Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind

Story

In New York wird die magische Welt 1926 von einer unbekannten Macht bedroht, die die Gemeinschaft der Zauberer an fanatische No-Majs (Amerikanisch für Muggels) verraten will. Von all diesen Spannungen ahnt der exzentrische und hochbegabte britische Zauberer Newt Scamander (Eddie Redmayne) noch nichts, denn der hat gerade erst eine weltweite Forschungsreise abgeschlossen, mit der er die Vielfalt magischer Wesen erforschen will. Einige von ihnen trägt er sogar in seinem Koffer mit sich herum. Doch als der ahnungslose Jacob Kowalski (Dan Fogler) versehentlich einige der Geschöpfe freilässt, droht eine Katastrophe. Bei ihrem Versuch sie wieder einzufangen, treffen Newt und Jacob auf Tina Goldstein (Katherine Waterston), die ihnen unter die Arme greift. Doch ihre Unternehmungen werden durch Percival Graves (Colin Farrell) erschwert, dem Direktor für magische Sicherheit im MACUSA (Magischer Kongress der USA). Der hat es nämlich auf Newt und Tina abgesehen…


Kritik

Was vor 15 Jahren mit "Harry Potter und der Stein der Weisen" begann, endete vor fünf Jahren mit dem achten und letzten Teil "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 2": Die Rede ist von der legendären Fantasy-Reihe rund um den jungen Zauberlehrling Harry Potter. Nach mehr als 400 Millionen verkauften Büchern (Lediglich die Bibel kommt auf mehr Verkäufe) und insgesamt 7,7 Milliarden US-Dollar an den Kinokassen (ebenfalls Platz 2, hinter dem Marvel Cinematic Universe) kann man die Reihe, die auch mich durch meine Kindheit begleitete, problemlos als die größte Buch- und Filmreihe aller Zeiten benennen. Und selbstverständlich kann Hollywood, beziehungsweise Warner, ein solches Mega-Franchise nicht einfach ruhen lassen. Doch anstatt mit "Harry Potter 8" die Geschichte um Harry und seinen Kindern auszuschlachten, wie kürzlich im Theater-Stück "Harry Potter und das verwunschene Kind", wählen die Macher den gewagteren aber auch interessanteren Weg. Denn während die Geschichte von Potter schlichtweg auserzählt ist, hält die magische Welt natürlich noch jede Menge andere spannende Geschichten bereit. "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind" ergründet nun diese unerforschten Gebiete und zeigt die Welt der Zauberer im New York der Zwanziger-Jahre. Der erste von fünf geplanten Teilen bietet dabei aber mehr Einführung als Magie, denn das nur selten harmonische Gesamtbild wird durch eine recht zähe erste Hälfte und einem generischen Finale getrübt, die dem ansonsten sehenswerten Spin-Off leider viel von seiner Mage nehmen.

Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind

Kinostart: 17.11.2016

Länge: 133 Min.

FSK: 6

Genre: Fantasy, Abenteuer

Regie: David Yates

Land: USA, Großbritannien

Originaltitel: Fantastic Beasts and Where to Find Them


In meiner Vorschau auf das Kinojahr 2016 stand "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind" auf dem ersten Platz der größten Filmhighlights in diesem Jahr. Zwar überkam mich bis zuletzt kein Hype um das Potter-Spin-Off, doch als riesiger Fan der Reihe war der Kinobesuch natürlich Pflicht. Und tatsächlich bietet "Phantastische Tierwesen" viel Fan-Service. Bereits die klassische Eröffnung mit dem Warner-Logo und dem Filmtitel wird von John Williams' "Hedwig's Theme" unterlegt und sorgt für Gänsehaut und einen regelrechten Flashback in alte Zeiten. Dazu werden einige Anspielungen gemacht und bekannte Namen erwähnt, die Potter-Fans aufhorchen lassen. Ansonsten steht das Spin-Off aber auf eigenen Beinen und ist trotz des Magier-Kauderwelschs (Squib, oblivieren etc.) auch ohne Vorkenntnisse gut verständlich. 

