Haus des Geldes - Staffel 3

Staffelstart: 19.07.2019 | Anbieter: Netflix | Episoden: 8 | FSK: 16 | Land: SPA | Genre: Action, Krimi | Originaltitel: La Casa de Papel


Kritik

Netflix ist in den letzten Jahren auch die Heimat von vielen nicht-englischsprachigen Serien geworden. Neben der genialen deutschen Serie "Dark", ist es vor allem die spanische Serie "Haus des Geldes" die seitdem für Furore gesorgt hat und laut Netflix die international meistgesehene nicht-englischsprachige Serie des Streaming-Anbieters ist. Staffel 3 entstand dabei nun direkt bei Netflix, während die Erstausstrahlung der Serie im Mai 2017 noch auf dem spanischen TV-Sender Antena 3 erfolgte und erst später bei Netflix neu geschnitten und in zwei Staffeln aufgeteilt wurde. "Haus des Geldes" erzählte die Geschichte eines Überfalls mit Geiselnahme auf die spanische Banknotendruckerei und orientierte sich dabei klar am rasanten Stil bekannter Heist-Filme wie "Ocean's Eleven", inklusive viel Witz, Spannung und extrovertierten Charakteren. Die dritte Staffel verlässt sich weiterhin auf diese Stärken, setzt dabei aber auch neue Akzente, die dafür sorgen dass Staffel 3 nicht nur problemlos mit den beiden Vorgängern mithalten kann, sondern mir sogar noch einen Tick besser gefällt.

 

Sind wir mal ehrlich: Eigentlich war die Geschichte nach der zweiten Staffel abgeschlossen. Der Banküberfall war geglückt, der Plan des Professors ging auf und die Crew machte sich auf in ein neues Leben fernab ihrer spanischen Heimat. Entsprechend groß war die Gefahr, dass sich "Haus des Geldes" nur noch wie eine unnötige Fortsetzung anfühlen würde. Zum Glück macht Showrunner Álex Pina solche Gedanken schnell vergessen. Die großartige erste Episode setzt zwei Jahre nach dem Überfall ein und zeigt zunächst die weit verstreuten Mitglieder der Crew. Allen voran Rio und Tokio, die es sich auf einer einsamen Insel in der Karibik gemütlich gemacht haben. Das Glück der beiden wird jedoch schon bald getrübt, denn nach einem Fehler von Rio wird dieser entdeckt und gefangen genommen. Tokio sucht den Professor auf, der die Crew wieder zusammentrommelt und mit einem Überfall auf eine Bank Rio retten will. Die erste Episode legt dabei ein enorm hohes Tempo an den Tag, schafft es alle Charaktere wieder zusammenzuführen und direkt den neuen Überfall in die Wege zu leiten. Besser hätte man innerhalb von einer Episode die Handlung nicht fortführen können. Danach beschäftigt sich "Haus des Geldes" wieder mit dem Überfall, der in weiten Teilen an den ersten Überfall erinnert. Vieles bleibt gleich und nur wenige Details ändern sich. Schlimm ist das jedoch nicht, da die Staffel durch ihr gesteigertes Tempo stets unterhaltsam ist, die Charaktere einem ans Herz gewachsen sind und der Professor endlich einen ebenbürtigen Gegner bekommt. Alicia Sierra nennt sich die neue Inspectora der Staffel die dem Professor und ihrer Vorgängerin Raquel Murillo mit ihrer unkonventionellen Art ordentlich Schwierigkeiten bereitet. So gut dass der Serie auch tut, ihr Charakter ist zugleich trotzdem das größte Ärgernis der Staffel. Ihr schwangerer, folternder, Süßigkeiten liebhabender Charakter gleicht einer Karikatur und ging mir persönlich mit ihrer überdrehten Persönlichkeit viel zu sehr auf die Nerven. Ein weiterer Neuzugang ist Coronel Tamayo, der die Leitung der Ermittlungen übernimmt und mit seinen Wutausbrüchen immer wieder für Unterhaltung sorgt. Auch das Team des Professors hat mit Bogota und Palermo einige neue Mitglieder. Gerade letzterer übernimmt dabei aber etwas zu sehr die Rolle des verstorbenen Publikumslieblings Berlin aus den Vorgängern. Womit wir beim Thema Berlin wären: Nachdem dieser in Staffel 2 den Heldentod gestorben ist, tauchte er bereits in den Trailern wieder auf. Hat er die Schüsse der Polizisten also überlebt? Mitnichten. Erwartungsgemäß handelt es sich bei Berlins Auftritten um Rückblenden, die zeitgleich auch das neue Mitglied Palermo in die Geschichte einführen. Insgesamt ein gelungener Kniff, zumal auch die ersten beiden Staffeln bereits mit vielen Rückblenden erzählt wurden, was hier sogar noch ein wenig ausgebaut wird. 

Entsprechend erinnert die dritte Staffel sehr an die beiden Vorgänger. Manch einer würde sagen dass es sich sogar nur um eine Kopie handelt, doch dem kann ich nur widersprechen. Auch wenn die Macher mit Palermo etwas zu sehr nach einem Berlin-Ersatz suchen und unbedingt eine Gesangsszene abliefern wollen die an die grandiose "Bella Ciao"-Szene des Vorgängers heran reicht (Was ihnen allerdings nicht gelingt), macht die dritte Staffel auch vieles besser als Staffel 1&2. Man verzichtet auf völlig übertriebene Actionszenen wie Tokios Motorradfahrt zurück in die Bank aus Staffel 2, in der sie von keinem der schießenden Polizisten getroffen wurde, und die Charaktere verhalten sich insgesamt besonnender was die Handlung nicht so konstruiert wirken lässt wie teilweise noch im Vorgänger. Außerdem endet die Staffel mit einer fantastischen letzten Episode, die mit einem großen Twist die Handlung in einer ganz neue Richtung lenkt. Eine vierte Staffel wird ohnehin bereits gedreht, da sich der Überfall erneut über zwei Staffeln streckt und ist nach diesem Ende sowieso absolute Pflicht.

 

Fazit

Die vierte Staffel der spanischen Netflix-Serie kann nicht schnell genug kommen. "Haus des Geldes" vereint wieder sämtliche Stärken der ersten beiden Staffeln (beide 8/10) und macht in seiner dritten Staffel sogar einiges besser, denn immerhin bekommt der Professor mit der neuen Inspectora endlich eine ebenbürtige Gegenspielerin. Das rasante Erzähltempo, der Humor und die Spannung, sowie die vielen Charaktere die einem als Zuschauer ans Herz gewachsen sind, machen auch aus "Haus des Geldes" Staffel 3 wieder eine enorm unterhaltsame Serie, die man problemlos an zwei Tagen durchbingen kann. Dank des starken Twists in der letzten Episode wird die Handlung nun in eine neue Richtung gelenkt und man darf bereits gespannt auf die vierte Staffel sein, die voraussichtlich in einem Jahr ihre Premiere feiert. 

 

8/10


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Poster&Trailer: © Netflix