Die Oscar-Prognose 2021

Mank © Netflix
Mank © Netflix

Die Corona-Pandemie hat die Filmwelt weiter fest im Griff, weswegen die Oscar-Verleihung 2021 erst am 25. April, statt wie gewohnt Ende Februar stattfindet. Das gab den Verleihern zwei Monate länger Zeit um ihre Filme in Stellung zu bringen, dafür weichte man sogar die Kriterien auf und erlaubte erstmals reine Streaming-Releases (Was Netflix direkt in 35 Nominierungen verwandeln konnte). 

Die 93. Oscar-Verleihung besteht lediglich aus 23 Kategorien, da die Kategorien "Bester Ton" und "Bester Tonschnitt" zusammengeführt wurden. Das Feld der Nominierten wird vom Netflix-Biopic "Mank" von Regie-Legende David Fincher angeführt. Ob "Mank" seine 10 Nominierungen in Preise umwandeln kann bleibt jedoch abzuwarten, denn auch bei den Globes führte der Film die Liste der Nominierungen an, nur um dann komplett leer auszugehen. Da das Biopic für mich zu den schwächeren Filmen der Veranstaltung gehört, hätte ich auch nichts dagegen einzuwenden, auch wenn ich persönlich "Fight Club"-Mastermind David Fincher seinen längst überfälligen Goldjungen gönnen würde. Danach folgt eine Phalanx von sechs Filmen mit 6 Nominierungen: "Judas and the Black Messiah", "Minari", "Sound of Metal", "The Trial of the Chicago 7" und meine diesjährigen Favoriten, die herausragenden Dramen "Nomadland" und "The Father". Dazu kommt der starke "Promising Young Woman", der sich mit 5 Nominierungen ebenfalls Hoffnungen auf den "Besten Film" machen darf.

Größter Snub der Verleihung ist für mich die Nichtberücksichtung von "Tenet" in den Kategorien "Bester Ton" und "Beste Filmmusik". Dass Christopher Nolans neues Meisterwerk umstritten ist, ist verständlich, die Qualität der unglaublichen Soundkulisse und der herausragende Soundtrack von Ludwig Göransson sollten jedoch unumstritten sein. Ansonsten verliefen die Nominierungen weitestgehend überraschungsarm, lediglich ein paar kleinere Snubs waren dabei, wie (die zugegeben überraschende) Golden Globe-Gewinnerin Jodie Foster und unsere deutsche Nachwuchsschauspielerin Helena Zengel, die beide leer aus gingen.

Die Übersicht aller Filme mit zwei oder mehr Nominierungen (inklusive meiner Wertung) findet ihr rechts und unten alle Nominierungen in den jeweiligen Kategorien. Meine Tipps und Wunschsieger veröffentliche ich kurz vor der Verleihung und nach der Verleihung gibt es hier wie gewohnt alle Gewinner und das Fazit zur Verleihung.

Film (+Meine Wertung) N A
Mank (6/10) 10 2
The Father (9/10) 6 2
Judas and the Black Messiah (7/10) 6 2
Minari (7/10) 6 1
Nomadland (9/10) 6 3
Sound of Metal (7/10) 6 2
The Trial of the Chicago (7/10) 6 0
Ma Rainey's Black Bottom (5/10) 5 2
Promising Young Woman (8/10) 5 1
Neues aus der Welt (8/10) 4 0
One Night in Miami (6/10) 3 0
Soul (9/10) 3 2
Borat 2: Anschluss Moviefilm (7/10) 2 0
Kollektiv (6/10) 2 0
Emma (4/10) 2 0
Hillbilly-Elegie (6/10) 2 0
Mulan (7/10) 2 0
Pinocchio (6/10) 2 0
Der Rausch (8/10) 2 1
Tenet (10/10) 2

N=Nominierungen, A=Auszeichnungen


Kategorie Nominierungen Gewinner Tipp Wunsch

Bester

Film

- The Father

- Judas and the Black Messiah

- Mank

- Minari

- Nomadland

- Promising Young Woman

- Sound of Metal

- The Trial of the Chicago 7

 

Nomadland

 

 

 

 

Nomadland

 Nomadland /

The Father

Beste

Regie

- Thomas Vinterberg

  Der Rausch

- David Fincher

  Mank

- Chloé Zhao

  Nomadland

- Emerald Fennell

  Promising Young Woman

- Lee Isaac Chung

  Minari

 Chloé Zhao

  Nomadland

 

 

 

 

