Jupiter's Legacy

Staffelstart: 07.05.2021 | Anbieter: Netflix | Episoden: 8 | FSK: 16 | Land: USA | Genre: Action, Drama


Kritik

Mehr Superhelden braucht das Land! Oder etwa doch nicht? Kein Genre dominiert die Film- und Serienlandschaft derzeit so sehr wie Comicverfilmungen und der Erfolg scheint weiterhin nicht abzureißen. Allerdings werden die klagenden Stimmen, die bei sich eine Superheldenmüdigkeit erkennen, immer lauter. Allein in den letzten Wochen erschienen mit "WandaVision" und "The Falcon and the Winter Soldier" auf Disney+, "Invincible" auf Prime Video und jetzt eben "Jupiter's Legacy" auf Netflix, vier große Superheldenserien auf den Streaming-Anbietern. Damit das auf Dauer nicht langweilig wird, brauchen die Serien ein Alleinstellungsmerkmal wie beispielsweise "The Boys", die mit ihrer zynischen Brutalität für Begeisterung sorgte. Im Falle von "Jupiter's Legacy" macht vor allem der Name Mark Millar neugierig. Der schottische Comiczeichner steht hinter den Vorlagen von "Kick-Ass" und "Kingsman", die in ihrem Genre schon einmal für frischen Wind gesorgt haben. "Jupiter's Legacy" ist jedoch einfach zu spät dran. Die Serie von Showrunner Steven S. Knight, der das Projekt im Laufe der Staffel wegen kreativen Differenzen verließ, bietet nichts was vorher nicht schonmal da gewesen wäre und hat mit einem unausgereiften Drehbuch und einigen weiteren eklatanten Schwächen zu kämpfen.

 

Die Story von "Jupiter's Legacy" teilt sich in zwei Zeitebenen: Zur einen Hälfte spielt die Serie im Jahr 1929, kurz nach der Weltwirtschaftskrise, wo der Idealist Sheldon Sampson (Josh Duhamel) plötzlich von Visionen heimgesucht wird. Visionen die ihn, seinen Bruder und einige andere Mitreisende, zu einer mysteriösen Insel führen, wo die Truppe Superkräfte erlangt. Zur anderen Hälfte spielt die Serie in der Gegenwart, wo die inzwischen deutlich gealterten Superhelden mit ihrer Verantwortung und ihrem Vermächtnis hadern. inzwischen schwelt nämlich ein Generationenkonflikt zwischen der Elterngeneration und ihren Kindern, die lieber nicht nach den idealen ihrer Eltern handeln würden und ihre Zeit lieber anderweitig verbringen würden. Ein Verrat in den eigenen Reihen droht die Familie dann aber endgültig zu zerstören.

Die Story erinnert in erster Linie an eine meiner liebsten Comicverfilmungen, "Watchmen". Auch hier hatten die Kinder der Superhelden mit dem Vermächtnis ihrer Eltern zu kämpfen und auch hier wurden Fragen gestellt wie "Wer überwacht eigentlich die Superhelden?". Fragen wie diese tauchen in "Jupiter's Legacy" ebenfalls auf. Dazu hat die Serie mit dem Amazon-Hit "The Boys" ein klares Vorbild und macht sich dessen zynische Weltanschauung, sowie den hohen Gewaltgrad zu eigen. Da gibt es nur ein Problem: Sowohl "Watchmen" als auch "The Boys", sind der neuen Netflix-Serie haushoch überlegen. Alle Themen die "Jupiter's Legacy" anreißt, waren nicht nur vorher schon da, sondern wurde zuvor auch schon besser abgehandelt. "Jupiter's Legacy" würde gerne eine ambivalente Geschichte rund um Heldentum und Machtmissbrauch erzählen, scheitert allerdings kläglich daran. Dafür ist das Drehbuch der Serie zu unausgegoren und Interesse weckt eigentlich nur der selbstauferlegte Kodex, der die Helden dazu zwingt niemanden zu töten. Die Diskussion um dieses (durch immer mächtigere Bösewichte) scheinbar veraltete Konzept, ist interessant, werden jedoch wie alle anderen Themenkomplexe der Serie nur oberflächlich behandelt. 

