Die neuen Realitäten

Wie die erweiterten und virtuellen Realitäten die Spielewelt nachhaltig verändern wollen

Microsoft Hololens © Microsoft
Microsoft Hololens © Microsoft

Etliche Spieler weltweit, blickten im vergangenen Juni gebannt nach Los Angeles. Dort gastierte zum wiederholten Male die E3, die größte Spielemesse der Welt. Die live im Internet übertragenen Streams von den Pressekonferenzen der großen Publisher wurden hunderttausendfach angesehen und sorgten mit ihren zahlreichen Ankündigungen für eine rosige Zukunft für Spieler. 

Interessanter als die vielen Videospiele, war in diesem Jahr allerdings der Blick auf die neue Hardware. Denn neben den neuen Konsolen die Microsoft, Sony und Nintendo bald auf den Markt bringen, war insbesondere Virtual Reality ein großes Thema. Während die „Oculus Rift“ und „HTC Vive“ bereits erhältlich sind, zieht Sony mit seiner „Playstation VR“ im Oktober nach. Damit steht die virtuelle Realität in den Startlöchern um eine neue Ära des Gamings einzuleiten und just in diesem Moment drängt eine App auf den Markt, die sich an einer weiteren zukunftsträchtigen Technik bedient und die Aufmerksamkeit der Spieler auf sich lenkt: Pokémon GO!  Ganz ohne sündhaft teure Geräte funktioniert die App kostenlos auf beinahe jedem Smartphone, verknüpft die noch neue Technik Augmented Reality mit einer Riesen-Marke wie Pokémon und stiehlt mit einem irren Hype der sich darum entwickelt hat, der virtuellen Realität die Show. Doch was ist nun wirklich die Zukunft? Virtual Reality, Augmented Reality oder ist das alles nur eine Blase und wir bleiben beim Spielen wie wir es kennen? Ein Blick in die Zukunft:

Oculus Rift © Oculus
Oculus Rift © Oculus

Virtual Reality

Geht es nach vielen Publishern und Entwicklern soll Virtual Reality die Spielewelt revolutionieren. Und tatsächlich ist die Immersion großartig und die Faszination spürbar, wenn man schließlich eine dieser Brillen aufhat. Die Frage wird sein, ob die virtuelle Realität mehr sein kann als nur eine Spielerei. Für ein paar Minuten in extra darauf zugeschnitten Demo-Erfahrungen reicht es, blickt man sich aber unter den erschienenen oder angekündigten Spielen einmal um, kommt kaum ein Spiel über den Status einer Demo heraus. Tiefgründige Storys und lange Spielzeiten findet man momentan noch nicht, weswegen ein Hype um die virtuelle Realität definitiv noch zu früh kommt und man zunächst einmal abwarten muss wie sich die VR-Spiele noch weiterentwickeln. Zu dieser Weiterentwicklung gehört natürlich eine vernünftige Bewegungssteuerung, in der momentan wohl das größte Problem der Technik liegt. Das Umsehen im Raum und das Interagieren mit Gegenständen funktioniert, bei der Fortbewegung kommen die Geräte aber an ihre Grenzen. Berichte über Übelkeit, sobald man selbst mit dem Controller seine Spielfigur bewegt, häufen sich und reißen den Spieler verständlicherweise aus der Immersion. Doch ohne richtige Fortbewegung wird es schwer sein tiefergehende Spielerfahrungen zu konzipieren. Und auch die Teleportation oder die Beschränkung auf einen kleinen Raum wie bei HTCs Room-Scale-VR, sind weit davon entfernt die perfekte Lösung zu sein. Einzig die noch nicht markttauglichen Laufbänder könnten im wahrsten Sinne des Wortes Bewegung in die Sache bringen, jedoch ist das momentan nichts weiter als Zukunftsmusik und die Hersteller sollten alles daran setzen diese Probleme zu lösen, bevor der Spieler die Lust an der virtuellen Realität bereits wieder verliert.

