The Last Watch - Das Ende von Game of Thrones

Ein Rückblick auf die acht Staffeln der größten Serie aller Zeiten und warum ihr am Ende beinahe die Luft ausging.

Game of Thrones © HBO
Game of Thrones © HBO

Mai 2019 - Nach neun Jahren, acht Staffeln und insgesamt 73 Episoden ist "Game of Thrones" nun tatsächlich Geschichte. Im Laufe der Zeit ist die anfangs noch vergleichsweise kleine Fantasy-Serie zum weltweiten Phänomen geworden, hat damals unbekannte Darsteller wie Kit Harington und Emilia Clarke zu Weltstars gemacht und mehr Emmys abgeräumt als je eine Serie zuvor. "Game of Thrones" ist die größte Serie die es jemals gab und da blickt man durchaus wehmütig auf das Ende der Erfolgsserie, die uns so viele großartige Stunden der Unterhaltung geschenkt hat.

Ned Starks Hinrichtung © HBO
Ned Starks Hinrichtung © HBO

Winter Is Coming: Vom Buch zur Serie

Ob George R.R. Martin 1996 auch nur erahnen konnte was für eine Erfolgsgeschichte seine Fantasy-Buchreihe "Das Lied von Eis und Feuer" werden würde? In jenem Jahr veröffentlichte Martin seinen ersten Band "A Game of Thrones". Vier weitere Teile sollten bis 2011 folgen, doch wie wir alle wissen ist es seitdem ruhig geworden um die letzten beiden Bücher "The Winds of Winter" und "A Dream of Spring". Ursprünglich versprach Martin die beiden Bücher bis zum Ende der Serie fertig zu haben, doch daraus wurde bekanntlich nichts. Ob Martin absichtlich auf das Serienende wartete um die Reaktionen der Zuschauer abzuwarten oder ob sich der Autor in seiner eigenen Geschichte verirrt hat, weiß man nicht. Ich spekuliere zwar auf letzteres, die Frage lautet inzwischen jedenfalls nicht mehr wann, sondern ob die letzten beiden Bücher jemals erscheinen. Einer wusste hingegen nach eigener Aussage ganz genau was für ein Potenzial die Geschichte haben würde: David Benioff. Der spätere Showrunner rief, nachdem er den ersten Band gelesen hatte, sofort seinen guten Freund D.B. Weiss an und trug ihm auf die Bücher zu lesen, denn die hätten das Potenzial die größte Serie aller Zeiten zu werden. Benioff sollte Recht behalten und überzeugte zusammen mit Weiss den amerikanischen Pay-TV Sender HBO von einer Verfilmung des Stoffes. Interessant ist dabei das Vertrauen von HBO in seine beiden unbekannten Showrunner. Denn der Pilot zur Serie verschlang nicht nur 10 Millionen Dollar, sondern war auch ein einziger Reinfall. Man hat in den letzten Jahren viel über diesen katastrophalen Piloten gehört, ich hoffe das man die fehlgeschlagene Episode irgendwann noch veröffentlicht. Doch HBO gab Benioff und Weiss eine zweite Chance. Man veränderte das Drehbuch und besetzte einige Rollen neu, wie Emilia Clarke die Tamzin Merchant als Daenerys Targaryen ablöste und damit ihre Weltkarriere startete. Wie die heute weitestgehend unbekannte Merchant darüber wohl denkt? Entstanden ist daraus die Serie die wir heute kennen. "Game of Thrones" setzte in den ersten Staffeln auf jede menge Sex und Gewalt, und hatte mit Sean Bean ein echtes Zugpferd zu bieten, dem es vor allen anderen zu verdanken ist, dass die Serie zu einem gigantischen Erfolg wurde. So richtig bekannt wurde die Serie jedoch erst mit dem Tod des "Der Herr der Ringe"-Stars in der neunten Episode der ersten Staffel. Der ehrenhafte Ned Stark sollte nur der erste von vielen Hauptcharakteren sein, die in "Game of Thrones" das zeitliche segneten. Bis zuletzt waren diese schockierenden Charaktertode ein Qualitätsmerkmal der Serie. Danach übernahmen die damals noch unbekannteren Darsteller die Führung der Serie. Dank der großartig geschriebenen Charaktere und der verzweigten Geschichte, war das jedoch kein Problem. Aus heutiger Sicht fühlen sich die Auftaktstaffeln noch richtig klein an. Teure Schlachten wurden, mit Ausnahme der effektreichen Schlacht um Blackwater-Bay in der zweiten Staffel, geschickt übersprungen und stattdessen auf geschliffene Dialoge und das spannende Intrigenspiel gesetzt. Ein Plan der von Anfang an aufging, auch wenn die ersten beiden Staffeln bei mir lediglich auf Platz 6 und 7 der besten "Game of Thrones"-Staffeln stehen. Doch ohne diese ausführliche Einführung der Welt und ihrer Charaktere hätte die Serie später nicht die emotionale Wucht erreichen können, wie sie es später zweifellos tat.

