Star Wars: Episode IX - Der Aufstieg Skywalkers

Kinostart: 18.12.2019 | Laufzeit: 141 Minuten | FSK: 12 Land: USA | Genre: Action, Abenteuer | Originaltitel: The Rise of Skywalker


Kritik

Nach 42 Jahren endet eine Saga. Was 1977 von George Lucas mit der herausragenden Original-Trilogie begonnen wurde und 1999 mit der umstrittenen Prequel-Trilogie fortgesetzt wurde, kommt jetzt mit dem finalen Teil der Sequel-Trilogie zu einem Abschluss. Viele "Star Wars"-Fans, einschließlich mir selbst, sind mit der Skywalker-Saga aufgewachsen, doch jetzt ist es an der Zeit Abschied zu nehmen. "Der Aufstieg Skywalkers" tritt dabei alles andere als ein leichtes Erbe an, denn die Aufgabe die es für Regisseur und Drehbuchautor J.J. Abrams zu lösen galt ist kompliziert. Nicht nur muss der Film die Skywalker-Saga zufriedenstellend abschließen, vielmehr muss sich Abrams mit dem unbeliebten Vorgänger rumschlagen. Rian Johnson hat mit "Die letzten Jedi" viele "Star Wars"-Fans verärgert, wie sehr zeigt der darauffolgende Flop von "Solo: A Star Wars Story". Das solide Fundament welches Abrams in "Das Erwachen der Macht" aufgebaut hatte, wurde von Johnson gnadenlos eingerissen, der immer auf der Suche danach war mit den Erwartungen des Publikums zu spielen. Ein Plan der bekanntermaßen nicht aufging. Was J.J. Abrams nun macht ist einfach. Er wendet viel Zeit auf um möglichst viele Entscheidungen Johnsons rückgängig zu machen und versucht mit viel Fanservice die enttäuschten Zuschauer wieder zurück ins Boot zu holen. Da "Der Aufstieg Skywalkers" jedoch ebenfalls an einem dämlichen Drehbuch leidet und das viel zu schnelle Tempo den meisten Szenen ihr Gewicht nimmt, kommt das Finale der Disney-Trilogie kaum besser weg als sein Vorgänger.

 

Tempo. Tempo. Tempo. Ich habe mich gefragt ob es an meinem Energy Drink lag, den ich vor dem Kinobesuch noch getrunken hatte, oder ob der Film tatsächlich so dermaßen auf die Tube drückt. Doch tatsächlich: Das Tempo welches "Der Aufstieg Skywalkers" von der ersten Sekunde weg an den Tag legt, ist unglaublich. Das geht schon im berühmten Lauftext los, denn die Rückkehr von Imperator Palpatine (Ian McDiarmid) wird nicht etwa großartig aufgezogen, sondern beiläufig in einem ersten Sätze des Lauftextes erwähnt. Und lange warten müssen die Zuschauer dann auch nicht mehr, bis Palpatine sein Leinwand-Comeback gibt. Die ersten fünf Minuten des Films gehören ihm und Kylo Ren (Adam Driver), während der früher eingeführte Supreme Leader Snoke (Andy Serkis) lediglich mit einem Satz bedacht wird. Mehr Zeit ist ohnehin nicht, denn es entfaltet sich sogleich eine fast schon absurd schnelle Abfolge von Szenen, die locker die erste Hälfte des Films einnehmen. Im Stakkato wird durch jede Menge Exposition gepflügt und bevor man über eine neue Erklärung oder Entwicklung überhaupt nachdenken kann, wird schon wieder irgendetwas in die Luft gesprengt. Das "Der Aufstieg Skywalkers" viel zu erzählen hat ist sicherlich richtig, diese Hektik tut dem Film aber alles andere als gut und sorgt für einige unfreiwillig komische Szenen. Dass C-3PO sich plötzlich in mitten dieser Anfangshektik von seinem besten Freund R2-D2 verabschiedet ist schon absurd genug, da die Szene dann aber auch noch innerhalb von fünf Sekunden abgehandelt wird, nimmt dem Abschied jegliches Gewicht. Am Beispiel von Legolas und Gimli vor den Toren Mordors in "Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs" sieht man schön, welche emotionale Wucht so ein Moment zwischen zwei geliebten Charakteren haben kann, hier geht jener aber vollkommen unter. "Der Aufstieg Skywalkers" ist mit einer Laufzeit von 141 Minuten nicht gerade kurz, dennoch hätte ihm eine gute halbe Stunde mehr definitiv gut getan. Dass das die Leute nicht davon abhält ins Kino zu gehen, sollte nach dem drei Stunden langen "Avengers: Endgame" inzwischen auch klar sein.

