Shadow and Bone

Staffelstart: 23.04.2021 | Anbieter: Netflix | Episoden: 8 | FSK: 16 | Land: USA | Genre: Fantasy, Drama


Kritik

...und täglich grüßt das Fantasy-Genre. Wie in den 2000ern als nach dem gigantischen Erfolg der "Herr der Ringe"-Trilogie eine ganze Armee von Fantasy-Romanen ihren Weg auf die große Leinwand fand, sind es einige Jahre später nun die Serien, die an den Welterfolg von "Game of Thrones" anknüpfen wollen. Nach "The Witcher" lässt Netflix nun mit "Shadow and Bone" sein zweites großes Fantasy-Epos von der Leine. Die Serie basiert auf der Grisha-Trilogie von der US-amerikanischen Autorin Leigh Bardugo, die den ersten Band "Goldene Flammen" im Jahr 2012 veröffentlichte. Neben der abgeschlossenen Trilogie gibt es zwei zusätzliche Bände die sich mit den sogenannten Krähen beschäftigen, sowie eine eigenständige Sammlung von Geschichten. Ich bin ehrlich: Vor dem ersten Trailer hatte ich nie etwas vom wohl äußerst beliebten Grishaverse gehört, war allerdings durchaus gespannt was Netflix den Zuschauern wohl auftischen würde. Bekommen habe ich jedoch nur eine unzufriedenstellende Mischung aus Young Adult-Elementen, anstelle eines großen Fantasy-Epos.

 

"Shadow and Bone" dreht sich um das Waisenkind Alina Starkov, die gemeinsam mit ihrem besten Freund im russisch-inspirierten Land Ravka aufwächst. Dieses wird von der mysteriösen Schattenflur geteilt, einem dunklen Ort voller Monster, welcher nur schwer passierbar ist. Als Alina bei einer Überfahrt ihre ungeahnten Kräfte entdeckt, verändert sich ihr ganzes Leben. Als eine der Grisha, Menschen mit der Fähigkeit die Elemente zu manipulieren, wird sie in einen schwelenden Konflikt zwischen dem Dunklen (dem Anführer der Grisha) und den Menschen hineingezogen.

Die Fantasy-Serie ist hauptsächlich vom Russischen Reich der frühen 1800er-Jahre inspiriert, ein durchaus ungewöhnlicher und erfrischender Ansatz, der sich auch deutlich auf die Welt und ihre Charaktere auswirkt. Showrunner Eric Heisserer, Drehbuchautor von Filmen wie "Arrival" und "Bird Box", tut sich bei seinem Seriendebüt jedoch schwer damit beides einzuführen. Der Einstieg in die Serie fiel mir wahnsinnig schwer, da das Worldbuilding eigentlich kaum stattfindet. Gleich zu Beginn werden unzählige Charaktere und mehrere Orte eingeführt, richtig einordnen kann man diese jedoch nicht. Die Probleme und Konflikte in Ravka sind nie wirklich greifbar, genauso wenig wie die geographische Situation Ravkas, die man sich eher zusammenreimen muss. Dadurch benötigt die Serie einiges an Vorlaufzeit und macht es Nicht-Buchkennern relativ schwer in die Story einzutauchen. Später kommt man jedoch besser rein, was auch daran liegt, dass einem die Hauptcharaktere sympathisch sind. Allen voran Jessie Mei Li als Auserwählte Grisha Alina Starkova und das unangefochtene Highlight der Serie, Ben Barnes als wunderbar sinisterer Dunkle. Die beiden waren der Hauptgrund für mich dranzubleiben, auch wenn sie mit den gleichen Problemen wie alle Charaktere zu kämpfen haben. Sämtliche Charaktere in "Shadow and Bone" sind nämlich wahnsinnig eindimensionale Stereotypen. Vom arroganten Revolverhelden, über den schwarz-gekleideten Bösewicht, bis hin zur klassischen Außenseiterin die zur Heldin und Auserwählten aufsteigt. Den Charakteren fehlt es allesamt an Tiefe, woran auch die eigentlichen sympathischen Darsteller nicht viel ändern können. Schade, denn diese Eindimensionalität wirkt sich auch auf die gesamte Geschichte aus, die einfach wahnsinnig vorhersehbar und spannungsarm daher kommt. Nicht das "Shadow and Bone" ein völliger Fehlschlag wäre, so negativ fällt mein Urteil nun auch nicht aus, als potenzieller Nachfolger von "Game of Thrones" fehlt es der Serie jedoch deutlich an Tiefe. Das sorgt dann auch dafür, dass die Serie nicht wirklich als großes Fantasy-Epos durchgeht. Stattdessen überwiegen immer wieder die Young-Adult-Elemente, inklusive typischem Liebesdreieck. Die allgemeine Begeisterung für das Grishaverse kann ich also zumindest aus Seriensicht nicht wirklich teilen.

Über sämtliche Zweifel erhaben ist jedoch die Umsetzung der Serie. "Shadow and Bone" ist aufwändig produziert, die Kostüme und Effekte machen einiges her und insgesamt überzeugen sowohl der Look, als auch die Atmosphäre der Serie. Hier hat sich Netflix also wieder einmal nicht Lumpen lassen. Lediglich der Soundtrack bleibt unauffällig im Hintergrund, anonsten ist die Serie jedoch hervorragend inszeniert.

 

Fazit

"Shadow and Bone" macht es Einsteigern wirklich nicht leicht, da die Serie in Sachen Worldbuiling eher vage bleibt und die Probleme und Konflikte in Ravka nie wirklich greifbar werden. Zumindest für mich, der mit der Buchvorlage nicht vertraut ist. Hinzu kommen furchtbar eindimensionale Charaktere und eine leider viel zu vorhersehbare und spannungsarme Story. Dank der sympathischen Darsteller, allen voran Jessie Mei Li als auserwählte Grisha und dem Highlight der Serie, Ben Barnes als der Dunkle, bessert sich die Serie aber zum Ende hin. Zumal die Serie in Sachen Optik und Inszenierung einiges hermacht. Den großen Wurf oder gar ein potenzieller "Game of Thrones"-Nachfolger gelingt Netflix mit "Shadow and Bone" allerdings nicht. Immerhin haben wir es hier mehr mit einer Young-Adult-Serie, statt mit einem waschechten Fantasy-Epos zu tun. Am Ende bin ich also wenig angetan vom viel gepriesenen Grishaverse. 

 

6/10


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Poster&Trailer: © Netflix