Dune: Part Two

Kino: 29.02.2024 | Laufzeit: 166 Minuten | FSK: 12 Land: USA, KAN | Genre: Sci-Fi, Action


Kritik

„Dune 2 steht in der Bringschuld“ ist ein Zitat aus meiner „Dune“-Kritik aus dem Jahr 2021. Mit dem ersten Teil seiner Neuverfilmung des Roman-Klassikers von Autor Frank Herbert hat Denis Villeneuve zwar ein echtes Brett abgeliefert, dennoch wirkte der Film ohne ein richtiges Finale eher wie ein Prolog und ein Versprechen für die Zukunft. Eines war im Vorfeld des heiß-erwarteten „Dune: Part Two“ daher sonnenklar: Der kanadische Regisseur muss in der Fortsetzung liefern und aus dem starken Fundament das ganz große Spektakel zimmern. Aufgrund der komplexen Vorlage und einer gigantischen Erwartungshaltung des Publikums kein leichtes Unterfangen, doch Villeneuve liefert den erhofften Hammerschlag, der für ein überragendes Kino-Erlebnis sorgt. „Dune: Part Two“ ist größer, actionreicher, witziger und noch besser als sein Vorgänger und dürfte der Titel als bester Film des Jahres 2024 kaum zu nehmen sein. 

 

„Das ist erst der Anfang“ waren die letzten Worte von Zendayas Charakter Chani im Vorgänger, der damit endete, dass Paul Atreides (Timothée Chalamet) und seine Mutter Lady Jessica (Rebecca Ferguson) mit den einhemischen Fremen in die lebensfeindliche Wüste gingen. Genau daran knüpft „Dune: Part Two“ nun an, was angesichts der Zweiteilung des ersten Buches auch nicht weiter verwunderlich ist. Und während Paul die Gebräuche der Fremen erlernt, wird er immer stärker mit seiner Erlöser-Rolle als "Muad'dib" konfrontiert. Einer Rolle, die er angesichts seiner düsteren Zukunftsvisionen um einen heiligen Krieg nicht gerecht werden will.

Das Wichtigste vorweg: Ich habe die Romanvorlage von Frank Herbert nicht gelesen, kenne aber den groben Handlungsverlauf der sechs Bücher, wobei für die geplante „Dune“-Trilogie von Denis Villeneuve ohnehin nur die ersten beiden Bände von Belang sind. Trotzdem kann ich natürlich keinen Vergleich zur Vorlage ziehen, habe aber bereits gelesen, dass sich der zweite Teil mehr kreative Freiheiten nimmt als sein Vorgänger, zum Beispiel bei Pauls Familie und seinem Waffenarsenal. Viel wichtiger ist jedoch, dass bei „Dune: Part Two“ trotzdem keine Verständnisprobleme auftreten, da Denis Villeneuve mit seinem behutsamen Aufbau in den beiden Filmen genügend Informationen über die Welt und ihre Charaktere lieferte. Lediglich wie das vom Imperator kontrollierte Universum außerhalb von Arrakis aussieht, bleibt dabei ein Rätsel. Letzten Endes bringen Villeneuve und sein Co-Drehbuchautor Jon Spaihts die unzähligen Nebencharaktere und politischen Verstrickungen aber gut unter einen Hut, da sich auch „Dune: Part Two“ ausreichend Zeit dafür nimmt. Das zeigt sich vor allem im Mittelteil, in dem Paul Atreides für eine Zeit lang gar nicht mehr zu sehen ist und sich der Film stattdessen auf die Einführung von Austin Butlers psychotischer Figur Feyd-Rautha Harkonnen sowie dem Imperator (Christopher Walken), seiner Tochter Irulan (Florence Pugh) und den Bene Gesserit zuwendet. Da hatte ich für kurze Zeit die Sorge, Villeneuve könnte sich etwas übernehmen, allerdings meistert er die schwierige Aufgabe souverän. Auch Pauls Liebe zu Chani entwickelt sich relativ zügig, fühlt sich aufgrund der Visionen des ersten Teils und einer tollen Chemie zwischen Chalamet und Zendaya dennoch nie überhastet an. Stattdessen habe ich mit den Charakteren sogar deutlich mehr mitgefiebert, da sie nun ambivalenter und vielschichtiger sind als noch im Vorgänger. Das „Dune“ keine klassische Heldengeschichte um einen White Saviour erzählt, gefällt mir persönlich richtig gut und ich liebe den ambivalenten Storyverlauf dieses zweiten Films. Bis auf die durch und durch bösen Harkonnen bricht die Erzählung die typische Schwarz-Weiß-Zeichnung immer weiter auf und ich kann die Entwicklung im abschließenden dritten Teil „Dune: Messiah“ kaum erwarten. Dass dieser kommen muss, steht außer Frage, denn wie schon vor zweieinhalb Jahren endet auch dieser Film sehr offen. Im Gegensatz zum Vorgänger gibt es trotz dieses offenen Endes aber eben auch ein richtiges Finale, was dem Film mehr als guttut. Im Gegensatz zum Prolog-Charakter des ersten Teils fühlt sich „Dune: Part Two“ daher wie ein richtiges Epos an.