Den Großteil der Zeit beschäftigt sich J.J. Abrams gefühlt noch mit der Wiedergutmachung des Vorgängers. Charaktere wie die unbeliebte Rose (Kelly Marie Tran) werden zur Randfigur degradiert, Kylo Rens zerstörter Helm wird wieder zusammengeflickt und ja, auch Reys Herkunft wird ein für alle mal geklärt. Tatsächlich geschehen die Entscheidungen auch alles andere als subtil. Wenn Luke (Mark Hamill) seine ehemalige Schülerin Rey (Daisy Ridley) zurechtweist, sie solle die Waffe der Jedi mit mehr Respekt behandeln, dann ist das ein klarer Fingerzeig in Richtung Rian Johnson, unter dem Luke in "Die letzten Jedi" noch selbst sein Lichtschwert weggeworfen hatte.

Aus dieser schnellen Szenenabfolge voller Exposition und revidierter Story-Entscheidungen die eigentliche Handlung herauszufiltern, ist gar nicht mal so einfach. Letztlich passt die Handlung aber auf einen Bierdeckel und ist nichts weiter als eine Schnitzeljagd nach einem mysteriösen Artefakt von dem noch nie etwas zu hören war, plötzlich aber die Lösung für alle Probleme zu sein scheint. So erinnert der neue "Star Wars"-Film sogar ein wenig an "Indiana Jones", nur spannend ist das ganze nicht. Das bessert sich etwas in der zweiten Hälfte, wenn die Ausgangssituation geklärt ist und "Der Aufstieg Skywalkers" endlich auf eigenen Beinen steht. Wer sich nun jedoch eine Offenbarung erhofft, den muss ich enttäuschen. Der Film leidet auch in der zweiten Hälfte unter seinem schwachen Drehbuch, dass sich wieder viel zu sehr an der Original-Trilogie bedient. Bei "Das Erwachen der Macht" konnte ich das J.J. Abrams noch verzeihen, immerhin schien dort die Nostalgie den Grundstein für ein neues Abenteuer zu legen. Mit "Der Aufstieg Skywalkers" verwechselt Abrams jedoch Nostalgie mit purem Fanservice und Einfallslosigkeit. Es gibt in der zweiten Hälfte gleich mehrere Szenen die ein Déjà-Vu auslösen, da sie Szenen der Original-Trilogie 1:1 kopieren. Doch das Drehbuch ist nicht nur schlecht kopiert, sondern biegt sich auch immer wieder die Dinge zurecht. Mehrere Ereignisse kommen aus dem Nichts und werden ohne Erklärungen eingeführt und gerade die Machtfähigkeiten der Charaktere kommen immer genau dann zum tragen, wenn sie das Drehbuch von Nöten hält. Selbst durch Charaktere die bislang mit der Macht noch nichts am Hut hatten. Auch die neuen Kräfte der Heilung und sogar Machtübertragung stießen bei mir auf wenig Gegenliebe, denn all das führt zu einem enttäuschenden "Endkampf" gegen Imperator Palpatine. Ich kann nicht viel sagen ohne zu Spoilern, doch die letzte Szene zwischen Rey und Kylo Ren ist an Peinlichkeit nur schwer zu überbieten. Dabei ist diese Szene im Finale nicht einmal die schwächste des Films. Die geht an den schlechtesten Twist des Jahres, in der ein Charakter aus dem Nichts und völlig ohne Sinn und Verstand eine 180 Grad Wendung vollzieht. ich habe nicht genug Hände für die Anzahl an Facepalms die allein diese Szene wert war.

Aber glücklicherweise ist nicht alles schlecht am neuen "Star Wars"-Film. Wie von einem Film dieser Größenordnung zu erwarten, liefert Abrams ein visuell beeindruckendes Weltraum-Spektakel ab. Einige der Bilder sind herausragend schön und werden dem Publikum vielleicht länger im Gedächtnis bleiben als die Handlung. Der Look ist großartig, die Action hervorragend inszeniert, nur der Soundtrack von John Williams bleibt doch sehr zurückhaltend. Dazu übertreibt es Abrams bisweilen etwas wenn es um die Action geht. Dass der Imperator sehr mächtig ist, steht sicherlich außer Frage. Dass er dann aber gleich tausende Sternzerstörer gleichzeitig aus der Erde hebt ist mindestens genauso übertrieben wie seine Machtfähigkeiten im finalen Duell. Von der gigantischen Deus-Ex-Flotte der Rebellen einmal ganz zu Schweigen. Manchmal ist weniger mehr und ich hätte es sympathischer gefunden wenn Abrams nicht so hoffnungslos übertrieben hätte. Doch solche gigantischen Materialschlachten stehen heutzutage wohl einfach auf der Tagesordnung. An anderer Stelle überzeugt "Der Aufstieg Skywalkers" jedoch vollends. Alle Fans die sich mehr Lichtschwert-Duelle gewünscht haben, kommen definitiv auf ihre Kosten. Diese liefern vielleicht kein solches Spektakel wie in "Die Rache der Sith" sind jedoch exzellent choreografiert und machen einiges her. Gerade der Kampf zwischen Rey und Kylo Ren auf dem zerstörten Todesstern im rauschenden Meer, schindet mächtig Eindruck.

