Hacksaw Ridge - Die Entscheidung

Story

Der junge Desmond T. Doss (Andrew Garfield) wächst im US-Bundesstaat Virginia als ergebener Christ mit einem strengen Moralkodex auf. Als eines Tages sein Vater Tom (Hugo Weaving), Kriegsveteran und Trinker, im Streit seine Mutter Bertha (Rachel Griffiths) bedroht, greift Desmond zur Waffe und bringt ihn dazu, aufzuhören. Desmond schwört sich daraufhin, nie wieder eine Waffe auch nur anzurühren. Doch als sich sein Bruder Hal (Nathaniel Buzolic) nach dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor zum Kriegsdienst meldet, folgt ihm Desmond kurze Zeit später. Weil er aber weiterhin darauf beharrt, keine Waffe anzufassen, machen es ihm seine Vorgesetzten Captain Glover (Sam Worthington) und Sgt. Howell (Vince Vaughn), sowie seine Kameraden wie der harte Smitty (Luke Bracey) extrem schwer in der Ausbildung. An der Front gegen die Japaner wendet sich jedoch das Blatt: Während die Kugeln an ihnen vorbeischwirren und immer mehr Verluste zu vermelden sind, wächst Desmond über sich hinaus…



Kritik

Mel Gibson, einst gefeierter Schauspieler und Regisseur, ist in den letzten Jahren in Ungnade gefallen. Mit antisemitischen und anderweitig feindlichen Aussagen hat sich Gibson selbst auf das Abstellgleis Hollywoods befördert. Seine Skandale und seine Alkoholsucht regierten die Schlagzeilen in den letzten 10 Jahren. Doch in letzter Zeit wurde es ruhiger um ihn und es gelang ihm sich wieder aufzurappeln. 10 Jahre nach seiner bisher letzten Regiearbeit "Apocalypto" feiert Mel Gibson nun sein spektakuläres Comeback und zeigt wieso er als Künstler so schmerzlich vermisst wurde. "Hacksaw Ridge" basiert auf der wahren Geschichte des US-Soldaten Desmond Doss, der im 2. Weltkrieg 75 seiner Kameraden das Leben rettete und das ohne eine Waffe zu tragen! Der gläubige Pazifist verdiente sich damit die Medal of Honor und Mel Gibson baut ihm ein filmisches Denkmal. Der Regisseur hat ohnehin ein Faible für Heldengeschichten und nutzt all seine Erfahrung für einen mitreißenden und brutalen Kriegsfilm, mit dem Gibson ein fantastisches Comeback gelingt.

Hacksaw Ridge

Kinostart: 26.01.2017

DVD-Start: 09.06.2017

Laufzeit: 140 Min.

Genre: Drama, Kriegsfilm, Biografie

Regie: Mel Gibson

Land: Australien, USA

FSK: 16

Originaltitel: Hacksaw Ridge


"Hacksaw Ridge" lässt sich grob in vier Abschnitte unterteilen. Zunächst wird Desmond Doss' Vorgeschichte erzählt, die nicht nur seine familiären Probleme mit seinem alkoholkranken Vater (der als 1. Weltkriegsveteran bereits zeigt, was der Krieg aus einem Menschen machen kann) behandelt, sondern auch die aufkeimende Liebesgeschichte mit der Krankenschwester Dorothy Schutte. Ein überraschend leichtfüßiger und romantischer Einstieg, der es bereits in den ersten Minuten des Films schafft, dass die vielschichtigen Charaktere zu echten Sympathieträgern werden. Danach unternimmt Gibson einen Abstecher in die Ausbildung der Soldaten, wo Doss' Pazifismus zu einem echten Problem wird, denn entgegen aller Widerstände bleibt Doss seinen Prinzipien treu, was für einen nachvollziehbaren und faszinierenden Konflikt sorgt. Dem unglaublich witzigen Start der Ausbildung, die in ihren besten Momenten an Stanley Kubricks Klassiker "Full Metal Jacket" erinnert, wird ein großes Drama hinterher geschoben, welches einige moralische Fragen des Kriegseinsatzes hinterfragt. Im dritten Abschnitt bricht dann im wahrsten Sinne des Wortes die Hölle los und es geht auf das Schlachtfeld. Die Stimmung schlägt drastisch um und Gibson inszeniert einen unfassbaren Albtraum aus Gewalt und Blut. Für seine Schlachtszenen benötigt Gibson keine Musik, die Explosionen, Schüsse und Schreie hallen minutenlang durch den Kinosaal und vermitteln eine Intensität wie es sie seit den ersten 20 Minuten von Steven Spielbergs "Der Soldat James Ryan" nicht mehr gegeben hat. "Hacksaw Ridge" erlebt seine besten Minuten während dieser meisterhaft inszenierten Szenen, die jeden Zuschauer bis ins Mark treffen sollten. Interessanterweise ist der vierte und letzte Abschnitt, Doss' heldenhafte Rettung seiner Soldatenkameraden, tatsächlich der schwächste Teil des Films. Das zeigt wie großartig der Kriegsfilm geworden ist, wenn der eigentlich beworbene zentrale Kern des Films am schwächsten ist, dabei aber ebenfalls richtig gelungen ist. Allerdings agiert Gibson zum Ende hin an der Grenze des erträglichen Pathos und die Gegenseite der Japaner kommt etwas zu kurz, doch das war wohl auch nicht anders zu erwarten.