Tyrions Gerichtsverhandlung © HBO
Tyrions Gerichtsverhandlung © HBO

The Rains of Castamere: Von der Serie zum Phänomen

Die Frage ist: Wann wurde aus dieser großartigen Serie, das Phänomen was "Game of Thrones" heute fraglos ist? Die Quoten stiegen mit jeder Staffel kontinuierlich an. Versammelte Staffel 1 noch durchschnittlich 2,5 Millionen US-Zuschauer vor den Bildschirmen, waren es in Staffel 8 im Schnitt 12 Millionen. Ein gigantischer Erfolg, dabei sind das nur die Zahlen der linearen TV-Premiere. Zusammen mit den VoD-Aufrufen, internationalen Zuschauern, sowie illegalen Downloads und Streams (Bei denen "Game of Thrones" jedes Jahr Platz 1 belegt) kann man "Game of Thrones" ruhigen Gewissens als die größte Serie der TV-Geschichte betiteln. An den Quoten kann mal also nicht genau ausmachen wann die Serie zum Phänomen wurde, doch meiner Meinung nach gibt es den einen Moment, der "Game of Thrones" unsterblich machte: "The Red Wedding". Wie bereits erwähnt haben im Laufe der Serie viele Hauptcharaktere das zeitliche gesegnet, doch was sich in der legendären neunten Episode der dritten Staffel abspielte, habe ich noch nie zuvor gesehen. An der roten Hochzeit starben nicht nur zwei Hauptcharaktere, sowie eine schwangere Frau auf brutalste Art und Weiße, viel mehr verabschiedete sich gleich ein ganzer Handlungsstrang der Serie. An diesen Schock werde ich mich immer erinnern, weshalb die Episode auch auf Platz 1 meiner besten "Game of Thrones"-Episoden steht. Die Schlachten in allen Ehren, blickt man in 10 oder 20 Jahren auf die Serie zurück, wird man sich wohl zu allererst an dieses unvergessliche Ereignis erinnern. Zumal "Game of Thrones" danach so stark wurde wie nie zuvor. Das Finale von Staffel 3 mündete nämlich in die beste Staffel der Serie. Fünf der zehn Episoden der vierten Staffel, haben von mir die volle Punktzahl bekommen und das ist einsamer Rekord! Ein grandioser Moment jagt den nächsten, vom Tod des verhassten Joffrey, bis hin zum schockierenden Duell zwischen dem Mountain und der Viper, 2014 erreichte die Serie den Höhepunkt ihres Schaffens. Da ist es nur natürlich, dass die Serie dieses Niveau nicht mehr durchgängig halten konnte. Staffel 5 hatte zunächst mit sieben Ereignisarmen Folgen zu kämpfen, ehe die fantastischen letzten drei Episoden nochmal für alles entschädigten. Dort gab es unter anderem das beeindruckende Massaker von "Hardhome" und Jon Snows Tod, den dicksten Cliffhanger der "Game of Thrones"-Geschichte, zu sehen. Die sechste Staffel gab dann wieder von Anfang an Vollgas. Neben der genialen Hodor-Szene, überzeugten vor allem die letzten beiden Episoden. Die mitreißende Schlacht der Bastarde ist wohl die beste Schlacht der "Game of Thrones"-Geschichte und das Staffelfinale, in der Cersei ihre Widersacher mit Wildfire in Luft jagt, steht ihr in nichts nach. Bei IMDb sind die beiden Episoden die bestbewertetsten der Serie und das völlig zurecht. Nach Staffel 4 konnte sich die sechste Staffel die zweite 10/10-Bewertung sichern.

