Doctor Strange

Story

Doctor Stephen Strange (Benedict Cumberbatch) ist ein arroganter, aber auch unglaublich talentierter Neurochirurg. Nach einem schweren Autounfall kann er seiner Tätigkeit trotz mehrerer Operationen und Therapien nicht mehr nachgehen. In seiner Verzweifelung wendet er sich schließlich von der Schulmedizin ab und reist nach Tibet, wo er bei der Einsiedlerin The Ancient One (Tilda Swinton) und ihrer Glaubensgemeinschaft lernt, sein verletztes Ego hinten anzustellen und in die Geheimnisse einer verborgenen mystischen Welt voller alternativer Dimensionen eingeführt wird. So entwickelt sich Doctor Strange nach und nach zu einem der mächtigsten Magier der Welt. Doch schon bald muss er seine neugewonnenen mystischen Kräfte nutzen, um die Welt vor einer Bedrohung aus einer anderen Dimension zu beschützen.


Kritik

Superhelden und kein Ende in Sicht! Im aktuell lukrativsten Genre brachten die drei großen Verleiher Warner (DC), Disney und Fox (beide Marvel) in diesem Jahr sechs große Comicverfilmungen in die Kinos. In den nächsten Jahren wird sich diese Zahl sogar noch erhöhen. Während DC gerade angestrengt versucht ein Marvel-ähnliches "Justice League"-Universum aufzubauen, ist Marvel schon ein ganzes Stück weiter. Der Comic-Gigant befindet sich aktuell in der dritten Avengers-Phase und bereitet den gigantischen Showdown aller Helden und dem gesamten MCU (Marvel Cinematic Universe) in den beiden "Avengers 3"-Filmen sukzessive vor. Nachdem sich die Avengers in "The First Avenger: Civil War" zum Start der dritten Phase erst einmal untereinander bekriegt haben, betritt mit "Doctor Strange" ein neuer Held die Bildfläche. Und mit ihm hält die Magie und damit auch die Multidimensionalität Einzug in das MCU. Dies sorgt für großes Potenzial und einige wirklich originelle Action-Szenen, während sich der Rest der unterhaltsamen Origin-Story auf die bekannten Marvel-Zutaten verlässt.

Doctor Strange

Kinostart: 27.10.2016

Länge: 115 Min.

FSK: 12

Genre: Fantasy, Action

Regie: Scott Derrickson

Land: USA


Zu Beginn des Films steht die Person des Hauptcharakters im Fokus. Doctor Stephen Strange ist ein arroganter aber brillanter Neurochirurg, der seinen Mitmenschen mit seinem riesen Ego gehörig auf die Nerven geht. Hauptdarsteller Benedict Cumberbatch ist dafür sicherlich die richtige Wahl, denn der Brite erlangte seinen weltweiten Ruhm immerhin durch seine grandiose Verkörperung von Sherlock Holmes in der gefeierten BBC-Serie "Sherlock". Während Stranges Persönlichkeit also frappierende Ähnlichkeit zum Soziopathen Holmes hat, ist es ein Autounfall der Strange seiner Fähigkeiten beraubt: Seine Hände. Auf Grund seiner zitternden Hände kann er seiner Tätigkeit als Arzt nicht mehr nachgehen und den Doktor verschlägt es in seiner Verzweiflung bis nach Tibet, wo er bei einer Glaubensgemeinschaft in eine mystische Welt eingeführt wird und neue Kräfte erhält. "Doctor Strange" erzählt also eine ganz gewöhnliche Origin-Story mit allen Höhen und Tiefen die ein Held nun mal auf seinem Weg zu meistern hat. Dadurch das Strange auch sein Ego erst einmal hinten anstellen muss, erinnert die Story am meisten an "Iron Man". Dementsprechend ist die Handlung nicht neu, aber trotz allem gut erzählt.

Eines der größten Merkmale von Marvel ist natürlich der Humor und dieser kommt auch in "Doctor Strange" nicht zu kurz. Strange selbst sorgt in bester Tony Stark-Manier für die meisten Lacher und funktioniert insbesondere im Zusammenspiel mit dem humorlosen Bösewicht Kaecilius und dem pflichtbewussten Bibliothekar Wong hervorragend. Heimlicher Star des Films ist aber Stranges roter Umhang. Dieser führt nämlich ein Eigenleben und macht es seinem Träger nicht immer leicht, verkloppt dafür aber auch mal im Alleingang die Bösen. An manchen Stellen wirkt der Humor allerdings etwas zu gezwungen. Die Macher versuchen dort etwas zu sehr den augenzwinkernden Marvel-Humor durchzusetzen, obwohl ein etwas düsterer Ton dem Ganzen manchmal besser getan hätte. Insgesamt sorgt der Humor aber wieder für einen unterhaltsamen Mix.

