Vinyl

Sender: HBO | Jahr: 2016 | Staffeln: 1 | Episoden: 10 | FSK: 12 | Genre: Drama, Musik | Land: USA

Story

Angesiedelt im New York der 1970er Jahre erzählt Vinyl die Geschichte vom Ende einer Ära, genau genommen vom Ende des Zeitalter, in dem Rock’n’Roll die übergeordnete Konstante der Musikbranche war. Bekannte Größen der Szene geben ihre Abschiedsvorstellung auf den Bühnen der Welt, stets mit dem Umstand der Veränderung konfrontiert. Eine neue Welle musikalischer Natur erobert die Straßen; die Menschen hören Punk und tanzen Disco. Zudem befindet sich das Musikgeschäft in einer angespannten Phase, Drogenexzesse häufen sich und das Geld nimmt eine stets wichtigere Rolle ein.

Zwischen Kunst und Kommerz findet sich auch Richie Finnestra (Bobby Cannavale) wieder. Er ist Musikproduzent und Chef eines erfolgreichen Plattenlabels namens American Century Records. Im Lauf der Zeit muss Richie allerdings feststellen, dass sein bisheriges Geschäftsmodell nicht für die Ewigkeit geschaffen ist. Jetzt gilt es, sich dem neuen Zeitgeist anzupassen. Auf der Suche nach bis dato unentdeckten Sounds und dem entscheidenden Nummer-Eins-Hit begibt er sich auf eine Odyssee durch die musikalische Vielfalt New Yorks.

Trailer


Kritik

Seit geraumer Zeit hat HBO Probleme mit seinen Drama-Serien. Abseits von "Game of Thrones" können die Quoten der Serien nicht so überzeugen wie man sich das beim Bezahlsender wünscht und immer wieder kommt es in letzter Zeit zu Problemen an den Sets. Die Hoffnungen des Senders, der sich in der Vergangenheit mit legendären Drama-Serien wie "The Wire" oder "Die Sopranos" einen gewissen Status aufgebaut hatte, lagen nun ganz bei "Vinyl". 100 Millionen Dollar drückte der Sender den Verantwortlichen in die Hand um "Vinyl" zum neuen Aushängeschild zu machen. Letzten Endes vergebens. Die Quoten passten auch hier nicht und obwohl eine zweite Staffel bereits vor dem Start angekündigt war, wurden die Pläne wieder verworfen und es bleibt bei den bisherigen zehn Episoden der Musikserie.

Dabei entstand die Musikserie aus der Zusammenarbeit von Terrence Winter, Mick Jagger und Martin Scorsese, also ein Trio von dem man normalerweise großartiges erwarten könnte. Auf ein solches Niveau kann das Trio die Serie zwar nicht hieven aber sehenswert ist sie allemal, sie konnte lediglich nicht genügend Amerikaner vor die Bildschirme fesseln. Das liegt wohl vor allem am zähen Start der Serie. "Vinyl" benötigt sehr lange um seine Charaktere und die Story spannend genug zu gestalten um wirklich mitreißen zu können. Wenn es dann richtig losgeht ist bereits die halbe Staffel vergangen. So handelt es sich bei "Vinyl" um eine zähe, mittelmäßige erste Staffelhälfte und eine mitreißende und sehr gelungene zweite Hälfte. Und wenn die Staffel gerade in vollem Gange ist, hört sie auch schon wieder auf. Schade um die zweite Staffel, denn das Interesse hat sich "Vinyl" erkämpft, es hat wohl nur zu lange gedauert und auf die offenen Fragen am Ende der Staffel wird der Zuschauer wohl leider keine Antwort mehr bekommen.

Während die Story also gehörig Anlaufzeit benötigt ist die Inszenierung von Anfang an gelungen. Den Anfang macht Martin Scorsese höchstpersönlich, der den knapp zweistündigen Piloten inszeniert und die stilistische Marschrichtung für die folgenden neun Episoden vorgibt. Das bedeutet Sex, Drug's and Rock'n Roll! Bereits in "The Wolf of Wall Street" wurde am laufenden Band Kokain konsumiert und hier bleibt Scorsese diesem Stil ebenfalls treu und die Charaktere konsumieren Drogen, Alkohol und Zigaretten bis zum Exzess. "Vinyl" funktioniert gut als musikalische Orgie im Stil von "The Wolf of Wall Street", ohne jedoch dessen Klasse zu erreichen. Immer wieder wird die rasante und wilde Achterbahn des Musikbusiness dabei durch musikalische Einschübe unterbrochen. Zum einen ist der Soundtrack großartig und unterstreicht noch einmal die dichte Siebziger-Jahre-Atmosphäre mit ihren schillernden Outfits. Zum anderen gehen die Macher noch einen Schritt weiter und vermischen immer wieder kurze Musik-Acts in ihre temporeiche Erzählung. Diese Musical-haften Einschübe bringt die Story zwar nicht voran, sorgt aber immer wieder für einen künstlerischen und atmosphärischen Exkurs in die damalige Zeit. Des öfteren hemmen diese Szenen aber auch den Erzählfluss. Die auftretenden Künstler in der Serie sind übrigens teilweise fiktiv, wie die Nasty Bits oder Hannibal, und teilweise echte Berühmtheiten wie David Bowie oder Elvis Presley.

Das Intro der Serie ist im Gegensatz zu den schillernden Outfits und Kulissen, schlicht in schwarz-weiß gehalten. Das Intro ist gelungen und passt mit der Vinyl-Platte und den Konzertausschnitten auch thematisch zur Serie.

Einen starken Eindruck hinterlassen zudem die Schauspieler. Insbesondere Bobby Cannavale erweist sich als Volltreffer. Der Hauptdarsteller brilliert als Musikproduzent Richie Finnestra der durchweg in Schwierigkeiten steckt und seine Plattenfirma verzweifelt versucht durch das ganze Chaos wieder auf Kurs zu bringen. Cannavale gibt seiner Figur eine beeindruckende animalische und wilde Seite, aber stets auch eine menschliche Seite und es macht Spaß ihm bei diesem Trip über die Schulter zu schauen. Seine Mitarbeiter um Juno Temple oder Ray Romano machen ebenfalls einen überzeugenden Job und auch Mick Jaggers Sohn James passt als Sänger der Band Nasty Bits wunderbar in seine Rolle. Prominentestes Cast-Mitglied dürfte aber Olivia Wilde sein, die Finnestras hübsche Ehefrau spielt. Auch sie spielt überzeugend, jedoch hat gerade ihr Charakter darunter zu leiden dass viele Fragen am Ende unbeantwortet bleiben.

Beste Episode: 10

 

Fazit

Am Ende fällt es schwer ein Fazit zu ziehen, denn die erste Hälfte der Staffel ist wenig überzeugend, die zweite Hälfte dafür umso gelungener. Weder an der Inszenierung noch an den Schauspielern gibt es etwas auszusetzen, lediglich die Story kommt zu schwer in die Gänge. Dennoch überwiegt am Ende der positive Eindruck, weil die Serie letzten Endes vieles richtig macht und die zunächst zähe Story doch noch mitreißen kann. So ist es schade, dass die HBO-Serie keine zweite Staffel spendiert bekommt, denn sehenswert ist diese musikalische Hommage an die wilden Siebziger-Jahre allemal.

 

Wertung: 7/10


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Poster&Trailer: © HBO

Story: Quelle: moviepilot.de