Chloé Zhao

Nomadland

Chloé Zhao 

Nomadland

Bester

Hauptdarsteller

- Chadwick Boseman

  Ma Rainey's Black Bottom

- Riz Ahmed

  Sound of Metal

- Steven Yeun

  Minari

- Anthony Hopkins

  The Father

- Gary Oldman

  Mank

 Anthony Hopkins

The Father

 

 

 

 

Chadwick Boseman

Ma Rainey's

Black Bottom

 Anthony Hopkins

The Father

Beste

Hauptdarstellerin

- Carey Mulligan

  Promising Young Woman

- Frances McDormand

  Nomadland

- Viola Davis

  Ma Rainey's Black Bottom

-  Andrea Day

  The United States vs. Billie Holiday

- Vanessa Kirby

  Pieces of a Woman

Frances McDormand

  Nomadland 

 

 

 

 

Carey Mulligan

Promising Young Woman

 

Carey Mulligan

Promising Young

Woman

 Bester

Nebendarsteller

- Sacha Baron Cohen

  The Trial of the Chicago 7

- Daniel Kaluuya

  Judas and the Black Messiah

- Lakeith Stanfield

  Judas and the Black Messiah

- Leslie Odom Jr.

  One Night In Miami

- Paul Raci

  Sound of Metal

 

Daniel Kaluuya

Judas and the

Black Messiah

 

 

 

 

Daniel Kaluuya

Judas and the

Black Messiah 

 

Daniel Kaluuya

Judas and the

Black Messiah

Beste

Nebendarstellerin

- Maria Bakalova

  Borat 2: Anschluss Moviefilm

- Glenn Close

  Hillbilly-Elegie

- Olivia Colman

  The Father

- Amanda Seyfried

  Mank

- Youn Yuh-jung

  Minari

 Youn Yuh-jung

Minari

 

 

 

 

Youn Yuh-jung

Minari

 Youn Yuh-jung

Minari

 Bestes

adaptiertes

Drehbuch

- Sacha Baron Cohen, Anthony Hines, Dan Swimer,

Peter Baynham, Erica Rivinoja, Dan Mazer,

Jena Friedman, Lee Kern, Nina Pedrad

  Borat 2: Anschluss Moviefilm

- Christopher Hampton, Florian Zeller

  The Father

- Chloé Zhao

  Nomadland

- Kemp Powers

  One Night in Miami

- Ramin Bahrani

  Der weiße Tiger

Christopher Hampton,

Florian Zeller

The Father

 

 

 

 

 

Chloé Zhao

Nomadland

 Christopher Hampton,

Florian Zeller

The Father

 Bestes

Originaldrehbuch

- Will Berson, Shaka King, Kenny, Keith Lucas

  Judas and the Black Messiah

- Lee Isaac Chung

  Minari

- Emerald Fennell

  Promising Young Woman

- Darius Marder, Abraham Marder, Derek Cianfrance

  Sound of Metal

- Aaron Sorkin

  The Trial of the Chicago 7

 Emerald Fennell

Promising Young Woman

 

 

 

 

Emerald Fennell

Promising Young Woman

 Emerald Fennell

Promising Young Woman

Beste

Kamera

- Judas and the Black Messiah

- Mank

- Neues aus der Welt

- Nomadland

The Trial of the Chicago 7

Mank 

 

 

Nomadland

Nomadland 

 Bestes

Szenenbild

- The Father

- Ma Rainey’s Black Bottom

- Mank

Neues aus der Welt

Tenet

Mank 

 

 

Mank

Tenet 

Bestes

Kostümdesign

- Emma

- Ma Rainey’s Black Bottom

- Mank

Mulan

Pinocchio

 

Ma Rainey’s

Black Bottom 

 

 

Ma Rainey’s

Black Bottom

 

Ma Rainey’s

Black Bottom 

Beste

Filmmusik

- Da 5 Bloods

- Mank

- Minari

Neues aus der Welt

Soul

 Soul

 

 

 Soul

 Soul

 Bester

Filmsong

- Fight for You

  Judas and the Black Messiah 

- Hear My Voice

  The Trial of the Chicago 7 

- Husavik

  Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga 

- Io sì (Seen)

  Du hast das Leben vor dir

- Speak Now

  One Night in Miami 

Fight for You

  Judas and the

Black Messiah 

 

 

 

 

Speak Now

One Night

in Miami 

 Speak Now

One Night

in Miami 

Bestes

Make-up

und

beste

Frisuren

- Emma

- Hillbilly-Elegie

- Ma Rainey’s Black Bottom

- Mank

Pinocchio

 