In visueller Hinsicht toppt der Film dafür alles was das MCU jemals vorgebracht hat. Und das will etwas heißen, denn die Action gehört sicherlich nicht zu Marvels Schwachpunkten. "Doctor Strange" treibt das aus "Inception" bekannte Prinzip umgeklappter Städte und rotierender Flure auf die Spitze und liefert ein visuell schlichtweg atemberaubendes Werk ab. Riesige Metropolen werden aus ihren Dimensionen gerissen und bewegen sich in spektakulären Ansichten im freien Raum. Die Magier machen die Welt buchstäblich so wie sie ihnen gefällt, verbiegen Hochhäuser, bauen sich Straßen und schreiten durch Portale in andere Länder dieser Erde. Es sind dabei nicht nur die grandiosen Special-Effects die für Staunen sorgen und nebenbei zeigen dass die CGI-Technik an ihrem Zenit angekommen ist, sondern vielmehr der kreative Umgang mit den Möglichkeiten die die Multidimensionalität, beziehungsweise das Spiel mit Raum und Zeit, für die Macher bereit hält. Neben der zuvor beschrieben Großstadt-Action-Szene ist es vor allem der finale Showdown der überzeugt. Dieser läuft nicht nur etwas anders ab als gewohnt, sondern ist herausragend gut inszeniert. Die porträtierte Stadt liegt in Trümmern, mit Hilfe der Manipulation der Zeit, die rückwärts abläuft, baut sie sich aber langsam wieder auf, während sich die Helden inmitten all des Chaos noch in vorwärts laufender Zeit die Köpfe einschlagen. Die Action-Szenen von "Sinister"-Regisseur Scott Derrickson gehören schlichtweg zu den besten die man bisher im MCU gesehen hat.

Während In "Doctor Strange", von den Abspann-Szenen einmal abgesehen, keiner der Avengers dem Doctor einen Besuch abstattet, lohnt sich ein Blick auf den wieder einmal namhaften Cast. Wie eingangs erwähnt fällt Benedict Cumberbatchs Leistung sehr gut aus und er dürfte mit seinem Charisma eine echte Bereicherung für das MCU darstellen. Daneben sticht auch Tilda Swinton hervor. Die Oscar-Preisträgerin verleiht ihrer glatzköpfigen Figur der Ältesten eine starke Ausstrahlung und macht die Diskussion um das Whitewashing ihres Charakters (im Comic ein tibetanischer Mann) glatt vergessen. Jedoch hätte man sich von ihrem Charakter noch etwas mehr Tiefe erhofft. Ansonsten bleiben viele der namhaften Darsteller blass. Weder Chiwetel Ejiofor noch Rachel McAdams können wirklich überzeugen. Vor allem aber Mads Mikkelsens Auftritt als Bösewicht fällt ernüchternd aus. Dass der Däne ein großartiger Schauspieler ist und sich bestens als Bösewicht eignet hat man in der Vergangenheit schon oft gesehen, in "Doctor Strange" wird sein Talent aber gnadenlos verschenkt. Durch den recht schweigsamen, humorlosen Charakter kommt Mikkelsen überhaupt nicht zur Entfaltung und reiht sich damit nahtlos in die Riege der schwachen Marvel-Bösewichte ein. 

 

Fazit

Sobald Raum und Zeit verändert werden, muss man als Zuschauer eine hohe Kulanz mitbringen, da Logiklöcher nicht zu vermeiden sind. Kommt man damit zurecht, taucht man ein in eine magische Welt, die das MCU noch einmal um eine vielversprechende Facette erweitert. Bei der Story, dem Humor und dem schwachen Bösewicht bleibt sich Marvel treu, während es vor allem die kreativen Action-Szenen sind, die am meisten Spaß machen und "Doctor Strange" zu einem visuellen Hochgenuss machen. Alles in allem also ein sehenswerter Einstand für Benedict Cumberbatchs Doctor Strange in die Riege der Marvel-Superhelden.

 

Wertung: 7/10


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Poster&Trailer: © The Walt Disney Company Germany GmbH

Story: Quelle: Filmstarts.de