Apropos Kylo Ren. Der Bösewicht bleibt der beste Charakter der neuen Trilogie. Nachdem ihn Rian Johnson in der zweiten Hälfte von "Die letzten Jedi" zu einem abgrundtief bösen Charakter gemacht hatte, kehrt nun endlich wieder die Zerrissenheit und Verzweiflung zurück, die den Bösewicht von Anfang an ausgezeichnet hatte. Adam Driver darf dann auch wieder sein ganzes schauspielerisches Können abrufen, welches ihm vielleicht sogar den Oscar für "Marriage Story" einbringen wird. Drivers Performance und sein Charakter sind für mich das größte Highlight der gesamten Trilogie. Über die Performance der anderen Darsteller lässt sich auch nur Gutes sagen. Gerade Daisy Ridley glänzt mit ihrer besten Performance als Rey. Was dem Film ungemein zu Gute kommt ist der stärkere Fokus auf die Charaktere, die nun endlich wieder zusammen agieren und ein echtes Team bilden, anders als die unsinnigen Einzelausflüge in "Die letzten Jedi". Dass die Charaktere trotzdem nur wenig Zeit hatten zusammenzuwachsen, zeigen die letzten Minuten des Films, die keinerlei Emotionen auslösen. Die Charaktere sind einem dann doch relativ egal und zumindest mir fiel es schwer richtig mitzufiebern. Für neue Charaktere ist in diesem Film derweil nur wenig Platz. Keri Russell ist kaum unter der Maske ihres Charakters Zorii zu sehen und Naomi Ackie bekommt als Jannah nur wenig Screentime. Am ehesten bleibt einem noch Richard E. Grant im Gedächtnis. Der Oscarnominierte Darsteller spielt General Pryde auf der Seite des Imperiums. Und dann ist da ja noch die Rückkehr von Billy Dee Williams als Lando Calrissian. Allzu dramatisch fällt sein Auftritt jedoch nicht aus, er darf sich in den Millennium Falken neben Chewbacca setzen und einige Male in die Kamera jubeln, mehr aber auch nicht. Spannender ist da schon die Rückkehr der drei Hauptdarsteller der Original-Trilogie. Lukes letzte Szenen in der "Star Wars"-Saga sind eine Wohltat nach dem miserablen Umgang mit seinem Charakter in "Die letzten Jedi", Carrie Fisher bekommt einige letzte Szenen als Prinzessin Leia spendiert (ohne sie digital wiederzubeleben) und Harrison Ford? Naja, seht selbst. 

 

Fazit

Ach "Star Wars", was ist nur aus dir geworden?! Obwohl ich nach dem teils desaströsen "Die letzten Jedi" (5/10) keine Erwartungen mehr an das Trilogie-Finale hatte, entlässt mich "Der Aufstieg Skywalkers" dennoch ernüchtert aus dem Kinosaal. Natürlich ist es schwer einer solchen achten Episode, die im Prinzip kaum Fragen offen ließ und alles einriss was Abrams in "Das Erwachen der Macht" (8/10) aufgebaut hatte, einen dritten Teil nachzuschieben, der nicht nur die Trilogie sondern auch die gesamte Skywalker-Saga zu einem vernünftigen Abschluss bringen sollte. Abrams versucht zwar so gut es geht die Fehler des Vorgängers irgendwie auszumerzen, liefert dabei aber ein genauso mieses Drehbuch ab wie Rian Johnson, voller dämlicher Entscheidungen, einem hoffnungslos überhasteten Tempo und völlig übertriebenen Action-Szenen. "Der Aufstieg Skywalkers" ist letzten Endes der endgültige Untergang dieser einst so herausragenden Filmreihe, da sich die Disney-Trilogie nicht wie ein großes Ganzes anfühlt, sondern wie drei Einzelfilme die sogar miteinander konkurrieren. Vielleicht kann man weder Rian Johnson noch J.J. Abrams einen Vorwurf machen, die schlichtweg zwei völlig unterschiedliche Visionen für die Zukunft des Franchise gehabt hatten. Tatsächlich liegt der größte Fehler wohl bei den Verantwortlichen um Kathleen Kennedy, die keine große Vision für die Trilogie hatten und stattdessen jeden sein eigenes Süppchen kochen ließen. Von der Disney-Trilogie wird jedenfalls kaum etwas in Erinnerung bleiben, außer der Frage ob nun "Die letzten Jedi" oder "Der Aufstieg Skywalkers" der schlechteste "Star Wars"-Film ist.

 

5/10


Kommentare: 0

Poster&Trailer: © Walt Disney