Der zugegeben recht sperrige Filmtitel stammt indes 1:1 vom gleichnamigen Hogwarts-Sachbuch, das Autorin J.K. Rowling in den Büchern zunächst erwähnte und später als Begleitbuch vollständig herausbrachte. "Phantastische Tierwesen" dreht sich nun ganz um den fiktionalen Autor dieses Buches, Newt Scamander, und schickt den britischen Zauberer nach New York. Dort herrscht 1926 eine solch aufgeheizte Stimmung zwischen Zauberern und Muggeln (bzw. No-Majs), dass sich problemlos Vergleiche zum aktuellen Weltgeschehen ziehen lassen (Und zum zentralen Konflikt der "X-Men"-Reihe). Trotz der 70 Jahre die der Film vor den Ereignissen von "Harry Potter" spielt, hat die Handlung also nichts von ihrer Aktualität eingebüßt.

Dafür behandelt der Film zwei verschiedene Geschichten: Zum einen dreht sich der Film um die entflohenen Tierwesen von Mr. Scamander, zum anderen um die vom dunklen Magier Gellert Grindelwald angeheizten, schwierigen Beziehungen zwischen Zauberern und No-Majs. Das Problem dabei ist, dass sich diese zwei Handlungen auch wie zwei unterschiedliche Handlungen anfühlen. Während die Tierwesen-Storyline von viel Humor und Leichtigkeit geprägt ist, beschreitet die politische Storyline die düsteren Pfade. Wirkliche Harmonie zwischen den beiden Handlungen entsteht nur selten, weshalb "Phantastische Tierwesen" vor allem in einzelnen Szenen punktet. Diese einzelnen Szenen bringen dann auch die Magie des Potter-Universums zurück auf die Leinwand. 

Für die "Harry Potter"-Autorin J.K. Rowling ist es indes das erste Drehbuch ihrer Karriere. An den früheren Filmen war sie zwar beteiligt, das Drehbuch schrieben jedoch andere. Das macht insofern Sinn, da "Phantastische Tierwesen" ja auf keinem Buch von Rowling basiert und sie so trotzdem ihre Zauberer-Geschichte weiterspinnen kann, denn das Universum ist eben immer noch ihres. Rowlings Liebe zu Details und zu liebenswerten Charakteren scheint deshalb auch wieder in diesem Film durch. Allerdings hat Rowling mit ihrem ersten Drehbuch auch ihre Probleme. Die Einführung des neuen Schauplatzes, der Handlung und ihrer neuen Charaktere nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Das geringe Tempo dass der Film dort an den Tag legt, wirkt sich recht negativ auf die erste Hälfte des Filmes aus, die dadurch ziemlich zäh erscheint. In der zweiten Hälfte bessert sich dieser Umstand, da das Tempo und die Spannung dort anzieht und der Film mehr mitreißen kann als noch zu Beginn. Beinahe jedoch wäre diese Besserung völlig zunichte gemacht worden. Denn das Finale des Films ist dermaßen uninspiriert das einem das Fanherz blutet. Im finalen Showdown wird wie in den generischsten Blockbustern des Jahres (Der Vergleich zum "Suicide Squad"-Finale liegt nahe) halb New York zerlegt und das durch eine völlig absurde Kreatur, die auch die Logik der Potter-Filme in Frage stellt (Was hätte Voldemort damit anrichten können?). Dieses überzogene Over-the-Top-Finale will so gar nicht zur "Harry Potter"-Reihe passen. Das Rowling dermaßen übertreiben kann, hätte ich nicht gedacht. Auch zuvor im Film fällt einem das auf. Nicht nur bei der Action, sondern auch beim Humor. Gerade Eddie Redmaynes alberner Brunftanz mit einem Nashorn-ähnlichen Tierwesen war mir etwas zu viel des Guten. Immerhin wird das schwache Finale noch von einem großartigen Ende gerettet. Der Twist am Ende ist unvorhergesehen und gelungen und erinnert dann wieder an die Hochzeiten von "Harry Potter". Dazu kommt eine starke Gänsehaut-Sequenz und eine emotionale Szene, die das recht lange Ende des Filmes abrunden und Lust auf die weiteren Teile macht.