Trotz der unterschiedlichen Thematiken und Genres der einzelnen Teile, gelingt es Mel Gibson scheinbar mühelos, die einzelnen Fäden zusammenzuziehen und ein faszinierendes Gesamtkunstwerk daraus zu erstellen. Die Inszenierung ist so gut das Gibson, obwohl er in Hollywood eigentlich in Ungnade gefallen war, dafür für die Beste Regie bei den Oscars nominiert wurde. Ein überraschender aber völlig verdienter Ritterschlag der Academy, die die privaten Skandale glücklicherweise hinten angestellt hat und das unbändige Talent des Geschichtenerzählers einmal mehr erkannt hat. Dazu gab es verdiente Nominierungen in den Kategorien Bester Film, Bester Hauptdarsteller (Andrew Garfield), Bester Schnitt, Bester Tonschnitt und Bester Ton. Gerade die Ton-Kategorien muss "Hacksaw Ridge" gewinnen, da das Kriegsgetümmel beeindruckend brachial in Szene gesetzt wurde und das trotz des schmalen Budgets von lediglich 40 Millionen Dollar. Auch die Effekte sehen dabei richtig aus.

Was den Film endgültig zu einem faszinierenden Kriegsdrama macht, sind seine herausragenden Darsteller. Ex-"Spider-Man" Andrew Garfield spielt sich seine Seele aus dem Leib und dem einstigen Blockbuster-Darsteller gelingt die beste Leistung seiner Karriere. So eine charismatische und überzeugende Performance hätte ich ihm nicht einmal zugetraut. Daneben ist es der beste Hugo Weaving seit Jahren, als traumatisierter und alkoholabhängiger Vater, sowie ausgerechnet Komödien-Veteran Vince Vaughn, die am ehesten in Erinnerung bleiben. Aber auch Sam Worthington und Teresa Palmer hat man lange, wenn überhaupt jemals, so stark gesehen wie hier.

 

Fazit

Mel Gibson zeigt endlich wieder sein ganzes Können auf der Leinwand. Sein Talent das Beste aus seinen Schauspielern heraus zu holen, ein schmales Budget in spektakuläre Kriegsaction zu verwandeln und alle Fäden stimmig zusammenlaufen zu lassen, zeigt er in "Hacksaw Ridge" eindrucksvoll. Die 140 Minuten vergehen wie im Flug und Gibson gelingen die intensivsten, mitreißendsten und brutalsten Actionszenen seit Spielbergs "Der Soldat James Ryan". Dazu kann er sich auf einen herausragenden Andrew Garfield verlassen. Ein besseres Comeback hätte der in Ungnade gefallene Regisseur nicht feien können, dessen Oscarnominierung hoch verdient ist. "Hacksaw Ridge" ist schlichtweg grandios und der beste Kriegsfilm seit 1998 ("Der Soldat James Ryan").

 

Wertung: 9/10


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Poster&Trailer: © Universum

Story: Quelle: Filmstarts.de