Google Glass © Google
Google Glass © Google

Augmented Reality

Während man bis vor wenigen Wochen noch gesagt hätte, dass der typische Gamer ein solch bewegungsintensives Laufband ablehnen würde, wurde man nun eines besseren belehrt: Denn seit einigen Wochen bevölkern Pokémon-Trainer die Straßen der Welt. Auf der Jagd nach Pokémon trieb es infolgedessen viele Spieler vom heimischen PC oder der Konsole nach draußen, bislang ein Novum für Videospiele. Doch die Pokémon GO-App hat geschafft, was kein anderes Spiel in diesem Umfang jemals geschafft hat und Nintendo feiert mit der App einen solch gigantischen Erfolg, dass die Frage erlaubt ist, ob solche Spiele nicht eher die Zukunft sind als die virtuelle Realität. Einen Vorteil hat diese neue Erfahrung nämlich, statt sich mit einer Brille komplett abzuschotten, fördert die App nicht nur die Bewegung, sondern auch die sozialen Interaktionen. Etwas was VR in diesem Umfang nicht leisten kann. Zugegeben mit Augmented Reality hat Pokémon Go nicht sonderlich viel zu tun, das Feature beim Fangen von Pokémon ist zwar da, kann aber auch jederzeit ausgeschaltet werden, könnte aber im Verbund mit den AR-Brillen wie „Google Glass“ oder „Microsoft Hololens“ das Spielerlebnis auf eine ganz neue Ebene hieven. Zumal das Smartphone durch den extremen Akkuverbrauch und die geringe Immersion bei dieser Entwicklung ohnehin nur eine kleine Rolle spielen dürfte. Der Anfang für diese noch in den Kinderschuhen steckende Technik ist allerdings gemacht und im Verbund mit großen Marken wie Pokémon oder Harry Potter (Wie es unlängst eine Petition forderte) könnte man nachhaltig Erfolg haben. Unvergessen ist derweil sicher Microsofts Präsentation der „Hololens“ bei der E3 2015, als man mit einem faszinierenden Minecraft-Hologramm die Spielewelt ins Staunen versetzte. Stellt man sich nun einmal Pokémon GO auf solchen Brillen vor, dann ist die Immersion perfekt, auch ohne den lästigen Blick auf das Smartphone. Wie bei Virtual Reality steht und fällt aber auch hier alles mit den Spielen und deren Tiefe, die Pokémon GO aktuell ebenfalls noch nicht ausreichend bietet.

Fazit

Augmented Reality ist allein deswegen schon die Zukunft, da die Einsatzmöglichkeiten weit über die Spielebranche hinausgehen und gerade die Brillen von Google und Microsoft unser alltägliches Leben mit den Hologrammen revolutionieren würden. Mit Augmented Reality würde die Fiktion der heutigen Science-Fiction-Filme Realität werden und die Hologramme aus Filmen wie „Star Wars“ oder „Iron Man“ in unser alltägliches Leben bringen. Bis es soweit ist, muss der Konsument allerdings noch ein paar Jahre abwarten.

Virtual Reality hat es da deutlich schwerer. Die Technik ist zwar weiter fortgeschritten, die noch ungelösten Probleme aber deutlich größer, zumal man sich sozial mit einer solchen Brille zwangsläufig abschottet. Interessant ist diese Brille also vor allem für die Unterhaltungsindustrie. Die Videospiele machen den Anfang und vielleicht entdeckt auch Hollywood die Technik für sich, nachdem der Hype um 3D längst abgeflaut ist. Vor allem aber müssen die Macher darauf achten, dass sie die technischen Probleme in den Griff bekommen und stetig bessere Spieleerfahrungen auf den Markt bringen, ansonsten ergeht es der virtuellen Realität wie dem 3D-Markt, bei dem nach dem „Avatar“-Hype nichts neues mehr kam und der nun immer mehr an Bedeutung verliert.

Hochinteressant sind aber beide Technologien und man darf gespannt auf die künftigen Fortschritte der beiden Technologien blicken.


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