Dazu bleiben dem Zuschauer die Charaktere bis zum Ende fremd. Es fällt vor allem schwer mit der jüngeren Generation mitzufühlen, egal ob es die Tochter ist, die sich lieber dem Drogenkonsum und heißen Fotoshootings widmet, als ihrer Familie, oder ihr Bruder, der mit der Strenge seines Vaters, Superheldenanführer Utopian zu kämpfen hat. Dazu ist aber auch die Elterngeneration weit davon entfernt sympathisch zu sein und so fehlt es der Serie sowohl an Sympathieträgern, als auch an Fixpunkten, die den Zuschauer durch die wirre Geschichte leiten. Gerade die Gegenwartsstory ist nämlich wahnsinnig uninteressant. Die eigentliche Bedrohung wird nie wirklich klar, sämtliche Charaktere wirken unausgegoren und das Familiendrama will nie so Recht zünden. Und das obwohl dem familiären Drama enorm viel Zeit eingeräumt wird. Für eine Comicverfilmung bietet "Jupiter's Legacy" kaum Actionszenen, stattdessen stehen die Dialoge im Vordergrund. Ein eigentlich löblicher Ansatz, der aber auf Grund der genannten Kritikpunkte vor allem zu eins führt: Gähnender Langeweile. Ich war kurz davor "Jupiter's Legacy" abzubrechen, hatte jedoch bis zum Schluss die Hoffnung, dass es besser wird. Eine Hoffnung die jedoch nur zum Teil aufging. Die vorletzte Episode ist tatsächlich die beste der ganzen Staffel, da hier die Vergangenheitsstory einige schöne Momente beinhaltet. Das Wie ist dort gelungen, allerdings nicht das Was. Denn der Vergangenheitsstory wird viel zu viel Zeit gegeben. Da man auf Grund der Gegenwartsgeschichte bereits weiß was passieren wird, da man weiß, dass Sheldons Visionen eben kein ausgedachter Mumpitz sind und da man weiß, dass am Ende der Reise die Charaktere ihre Superkräfte erhalten, ist die Vergangenheitsstory so dermaßen langweilig, es ist einfach unverständlich warum man sich so lange dieser Zeitebene widmet. 

Bei der Story und den Charakteren endet meine Kritik jedoch noch nicht. Dass "Jupiter's Legacy" ambitioniert ist, steht außer Frage, trotzdem wirkte der bunte Look bereits im Trailer eher trashig. Ein Eindruck der sich in der Serie sogar noch verstärkt, denn das Make-up und die Kostüme sehen so lächerlich schlecht aus, dass man sich schon fragen muss, was sich die Verantwortlichen dabei gedacht haben. Ob es die unnatürlichen weißen Perücken sind oder das schlechte Alterungs-Make-up von Josh Duhamel und Co. Die Serie sieht schlichtweg nicht gut aus. Insbesondere gilt das für die lächerlichen Kostüme. Gerade Utopians und Lady Libertys Outfit sehen aus wie 1€-Kostüme vom Jahrmarkt und haben mit coolen Superheldenoutfits rein gar nichts am Hut. Und um meine Kritik zu vollenden: Auch in den Actionszenen überzeugt "Jupiter's Legacy" nicht wirklich. In Zeiten in denen The Falcon auf Disney+ im Wingsuit von Hubschrauber zu Hubschrauber springt, wirken Actionszenen wie der versammelte Kampf der Union gegen Bösewicht Blackstar in der ersten Episode, wie aus der Zeit gefallen. Dazu hat "The Boys" in Sachen Brutalität ein ganz anders Kaliber vorgelegt, so dass "Jupiter's Legacy" eher harmlos daher kommt, obwohl die Serie gerne deutlich erwachsener wäre.

 

Fazit

Es fällt es mir schwer, alle Probleme die ich mit der Serie habe in Worte zu fassen, da es tatsächlich keinen einzigen Bereich gibt, an dem ich nichts auszusetzen habe. Die Charaktere sind uninteressant, die Handlung unausgegoren, die Kostüme an Lächerlichkeit kaum zu überbieten und selbst die wenigen Actionszenen wirken wie aus der Zeit gefallen. Das Hauptproblem ist aber klar: "Jupiter's Legacy" kommt schlichtweg zu spät, da alle Themen in anderen Comicverfilmungen wie "Watchmen" oder "The Boys" bereits besser behandelt wurden. Dazu steht sich die Serie auch selbst im Weg, indem die Vergangenheitsstory zu viel Platz einnimmt, obwohl jeder Zuschauer weiß was passieren wird, und es den zahlreichen Charakteren an Sympathie und interessanten Geschichten mangelt. Die neue Netflix-Serie ist damit eine unausgegorene Nummer, die nie wirklich in die Gänge kommt. Ich musste schwer mit mir kämpfen die Serie nicht vorzeitig abzubrechen, immerhin wurde meine Hoffnung nach Besserung wenigstens in der gelungenen siebten Episode erhört. Trotzdem ist "Jupiter's Legacy" am Ende nur für Leute geeignet, die wirklich alle anderen Superhelden-Serien gesehen haben und trotzdem nicht genug bekommen können. 

 

5/10


Kommentare: 0

Poster&Trailer: © Netflix