Kritik

Der Film "Conjuring - Die Heimsuchung" war im Jahr 2013 der Start einer neuen Horror-Reihe. Dem starken Erstling folgten das Spin-Off "Annabelle" und nun "Conjuring 2". Mit Gesamteinnahmen von 895 Millionen Dollar an den Kinokassen läuft es für die "Conjuring"-Reihe finanziell rund und die Reihe gilt bereits jetzt als die zweit-erfolgreichste Horror-Reihe überhaupt, noch vor den sieben "Saw"-Filmen. Spätestens jetzt dürfte James Wan, der sich für das Drehbuch und die Regie des ersten "Saw"-Teils verantwortlich zeigte, als aktuell bedeutendster Horror-Regisseur gelten. Der 39-jährige kehrt nach seinem großartigen Action-Ausflug in "Fast&Furious 7" nun wieder in sein Stamm-Genre zurück und liefert mit "Conjuring 2" eine packende und spannende Fortsetzung ab.

"Conjuring 2" dreht sich erneut um die beiden Dämonologen Ed und Lorraine Warren, die paranormalen Fällen nachgehen die auf wahren Begebenheiten beruhen. Inwieweit diese nun tatsächlich "wahr" sind lässt sich selbstverständlich nicht sagen, doch das spielt bei einem solchen Film natürlich auch nur eine untergeordnete Rolle. Was an der Fortsetzung auffällt, ist dass sie sie einiges anders macht als der Vorgänger. Die Handlung wurde nach England verfrachtet, wo ein neuer Fall die beiden Geisterjäger auf Trapp hält. Doch nicht etwa England oder das typisch nass-kalte Wetter sind hier die bemerkenswerten Änderungen zum Vorgänger, stattdessen verlässt "Conjuring 2" die typischen Horror-Klischee-Gefilde etwas, verzichtet auf ein abgelegenes Haus wie noch im ersten Teil und verfrachtet die Handlung mitten in ein englisches Dorf. Nachbarn und Medien-Interesse inklusive. Dazu überzeugt die interessante Geschichte. Die Frage ob all das von der Familie gespielt sein könnte und einige nette kleinere Wendungen verleihen dem zweiten Teil schon fast mehr Originalität als dem ersten. Ebenfalls ungewöhnlich für einen Horror-Film ist die enorm lange Laufzeit. 133 Minuten sieht man in diesem Genre selten, doch James Wan nutzt die Zeit um nicht nur Schocker an Schocker zu reihen, sondern sich Zeit für die Charaktere und die Handlung zu nehmen. Zwar zieht sich der Film dafür in der Mitte etwas, die Wirkung die Wan damit erzielt ist dafür aber umso größer. Und da der Film bereits packend startet und auch spannend zu Ende geht, schnürt Wan ein sehr unterhaltsames Paket mit dieser Horror-Fortsetzung, die dem Vorgänger in nichts nachsteht.

Trotz des hohen Fokus auf die Handlung und die Charaktere, kommen die gruseligen Momente natürlich nicht zu kurz. Von Anfang an legt sich eine bedrohliche Atmosphäre über die Szenerie, die sich in etlichen hochspannenden Szenen entlädt. Natürlich dürfen dabei auch die von mir so sehr verhassten Jumpscares nicht fehlen. Oftmals wirken diese einfach nur billig und ein Jumpscare reiht sich an den nächsten. James Wan hingegen setzt sie mit Bedacht ein und sorgt damit nicht für billigen Grusel mit dem Holzhammer, sondern echten schaurig-schönen Grusel. Vor allem gelingt ihm das durch sein hohes handwerkliches Geschick. Inszenatorisch kann James Wan im Horror-Genre schlichtweg keiner das Wasser reichen. Die ungewöhnlichen Perspektiven, die langen Kamera-Fahrten und dazu ganz gezielt eingesetzte Effekte, machen "Conjuring 2" zu einem Horror-Hochgenuss. All die Elemente mit denen Wan arbeitet sind zwar nicht neu, doch der Regisseur weiß sie perfekt einzusetzen und damit ein stimmiges Bild zu kreieren. Wer für das Können des Regisseurs noch einen Beweis benötigt, sollte vor allem in der Szene mit Vera Farmiga und der Geister-Nonne, noch recht früh im Film, die Augen aufmachen. Wie Wan dort mit Licht und Schatten gezielt Illusionen heraufbeschwört ist faszinierend und zeigt wie stark auch heutzutage Horror-Filme noch sein können, obwohl man alles eigentlich schon gesehen hat. Dabei ist es fast schon unnötig zu erwähnen wie gut auch die Geräuschkulisse ist. Die Soundeffekte und der atmosphärische Soundtrack verrichten ihre Arbeit und verfehlen ihre Wirkung nicht. Dazu gibt es ein Sonderlob für Patrick Wilsons Elvis Presley-Imitation. Wie gut selbst solche unbeschwerten Szenen in einem Horror-Film funktionieren zeigt diese Gänsehaut-Szene ganz gut.

Womit wir bei den Darstellern wären: Wans Stammschauspieler Patrick Wilson bildet gemeinsam mit Vera Farmiga wieder das emotionale Herz der Geschichte und beide überzeugen in ihren Rollen. Aber auch die neue Familie macht ihre Sache gut, was insbesondere wieder für die zahlreichen Kinderdarsteller gilt, die auch in der Fortsetung herausragend gut funktionieren.

Fazit

Das Horror-Genre ist bereits seit Jahren das vielleicht uninteressanteste Genre überhaupt, da man eigentlich schon alles gesehen hat und neue Filme nun lediglich versuchen darauf noch einen daraufzusetzen. Neben den wenigen wirklich originellen Filmen die das Genre noch hervorbringt, überzeugt "Conjuring 2" hinsichtlich Handlung, Charaktere und Grusel auch als gewöhnlicher Horror-Film ohne das Rad neu zu erfinden. Denn Horror-Spezialist James Wan weiß, wo er die Akzente zu setzen hat und wie er all seine Elemente zu einem makellosen Puzzle zusammensetzt. Diese Formel geht erneut auf und macht "Conjuring 2" zu einem ausgezeichneten Horror-Film und einen der sehenswertesten Filme des Jahres. Zudem steht er seinem gefeierten Vorgänger (8/10) in nichts nach.

Wertung: 8/10

Poster&Trailer: © Warner Bros. Pictures Germany

Story: Quelle: Filmstarts.de