Inszeniert wird "Phantastische Tierwesen" wieder vom Briten David Yates, der bereits die letzten vier "Harry Potter"-Filme gedreht hatte. Dementsprechend befindet sich die Inszenierung auf einem gewohnt guten Niveau, zumal die Qualität der Potter-Filme stets mehr vom Drehbuch abhängig war als von der Inszenierung. Zum gewohnt düsteren Look des Films, gesellen sich dieses Mal auch einige bunte Szenen in der Welt der Tierwesen. Auch die Effekte sind selbstverständlich auf dem höchsten Standard, wobei die direkte Interaktion (hier: Streicheln) von realen Menschen und CGI-Wesen, den Animatoren immer noch Schwierigkeiten zu bereiten scheint und oftmals für schwebende Hände sorgt. Alles in allem gibt es aus inszenatorischer Sicht aber nichts zu meckern.

Für Verwunderung sorgt lediglich die Entscheidung der FSK, den Film ab 6 Jahren freizugeben, erinnert die Atmosphäre doch sehr an die letzten Teile. Einige düstere und gruselige Szenen sind sicherlich nicht für sechsjährige geeignet. Beim Soundtrack gibt es derweil nichts zu beanstanden: Er stammt dieses Mal von James Newton Howard, der damit seinen Einstand im Potter-Universum gibt. Sein Soundtrack ist gelungen und bringt mit einigen Klavier-Passagen auch neue Klänge mit. 

Abschließend noch ein paar Worte zu der neuen Besetzung: Oscar-Preisträger Eddie Redmayne passt mit seiner besonderen aber liebenswerten Art hervorragend zur Rolle des Newt Scamander. Seine zurückhaltende und verschrobene Figur wird von ihm wunderbar in Szene gesetzt, sorgt aber dafür, dass Scamander eher im Hintergrund agiert. Das heimliche Herz des Filmes ist hingegen ein No-Maj: Dan Fogler überzeugt als liebenswerter No-Maj mit dem Herz am rechten Fleck, der eigentlich nur eine Bäckerei eröffnen will. Der Sympathieträger kann sich auch auf die beiden Schwestern Tina und Queenie Goldstein, gespielt von Katherine Waterson und Alison Sudeol, verlassen, die ebenfalls gut agieren, auch wenn sie nicht so sehr herausstechen wie ihre männlichen Kollegen. Auf der Gegenseite stehen Colin Farrell als Auror Percival Graves, der überraschend gut in die Rolle passt, Ezra Miller in einer etwas schwächeren, undurchsichtigen Rolle als gepeinigter Credence und Jon Voight als Verlags-Chef Henry Shaw Sr., bei dem man nicht so genau weiß wieso seine Figur unbedingt mit in diesen Film musste. Antworten darauf gibt es hoffentlich noch in den Fortsetzungen. Und zu guter Letzt gibt es ja noch Superstar Johnny Depp. Das erst vor kurzem bekannt gewordene Casting sorgte für heftige Diskussionen, sein kurzer Auftritt lässt aber noch kein Fazit zu. Die Rolle als Gellert Grindelwald hat aber durchaus das Potenzial, zu einer seiner ikonischsten Rollen zu werden. Genaueres erfährt man dann in den Fortsetzungen.

 

Fazit

Das "Harry Potter"-Universum ist zurück! Eine gute Nachricht für alle Potterheads wie ich, zumal diese neue fünfteilige Filmreihe eine mehr als spannende Vorgeschichte zu den bereits bekannten Ereignissen erzählen dürfte. Angereichert mit vielen Anspielungen, einer illustren aber überzeugenden Darsteller-Riege, sowie einigen magischen Momenten, macht der erste Teil der Reihe schon mal viel Spaß. Abstriche muss man hingegen ausgerechnet bei J.K. Rowlings Drehbuch machen, die überraschenderweise dem Bombast-Ansatz vieler Hollywood-Filme folgt und zudem ihre Schwierigkeiten beim Verweben der beiden Storylines und der Einführung der Charaktere besitzt. Dadurch herrscht noch viel Luft nach oben für die Fortsetzungen. "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind" fehlt zwar noch der ganz große Zauber vergangener Potter-Tage, ein sehenswerter Beginn der Reihe ist dieser Film aber dennoch geworden. Zumal insbesondere der kommende Konflikt zwischen Johnny Depps Gellert Grindelwald und dem jungen Albus Dumbledore, Lust auf die Fortsetzungen macht.

 

Wertung: 7/10


Kommentar schreiben

Kommentare: 0

Poster&Trailer: © Warner Bros. Entertainment

Story: Quelle: Filmstarts.de