Dark - Staffel 2

Staffelstart: 21.06.2019 | Anbieter: Netflix | Episoden: 8 | FSK: 16 | Land: DEU | Genre: Mystery, DramaOriginaltitel: Dark


Kritik

Als Netflix vor ein paar Jahren seine erste deutsche Produktion ankündigte war die Vorfreude bei mir erstmal gering, immerhin genießt die deutsche Film- und Serienlandschaft berechtigterweise einen eher zweifelhaften Ruf. Der Interesse halber habe ich im Dezember 2017 dann trotzdem in die erste Staffel von "Dark" hineingeschaut, immerhin saß Baran Bo Odar am Steuer, der zuvor mit "Who am I" einen der stärkeren deutschen Filme der letzten Jahre ablieferte. Nach zwei Episoden war jedoch schon wieder Schluss, zu schwerfällig und verwirrend empfand ich den Start der Serie. Andere zeigten sich wiederum begeistert vom deutschen Serienprojekt, gerade international wurde "Dark" hervorragend aufgenommen und schnell zu einer der beliebtesten Netflix-Serien. Grund genug zum Start der zweiten Staffel der Serie eine zweite Chance zu geben und wie dankbar bin ich jetzt, diesen Schritt gemacht zu haben. In der zweiten Staffel gibt "Dark" nämlich von Anfang bis Ende Vollgas. Das hochkomplexe Mindfuck-Meisterwerk, voller furioser Twists und emotionaler Gänsehaut-Momente, ist nicht nur die beste deutsche Serie aller Zeiten, sondern auch die bis dato beste Netflix-Serie!

 

Tatsächlich war die Zweitsichtung der ersten beiden Episoden der ersten Staffel ein Segen, denn im Prolog werden bereits so viele Charaktere eingeführt und so viele Mysterien aufgemacht, dass es nicht schadet sich einen genaueren Überblick zu verschaffen. Dieser ist auch von Nöten, denn ab der fünften Episode nimmt die Serie richtig an Fahrt auf und begeistert bis zum Schluss. Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten bekam die erste Staffel so von mir noch eine 9/10. Die zweite Staffel macht nun von Anfang an keine halben Sachen. Im Gegensatz zur Auftaktstaffel besteht Staffel 2 zwar nur noch aus acht statt zehn Episoden, wer jedoch glaubt es würde deshalb weniger komplex werden, wird schnell eines besseren belehrt. "Dark" ist keine Serie die man sich nach einem anstrengenden Arbeitstag im Halbschlaf anschauen kann, denn die Serie fordert die vollste Konzentration. "Dark" erzählt die Geschichte von über vier Familien, mit zahlreichen Charakteren, auf mehr als vier verschiedenen Zeitebenen und alles und jeder ist miteinander verbunden. Wer da auch nur eine Sekunde nicht aufpasst verliert den Anschluss. Sicher, so etwas muss man mögen, doch wer auf Mindfuck-Filme à la Christopher Nolan steht oder gerne miträtselt wie bei "Westworld", dem sei die Serie wärmstens ans Herz gelegt. Während sich "Westworld" in seiner zweiten Staffel jedoch mit seinen Rätseln im Kreis drehte und kaum von der Stelle kam, feuert "Dark" ein wahres Twist-Feuerwerk ab. Es vergeht kaum eine Episode ohne eine oder gleich mehrere große Wendungen, die sich andere Serien für ihr Staffelfinale aufheben würden. Immer wieder wird dem Zuschauer der Boden unter den Füßen weggerissen und es ist beeindruckend wie genial die verschachtelte Story doch ist. Dazu kommen zahllose hochemotionale Begegnungen die stets für Gänsehaut und feuchte Augen sorgen. Dabei ist längst noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Unzählige Fragen müssen noch beantwortet werden, etliche Mysterien aufgeklärt werden und spätestens das brutale Cliffhanger-Ende der Staffel macht die Wartezeit auf die finale dritte Staffel im nächsten Jahr unerträglich. Das Lob gebührt ganz und gar Jantje Friese die wie schon in der ersten Staffel alle Drehbücher schrieb und neben Regisseur Baran Bo Odar als Showrunner der Serie fungiert. 

Der gebürtige Schweizer inszeniert erneut alle acht Folgen der Staffel und macht seine Sache wieder hervorragend. Der düstere Look der Serie weiß zu gefallen und erinnert mehr an eine amerikanische Produktion als an eine deutsche. Im Vergleich zu Staffel 1 hat sich vor allem die teils horrorartige Atmosphäre geändert, von der inzwischen nichts mehr zu spüren ist und zu den Ereignissen auch nicht mehr gepasst hätte. Dafür hat Netflix nach dem Erfolg der erste Staffel wohl ein paar Millionen mehr locker gemacht, denn die CGI-Effekte, auf die man im Vorgänger noch verzichtete, sehen verdammt gut aus und sind zu jeder Zeit glaubwürdig. Zwei Dinge wurden an der ersten Staffel allerdings gerne kritisiert: Die Darsteller und die Dialoge. Während ich die Kritik an den Darstellern zu keiner Zeit nachvollziehen konnte, für mich machen alle einen tollen Job obwohl es keiner schafft aus der Masse der Charaktere wirklich herauszustechen, war die Kritik an den Dialogen durchaus berechtigt. In der ersten Staffel waren diese teils zu gekünstelt und fielen vor allem sehr bedeutungsschwanger aus. Solche prätentiöse Momente gibt es zwar immernoch, insgesamt fielen diese jedoch nicht mehr negativ auf. Wenn ich etwas an der Inszenierung zu kritisieren habe, dann ist es der inflationäre Einsatz von musikalischen Montagen, die am Ende von fast jeder Episode zu sehen sind. Wirklich böse kann ich Baran Bo Odar deswegen aber nicht sein, dafür ist die Musikauswahl zu gut und Gänsehaut garantiert.

 

Fazit

International sorgt "Dark" regelrecht für Begeisterungsstürme, dort kommen die Episoden der zweiten Staffel auf die gleiche Durchschnittswertung wie die bestbewertetste Serie aller Zeiten "Chernobyl", während die Reaktionen in Deutschland verhaltener ausfallen. Verstehen kann ich das nicht, denn aller Vorbehalte gegenüber der deutschen Film- und Serienlandschaft zum Trotz, konnte mich die zweite Staffel von "Dark" restlos begeistern. Das hochkomplexe Mindfuck-Meisterwerk ist dank der genialen Drehbücher von Jantje Friese voller furioser Twists und emotionaler Gänsehaut-Momente, während Regisseur Baran Bo Odar für die stimmige Inszenierung und die großartige musikalische Untermalung sorgt. Nach der 9/10 für Staffel 1, ist Staffel 2 die erste Serienstaffel von Netflix überhaupt, die von mir die volle Punktzahl bekommt. "Dark" ist das beste was ich jemals aus Deutschland gesehen habe und nach "Chernobyl" bereits das zweite Meisterwerk dieses Serienjahres.

 

10/10


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Poster&Trailer: © Netflix