Marvel's Jessica Jones

Sender: Netflix | Jahr: 2015 | Staffeln: 1 | Episoden: 13 | FSK: 16 | Genre: Drama, Fantasy, Krimi | Land: USA

Story

Seit einem verheerenden Autounfall, der ihren Eltern und ihrem jüngeren Bruder das Leben gekostet hat, verfügt Jessica Jones (Krysten Ritter) über außerordentliche Kräfte. Einst hat sie ihre Fähigkeiten eingesetzt, um als Superheldin aktiv Verbrechen zu bekämpfen. Doch nach einer verhängnisvollen Begegnung mit dem eiskalten Kilgrave (David Tennant), der seine Mitmenschen mit bloßen Worten zwingen kann, alles zu tun, was er will, und so auch Jessica unter seiner Kontrolle Schreckliches vollführen ließ, hat Jessica ihre Karriere an den Nagel gehängt. Seitdem Kilgrave bei einem Unfall scheinbar ums Leben gekommen ist und Jessica sich – schwer traumatisiert – seinem Einfluss endlich entziehen konnte, versucht sie, sich eine neue, ruhigere Existenz als Privatdetektivin aufzubauen. Doch dauert es nicht allzu lang, bis ein rätselhafter Fall sie mit der schrecklichen Wahrheit konfrontiert: Kilgrave hat überlebt. Während sie gegen ihre eigene Angst vor ihm ankämpft, fasst sie den Entschluss, ihren früheren Peiniger ein für alle Mal zu stoppen. Trailer


Kritik

Nach "Daredevil" erscheint mit "Jessica Jones" die zweite Netflix-Serie aus dem Hause Marvel, als Teil des großen Deals zwischen dem Streaming-Riesen und der Comicschmiede, der auch die Serien "Luke Cage", "Iron Fist" und das Crossover "The Defenders" umfasst. Wie bereits der blinde Held aus dem fiktiven New Yorker Stadtteil Hell's Kitchen, geht auch "Jessica Jones" für das Marvel Cinematic Universe (MCU) eher ungewöhnliche Wege. Die Serie ist zwar weit weniger blutig und actionreich als "Daredevil", überzeugt dafür allerdings als spannender Krimi im Stile eines Film-Noir und hebt sich stilistisch sehr von den Filmen des MCU ab.

Die Titelfigur der Jessica Jones ist noch recht jung und feierte in den Comics erst im Jahr 2001 ihre Premiere. Jones ergeht es in der Serie ähnlich wie ihrem Kollegen Daredevil, denn sie hat vor allem mit zutiefst alltäglichen Problemen zu kämpfen. Die stets genervte und eigensinnige "Heldin" hat ein Alkoholproblem und Freundlichkeit stellt in ihrem Wortschatz ein Fremdwort da. Doch das hat auch seine Gründe, denn Jones blickt auf eine dunkle Vergangenheit zurück, die in der Serie nach und nach erforscht wird. "Jessica Jones" entpuppt sich deshalb auch ohne allzu viel Blut als Erwachsenenserie, da sich die Serie mit schweren Themen wie der Bewältigung eines Traumas auseinandersetzt. Der Ton der Serie ist dadurch erneut recht düster und ernst, während bei den Kräften von Jones und auch von Luke Cage, der hier bereits eine gewichtige Nebenrolle einnimmt ehe er im September 2016 seine eigenen Serie bekommt, wieder darauf geachtet wird diese möglichst geerdet und realitätsnah zu halten. Dadurch ist die Serie weit vom typischen Superhelden-Film entfernt und weiß als düsterer Krimi sehr zu überzeugen. Insgesamt ist die Serie sehr ruhig, denn bis auf ein paar Prügeleien gibt es nur wenige Actionszenen und stattdessen viel Dialog. Was heraussticht sind die subtil eingestreuten Überraschungen, die immer wieder für kleine Highlights sorgen und die Story stets vorantreiben. Wie schon bei "Daredevil" muss man aber auch sagen, das 10 statt 13 Episoden absolut ausgereicht hätten und das Geschehen noch etwas gestrafft und um eine Längen erleichtert hätte. Positiv hervorzuheben ist dafür aber das Intro, das audiovisuell extrem ansprechend in Szene gesetzt wurde und insbesondere durch seine Optik zu überzeugen weiß, da das Intro fast schon als Gemälde anmutet.

Neben der sehr gelungenen Titelheldin Jessica Jones ist aber vor allem der Bösewicht das Highlight der Serie. Während Marvel in den Filmen stets am Bösewicht versagt, sprühen die Netflix-Serien bisher nur so vor herausragenden Bösewichten. Nach Wilson Fisk und dem Punisher aus "Daredevil", bekommt es auch Jones mit einem fantastischen Gegenspieler zu tun: Kilgrave! Dieser beherrscht die Macht der Gedankenkontrolle und schindet bereits vor seinem ersten Auftritt mächtig Eindruck. Immer wieder setzt der sprachgewandte Bösewicht seine Macht ein um Menschen wahrhaft grauenvolle Dinge anzutun. Kilgrave ist kein 08/15-Bösewicht sondern ein erfischender und beeindruckender Gegenspieler für die ungewöhnlich Starke Jessica Jones. Hinzu kommt das Jones' Trauma von der gemeinsamen Zeit mit Kilgrave rührt und dem Duell der beiden eine besondere emotionale Tiefe verleiht. David Tennant verkörpert Kilgrave derweil sehr stark und macht ihn mit seiner hervorragenden Darbietung zu einem der besten und interessantesten Bösewichte die das MCU bisher gesehen hat. 

Überzeugend fallen aber auch die anderen schauspielerischen Darbietungen aus. Krysten Ritter spielt ihre Hauptrolle hervorragend und passt wunderbar zur Rolle der kantigen Heldin. Generell regiert in "Jessica Jones" die Frauenpower weshalb auch die Nebenrollen mit starken Darstellerinnen besetzt wurden. Carie Ann-Moss überzeugt als harte und homosexuelle Anwältin Jeryn Hogarth und Rachael Taylor in der Rolle als Jones Adoptivschwester, die es mit ihrem besorgten Blick jedoch stellenweise etwas übertreibt. Mike Holter scheint indes die richtige Besetzung für den physisch kräftigen Luke Cage zu sein, von dessen Können man sich in seiner eigenen Serie noch ein genaueres Bild machen kann.

Beste Episode: 11

 

Fazit

"Jessica Jones" überzeugt als spannender Krimi im Stile eines Film-Noir, dessen Helden stets geerdet und möglichst realistisch bleiben. Die gelungene Titelheldin hat mit vielen Alltagsproblemen aber auch mit schweren Problemen wie der Traumabewältigung und Schuld zu kämpfen, die dem Ganzen eine wunderbare emotionale Tiefe verleiht. Trotz der ruhigen Gangart und den actionarmen Episoden unterhält "Jessica Jones" auf durchgängig hohem Niveau, muss sich aber knapp hinter "Daredevil" einsortieren. Absolutes Highlight ist aber einmal mehr ein herausragender David Tennant als Bösewicht Kilgrave, der die Netflix-Serie allein schon sehenswert macht.

 

Wertung: 7/10


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Poster&Trailer: © Netflix

Story: Quelle: Filmstarts.de