Arya, die Kriegsheldin © HBO
Arya, die Kriegsheldin © HBO

The Iron Throne: Vom Phänomen zur Enttäuschung

Das Niveau solcher Staffeln zu halten ist natürlich eine ungemein schwere Aufgabe, vor allem wenn sich die Macher mit einem großen Problem herumschlagen müssen: Dem Ende der Buchvorlage. Da die Bücher von George R.R. Martin weiter auf sich warten ließen, mussten Benioff und Weiss die Geschichte fortan selbst weiterschreiben. Seit der sechsten Staffel mussten sich die Macher entsprechend mit wachsender Kritik auseinandersetzen. Die Kritik an Staffel 6 konnte ich aber nie nachvollziehen. Ja, Aryas Storyline mit den Faceless-Men wurde zu einem seltsamen Abschluss gebracht und von der berüchtigten Dorne-Storyline möchte ich erst gar nicht anfangen, dennoch war die Staffel aus genannten Gründen schlichtweg eine Wucht. Problematisch wurde es dann ab der siebten Staffel. Dort hielten einige Ungereimtheiten Einzug, wie Logiklücken oder Plot Armor für wichtige Charaktere, die man so von "Game of Thrones" bis dato nicht gewohnt war. Zusätzlich hatte man erstmals weniger als 10 Episoden Zeit für alle Entwicklungen (Staffel 7 umfasste lediglich 7 Episoden, Staffel 8 sogar nur 6 Episoden), da die gestiegenen Kosten für die inzwischen weltberühmten Darsteller, sowie die teuren Effekte ansonsten wohl das Budget gesprengt hätten. Ein deutlich höheres Tempo war die Folge. Charaktere reisten so schnell durch Westeros, dass teilweise der Eindruck entstand die Charaktere würden sich teleportieren und die Erzählung wirkte insgesamt gehetzter. All das sorgte für einen etwas inkonsistenten Gesamteindruck, trotz allem hatte die Staffel mit dem Loot Train-Angriff von Daenerys oder dem Staffelfinale in dem endlich Jons Herkunft bestätigt wurde, wieder etliche fantastische Momente zu bieten, weshalb ich die Staffel nicht schlechter als die anderen empfinde. Überhand nahmen die Probleme jedoch in Staffel 8, was sich wohl auch auf Grund der gigantischen Erwartungshaltung, in teils vernichtenden Reaktionen niederschlug. Da wurde auch schonmal eine Petition mit über einer Millionen Stimmen ins Leben gerufen, die ein Remake der achten Staffel forderten. So etwas ist natürlich absoluter Quatsch, Kritik an der letzten Staffel wurde jedoch nicht zu Unrecht geäußert. In den letzten vier Episoden überschlugen sich die Ereignisse, während wichtige Charakterentwicklungen auf der Strecke blieben, andere wiederum zu einem unbefriedigenden Abschluss gebracht wurden. Ohne die Buchvorlage wurde das Drehbuch von Benioff und Weiss zum großen Problem und die fehlende Zeit sorgte für ein gehetzt wirkendes Ende. Die große Enttäuschung vieler Fans war die Folge und Staffel 8 wurde auch für mich zur schwächsten Staffel der Serie. Dennoch konnte mich die finale Staffel hervorragend unterhalten und die Serie wurde meiner Meinung nach zu einem zufriedenstellenden Ende gebracht.

Der Nachtkönig © HBO
Der Nachtkönig © HBO

Bloodmoon: Die Zukunft von Game of Thrones

Somit ist "Game of Thrones" nun tatsächlich zu Ende und hinterlässt eine Leere in der Welt des Fernsehens, die andere Serien gerne füllen würden. Die HBO-Serie hat nicht nur die Messlatte für künftige TV-Produktionen in schwindelerregende Höhen geschraubt, sondern auch dafür gesorgt, dass jeder Sender bzw. jeder Streaming-Anbieter gerne sein eigenes "Game of Thrones" haben würde. So schicken sich in den nächsten Jahren etliche Fantasy-Serien wie "The Witcher" auf Netflix oder die groß-angekündigte "Der Herr der Ringe"-Serie auf Amazon an, in die großen Fußstapfen der Erfolgsserie zu treten. Einen solchen Erfolg zu wiederholen wird jedoch alles andere als einfach sein. Auch HBO wird in Zukunft weiter versuchen Profit aus der Serie zu schlagen. Mehrere Spin-off-Serien sind in Planung, ob diesen jemals der Sprung auf die Bildschirme gelingt, bleibt jedoch abzuwarten. Konkret ist bislang nur die Entwicklung einer Spin-off-Serie unter dem Arbeitstitel "Bloodmoon" mit Naomi Watts in der Hauptrolle. Die Serie soll 5.000 Jahre vor der Hauptserie spielen und sich hauptsächlich um die Entstehung der weißen Wanderer drehen. Das Ende von "Game of Thrones" muss also nicht gleich den Abschied von George R.R. Martins fantastischer Fantasy-Welt bedeuten. Ich würde mich über neue Geschichten aus Westeros freuen, denn "Game of Thrones" ist und bleibt trotz des holprigen Endes, die beste Serie aller Zeiten und die einzige, die neben "Breaking Bad" jemals die vollen 10/10-Punkte bekam. Abschließend folgen hier noch meine beiden Listen der besten Episoden und der besten Staffeln der "Game of Thrones"-Geschichte.


Die besten Episoden

Platz 8

The Lion and the Rose

Platz 7

The Door

Platz 6

The Mountain and the Viper

Platz 5

The Spoils of War


Platz 4

Hardhome

Platz 3

The Winds of Winter

Platz 2

Battle of the Bastards

Platz 1

The Rains of Castamere



Die besten Staffeln

Platz 8

Staffel 8 - 8/10

Platz 7

Staffel 2 - 9/10

Platz 6

Staffel 1 - 9/10

Platz 5

Staffel 7 - 9/10


Platz 4

Staffel 5 - 9/10

Platz 3

Staffel 3 - 9/10

Platz 2

Staffel 6 - 10/10

Platz 1

Staffel 4 - 10/10



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Poster&Bilder: © HBO