The Neon Demon

Story

Teenagerin Jesse (Elle Fanning) ist neu in Los Angeles. Sie zieht in ein heruntergekommenes Motel, das vom dubiosen Hank (Keanu Reeves) geführt wird, findet aber schnell Anschluss in der fremden Stadt: Stylistin Ruby (Jena Malone) bemerkt, was für ein Talent in Jesse steckt und will ihr dabei helfen, den Traum von der Modelkarriere zu verwirklichen. Wenig später hat Jesse mit Jan (Christina Hendricks) dann auch schon eine Top-Agentin und wird von einem Fotografen zum nächsten geschickt. Die junge Frau, naiv und betont keusch im Auftreten, taucht immer tiefer in die Glitzerwelt aus dekadenten Partys und schicken Shootings ein. Konkurrentinnen wie den Models Sarah (Abbey Lee) und Gigi (Bella Heathcote) bleibt nicht verborgen, wer da zum neuen Liebling der Szene aufsteigt. Bald wird es für Jesse sehr gefährlich…


Kritik

NWR. Mehr als dieses Kürzel benötigt der Zuschauer nicht um zu wissen was ihm in den folgenden 117 Minuten bevorsteht. Nicolas Winding Refn hat sich in den vergangenen Jahren selbst zur Marke gemacht mit seinen eigenwilligen Filmen, der hypnotischen Bildersprache und seinem unbedingten Stilwillen. Wer beim inzwischen zehnten Film in Refns Filmographie also immer noch nicht weiß auf was er sich da einlässt, sitzt schlicht in der falschen Vorstellung, denn Refns Filme entziehen sich jeglicher Bewertungskriterien. Dementsprechend kam es wie es kommen musste und in Cannes wurde „The Neon Demon“ von einigen Kritikern gnadenlos ausgebuht. Das gleiche galt auch schon für den Vorgänger „Only God Forgives“ (9/10), der nach seinem Mainstream-kompatiblen Arthouse-Meisterwerk „Drive“ (10/10) die falschen Erwartungen enttäuschte. Doch der dänische Regisseur geht deswegen keine Kompromisse ein. Vielmehr ist für ihn ein Film Kunst, wenn er polarisiert und das gilt auch für sein neuestes Werk „The Neon Demon“. Jede Einstellung, jede Szene ist bis ins kleinste Detail durchkomponiert und wer sich auf den neonfarbenen Trip einlässt, wird Zeuge eines wahrhaft atemberaubenden Filmes. 

The Neon Demon

Kinostart: 23.06.2016

Länge: 117 Min.

FSK: 16

Genre: Thriller, Horror

Regie: Nicolas Winding Refn

Land: USA, Dänemark, Frankreich


Schon gleich zu Beginn ist der Filmtitel Programm und Nicolas Winding Refn inszeniert ein schlichtes Intro aus nahezu psychedelisch anmutenden Neonfarben. Untermalt wird das ganze wieder einmal von den hypnotischen Klängen des amerikanischen Komponisten Cliff Martinez, der mit Refn nach „Drive“ und „Only God Forgives“ zum dritten Mal zusammenarbeitet. Und wieder einmal passt die ungemein atmosphärische musikalische Untermalung  perfekt zur Bildkomposition des Dänen. Zudem kommt das Publikum dieses Mal wieder in den Genuss von Songs anderer Künstler, die Refn wohl dosiert einstreut. Selbst der neue Song von Popstar Sia passt überraschenderweise hervorragend zum Abspann. Das Dreamteam Martinez und Refn sorgt bei „The Neon Demon“ mehr denn je für eine hypnotische Sogwirkung die der Film, trotz seiner Albtraumhaftigkeit, entwickelt. Dafür sorgen die bis ins kleinste Detail durchgestylten Bilder die Refn auf die Leinwand bannt und die „The Neon Demon“ zum visuellen Hochgenuss machen. Er kreiert eine Welt aus Neonfarben und entwirft Szenen die gleichzeitig abstrakt und faszinierend sind. In seinem zehnten Film erreicht Refn seinen bisherigen inszenatorischen Zenit, besser kann ein Film nicht aussehen, daran besteht kein Zweifel!

Kritisiert wurde hingegen die Handlung des Films. Ebenfalls Refn typisch fällt diese nicht besonders wendungsreich oder spannend aus, da Refn den Handlungsbogen nur sehr rudimentär spannt. Refns Herangehensweise an einen solchen Film entzieht sich oftmals jeglicher Bewertungskriterien denn trotz der schwach anmutenden Story, installiert der Däne oft und gerne Meta-Ebenen in seinen Filmen, was vor allem für „Only God Forgives“ galt. In „The Neon Demon“ fällt diese deutlich kleiner aus, dafür nimmt Refn die Oberflächlichkeit der Modewelt und der Gesellschaft wunderbar auseinander, ganz nach dem ausgegebenen Motto „Beauty isn’t everything…it’s the only thing“. Die Hauptfigur Jesse strahlt nämlich wahre Schönheit aus und darf nicht nur als junges und hübsches Model angesehen werden, sondern als Metapher für Schönheit. Refn erklärt wenig und liefert noch weniger Antworten, umso spannender fällt die Interpretation des Gesehenen aus.

Wichtig für so einen außergewöhnlichen und speziellen Film sind auch die Schauspieler. Im Falle der beim Dreh erst 16-jährigen Elle Fanning trifft Refn voll ins Schwarze. Die junge und dennoch bereits erfahrene Schauspielerin reißt den Film in jeder Szene an sich und überzeugt sowohl als schüchternes, unschuldiges Mädchen, wie auch als gefährliche und selbstbewusste Frau. Wie viele Figuren ist Jesse nämlich auch mehr als der Betrachter zunächst sieht. Daneben weiß auch das Trio um Jena Malone, Bella Heathcote und Abbey Lee zu überzeugen. Keanu Reeves und Christina Hendricks kommen über kurze Auftritte zwar nicht hinaus, machen in denen aber ebenfalls eine gute Figur.

Und wenn „The Neon Demon“ sich nach erstaunlich langer Laufzeit, die dennoch sehr kurzweilig daherkommt, sich dem Finale nähert, der hypnotische Sog seinen Höhepunkt erreicht, die Bilder bis zum Exzess durchgestylt sind und der faszinierende Alptraum bald sein Ende findet, beschwört der Däne, ebenfalls ganz Refn typisch, einige kontroverse Szenen auf. Von Kannibalismus bis Nekrophilie werden einige Tabu-Themen angerissen und es fließt ordentlich Blut. Dabei hält Refn sich bei den Gewaltspitzen aber erstaunlich zurück, zeigt nur das Nötigste und rutscht damit zu keiner Zeit ins Voyeuristische ab.

 

Fazit

117 Minuten lang nimmt Refn die oberflächliche Modewelt auseinander und zelebriert einen audiovisuellen Hochgenuss wie man ihn nur selten zu Gesicht bekommt. Starke Darsteller, allen voran Elle Fanning, betörende Bilder und eine faszinierende, alptraumhafte Sogwirkung machen Nicolas Winding Refns neues Werk zu einem der besten und atemberaubendsten Filme des Jahres! Zumindest für diejenigen die sich auf einen solch speziellen Film einlassen können, wer mit den bisherigen Filmen des Dänen nichts anfangen konnte wird auch mit diesem nicht warm werden, denn „The Neon Demon“ ist ein einhundertprozentiger Refn und wahre Filmkunst!

 

Wertung: 9/10


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Poster&Trailer: © Koch Media/24 Bilder

Story: Quelle: Filmstarts.de