Ma Rainey’s

Black Bottom 

 

 

Ma Rainey’s

Black Bottom

 Hillbilly-Elegie

Bester

Schnitt

- The Father

- Nomadland

- Sound of Metal

- The Trial of the Chicago 7

Promising Young Woman

Sound of Metal 

 

 

 Sound of Metal

The Father 

Bester

Ton

- Greyhound

- Mank

- Neues aus der Welt

Soul

Sound of Metal

Sound of Metal 

 

 

Sound of Metal

Sound of Metal 

Beste

visuelle

Effekte

- Love and Monsters

- The Midnight Sky

- Mulan

- Der einzig wahre Ivan

- Tenet

 Tenet

 

 

Tenet

 Tenet

Bester

Animationsfilm

- Onward

- Die bunte Seite des Monds

- Shaun das Schaf - Der Film: UFO-Alarm

- Soul

- Wolfwalkers

Soul 

 

 

Soul

 Soul

Bester

internationaler

Film

- Der Rausch (Dänemark)

- Better Days (Hongkong)

- Kollektiv (Rumänien)

- The Man Who Sold His Skin (Tunesien)

- Quo Vadis, Aida? (Bosnien und Herzegowina)

 Der Rausch 

 

 

Der Rausch

Der Rausch 

Bester

Dokumentarfilm

- Kollektiv

- Sommer der Krüppelbewegung 

- Der Maulwurf

- Mein Lehrer, der Krake

- Time

 

Mein Lehrer,

der Krake 

 

 

Mein Lehrer,

der Krake

Fazit

3 Stunden lang regiert die Langeweile und dann endet die Oscar-Verleihung 2021 mit dem größten Paukenschlag seit "Moonlight" gegen "La La Land"! Alles war vorbereitet: Die Kategorie "Bester Film" wurde unverständlicherweise nicht als Letztes verliehen, stattdessen wurden extra die Hauptdarsteller ans Ende geschoben, wo natürlich der verstorbene Chadwick Boseman im Fokus stand und den emotionalen Abschluss des Abends liefern sollte. Dieser hatte im Vorfeld nicht nur alles gewonnen, sondern war wie einst Heath Ledger natürlich mit einem Posthum-Bonus versehen. Kein Award schien an diesem Abend sicherer, doch dann gewinnt Anthony Hopkins absolut schockierend den Oscar als "Bester Hauptdarsteller" (allerdings auch völlig zurecht). Eine Entscheidung über die in den nächsten Tagen heftig diskutiert werden wird. Hopkins hatte wohl selbst nicht mit einer Auszeichnung gerechnet und war nicht einmal zugeschalten, weswegen die Verleihung ohne Abschlussrede bzw. Abschlussworte abrupt zu Ende ging.

Ein Ende dass zur restlichen Verleihung passt. Auf Grund der schwierigen Corona-Situation wusste keiner so recht was einen erwarten würde. Intimer und weniger glamourös sollte es werden. Am Ende war es jedoch vor allem eins: Langweiliger. Ohne Host, ohne Musikeinlagen und ohne Playoff-Musik zog sich der Abend in die Länge, während sich eine an die andere Kategorie reihte. Die Chance aus dieser besonderen Situation heraus auch eine besondere Veranstaltung zu machen blieb ungenutzt, stattdessen wünscht man sich fast schon wieder die Standard-Verleihung der letzten Jahre zurück. Dann aber bitte wieder mit einem Host!

In Sachen Auszeichnungen waren 15 meiner 20 Tipps korrekt. Abräumer des Abends wurde mit 3 Oscars (in den drei Hauptkategorien Bester Film-, Regie- und Hauptdarstellerin) verdientermaßen das Drama "Nomadland". Anders als von mir befürchtet, durfte der meistnominierte Film des Abends ("Mank" mit 10 Nominierungen) am Ende immerhin zwei mit nach Hause nehmen. Neben Anthony Hopkins' zweitem Oscar nach "Das Schweigen der Lämmer" überraschte jedoch auch die "Beste Hauptdarstellerin" mit der Auszeichnung. Zwar war die Kategorie von Anfang an die spannendste aller Kategorien, Carey Mulligan, Viola Davis und Andra Day galten dennoch als die Favoriten. Am Ende nimmt die großartige Frances McDormand ihren dritten (!) Goldjungen mit nach Hause, nur Katherine Hepburn (4) hat mehr. Und so endet eine schwerfällige Verleihung mit zwei faustdicken Überraschungen...


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