Und was für ein Epos das ist! Denis Villeneuve liefert das größtmögliche Spektakel ab und inszeniert jede Einstellung so groß und episch wie möglich, wodurch er einige unglaubliche Gänsehaut-Momente kreiert. Wenn die drei Sandwürmer aus dem Wüstenstaub erscheinen, als wären sie die gepanzerten Höhlentrolle bei der Schlacht um Minas Tirith beispielsweise oder wenn Paul und Chani beim spektakulären Fremen-Angriff auf einen Harvester einen Ornithopter vom Himmel holen, der hinter ihnen auf den Boden kracht, nur damit genau in dem Moment der oscarprämierte Soundtrack von Hans Zimmer aus allen Rohren feuert, dann sind das einfach wahre Gänsehaut-Momente. Hans Zimmers Soundtrack ist wieder großartig, verlässt sich für meinen Geschmack aber etwas zu sehr auf die bekannten Themen des ersten Teils. Ob er seinen Oscar-Gewinn damit wiederholen kann? Allgemein ist die Soundkulisse aber der absolute Wahnsinn. Bei Pauls erstem Ritt auf einem Sandwurm bricht Villeneuve so ein Getöse vom Zaun, dass mein Kinosessel in meiner Dolby-Atmos-Vorstellung so vibriert hat, wie ich es nie zuvor erlebt habe. Beim diesem brachialen Sounddesign wird die 2D-Vorführung zum 4D-Erlebnis. Aber auch optisch kann „Dune: Part Two“ mehr Akzente setzen als sein Vorgänger, da die Schwarz-Weiß-Bilder auf Austin Butlers Heimatplaneten glorios aussehen. Wer diesen Film nicht im Kino erlebt, ist selbst Schuld!

Und als wäre all das noch nicht genug, vereint Denis Villeneuve mal eben noch halb Hollywood vor der Kamera. Zu den bereits bekannten Darstellern des ersten Teils gesellen sich noch Florence Pugh, Léa Seydoux, Anya Taylor-Joy und Christopher Walken in den teils kleinsten Nebenrollen hinzu. Die meiste Screentime der Neuzugänge bekommt jedoch Austin Butler, der als psychotischer Antagonist einen exzellenten Eindruck hinterlässt. Wobei man natürlich auch Zendaya und Javier Bardem als Neuzugänge bezeichnen könnte, immerhin hatten die beiden im Vorgänger nur einen kurzen Auftritt. Letzterer erweist sich überraschend oft als Szenendieb und seine strenggläubige Comic-Relief-Figur hat dafür gesorgt, dass ich bei „Dune: Part Two“ mehrmals gelacht habe. Das gab es bei den normalerweise sehr ernsten Villeneuve-Filmen auch noch nie. Neben einer ungemein charismatischen Zendaya-Performance stechen jedoch zwei Darsteller erneut aus dem Cast hervor: Timothée Chalamet und Rebecca Ferguson. Ferguson hat bereits im ersten Teil abgeliefert und bekommt hier neben Paul auch noch die spannendste Charakterentwicklung zugesprochen, wodurch ihre Leistung definitiv oscarwürdig ist. Und Timothée Chalamet sehe ich spätestens seit seiner „Wonka“-Performance, wo er das pure Charisma versprühte, ohnehin als das größte Hollywood-Talent überhaupt an. Und diesen Eindruck bestätigt er mit „Dune: Part Two“ eindrucksvoll, spätestens wenn er gegen Ende eine unheimlich einnehmende und machtvolle Performance abliefert, die mich wieder einmal schwer beeindruckt hat.

 

Fazit

Groß, größer, „Dune: Part Two“! Nach dem starken Vorgänger (8/10) war ich noch etwas zurückhaltend, da sich der erste Teil eben noch sehr nach einem Prolog angefühlt hat und ein richtiges Finale vermissen ließ. Daher war im Vorfeld klar, dass jetzt der Hammerschlag folgen muss und genau den liefert Regisseur Denis Villeneuve auch. „Dune: Part Two“ ist actionreicher, vielschichtiger und sogar witziger als sein Vorgänger und schafft es, die unzähligen Charaktere und politischen Machenschaften der komplexen Vorlage gut unter einen Hut zu bringen. Mit den Charakteren habe ich zudem mehr mitgefiebert als im Vorgänger, da der ambivalente Handlungsverlauf ihnen sehr gut zu Gesicht steht. Während der kanadische Regisseur halb Hollywood dafür vor der Kamera vereint, stechen Hauptdarsteller Timothée Chalamet, Rebecca Ferguson und Neuzugang Austin Butler mit ihren herausragenden Performances aus dem starken Cast aber noch einmal hervor. Im Gedächtnis bleiben wird aber ein unvergessliches Kino-Erlebnis mit dem besten und vor allem brachialsten Sounddesign, was mir jemals zu Ohren gekommen ist. Dazu feuert der oscarprämierte Soundtrack von Hans Zimmer aus allen Rohren und Denis Villeneuve inszeniert jedes Bild so groß und episch wie möglich. Gerade der erste Fremen-Angriff auf einen Harvester und Pauls Ritt auf einem Sandwurm sind pure Gänsehaut-Momente, mit denen Villeneuve für ein übergroßes Spektakel sorgt. Und im Gegensatz zum Vorgänger endet „Dune: Part Two“ zwar wieder sehr offen, wodurch der geplante dritte und abschließende Teil der Trilogie „Dune: Messiah“ kommen muss (!), aber eben auch mit einem richtigen Finale zuvor. Damit gibt es an der Fortsetzung quasi nichts mehr zu kritisieren und „Dune: Part Two“ ist im Kinojahr 2024 eigentlich kaum zu schlagen. Wer diesen Film nicht im Kino erlebt, ist selbst Schuld!

 

9/10


Kommentare: 0

Poster&Trailer: © Warner Bros.