet einer der spannendsten und talentiertesten Jung-Schauspieler Hollywoods sein dürfte ist klar, in "Dune" überzeugt er mit einer gelungenen Mischung aus Selbstzweifeln und selbstbewusstem Herrscher. Dazu sieht er in seiner schwarzen Robe und den schwarzen Haaren, trotz seiner schmächtigen Figur, auch einfach verdammt gut aus. Rebecca Ferguson überzeugt als Pauls Mutter Lady Jessica und ist sicherlich die stärkste aus dem Cast. Das liegt allerdings auch daran, dass sie, anders als ihre verbissenen männlichen Kollegen um Oscar Isaac und Josh Brolin, deutlich mehr dramatische Szenen bekommt, in denen sie glänzen darf. Währenddessen sind Javier Bardem, Dave Bautista und allen voran Zendaya nur recht kurz zu sehen, ein Umstand der sich in Teil 2 sicher noch ändern wird. Abschließend soll auch Stellan Skarsgard nicht unerwähnt bleiben, der den fettleibigen Baron abstoßend und bedrohlich zugleich verkörpert.

Wo "Dune" aber natürlich richtig überzeugt, ist bei der Inszenierung. Die atemberaubenden Bilder von Craig Fraser, die gekonnte Inszenierung von Denis Villeneuve und der herausragende Soundtrack von Hans Zimmer, sorgen für einen audiovisuellen Hochgenuss, wie ich es in den letzten Jahren nur bei "Tenet" und "Blade Runner 2049" gesehen habe. Jedes Bild von "Dune" trieft vor Bombast und Pathos, der Soundtrack hämmert das Publikum immer tiefer in den vibrierenden Kinosessel und die Inszenierung ist so episch, dass man Denis Villeneuve am liebsten umarmen möchte. Das ist Kino und der Kanadier lag nicht falsch damit, als er meinte "Dune" könne nur auf der großen Leinwand richtig genossen werden. Wer nach der Pandemie also mal wieder Lust auf Kino hat: Das ist der richtige Film dafür! Wer jetzt das Haar in der Suppe finden möchte, wird allerdings auch hier fündig. Durch die fehlende Abwechslung (Es gibt eben eine Menge Sand auf Arrakis), erreicht "Dune" nicht ganz den visuellen Bombast eines "Blade Runner 2049", der also auch in dieser Kategorie über "Dune" steht. Allerdings ist das Meckern auf allerhöchstem Niveau und natürlich rein der Vorlage geschuldet.

 

Fazit

"Dune" lebt und feiert das Kino in jeder einzelnen seiner 155 Minuten. Die ruhige und bierernste Inszenierung von Denis Villeneuve, die gigantischen Bilder von Kameramann Craig Fraser und der bombastische Soundtrack von Hans Zimmer sorgen für ein exzellentes Kino-Erlebnis, wie ich es in den letzten Jahren nur bei "Tenet" und "Blade Runner 2049" gesehen habe. Apropos "Blade Runner 2049": Dass "Dune" trotzdem nicht an Villeneuves Meisterstück heran reicht, ist einigen Problemen bei der Handlung geschuldet. Für jemanden der (wie ich) die Buchvorlage nicht kennt, bleibt der Konflikt zwischen den beiden Häusern insgesamt zu vage und es wird nicht richtig klar, was eigentlich genau auf dem Spiel steht. Dazu werden viele Schlüsselfiguren wie die Fremen und der Imperator lediglich angedeutet, wodurch sich "Dune" schon sehr nach einem Prolog anfühlt. Die Verfilmung ist also nicht frei von Schwächen und konnte mich nicht so begeistern wie erhofft, die Darsteller um Timothée Chalamet und allen voran Rebecca Ferguson, wissen jedoch sehr zu überzeugen und der erste "Dune" ist insgesamt ein starker Auftakt, der ungemein Lust auf die Fortsetzung macht. Wie bitter wäre es jetzt, wenn diese am Ende nicht erscheinen würde...

 

8/10


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Poster&Trailer: © Warner Bros.