What If...?

Staffelfinale: 06.10.2021 | Anbieter: Disney+ | Episoden: 9 | FSK: 12 | Land: USA | Genre: Animation, Sci-Fi


Kritik

Netflix hat "Love, Death & Robots", "Star Wars" hat "Visions" und das MCU hat jetzt "What If...?". Animierte Anthologieserien scheinen voll im Trend zu liegen und so erscheint auf Disney+ nun die erste Nicht-Realverfilmung die Teil des großen Marvel Cinematic Universe ist. "What If...?" vertieft die Idee der multiplen Universen, die eine immer größere Rolle spielen, und präsentiert in neun ca. 30-minütigen Episoden, alternative Versionen der uns bekannten Geschichten, insbesondere aus den ersten beiden Phasen. Heraus kommt am Ende eine solide Serie, die zunächst nicht-zusammenhängende Geschichten erzählt, ehe die letzte Folge aus dem Anthologie-Format ausbricht und alle Episoden miteinander verknüpft. Dass "What If...?" trotzdem nur mäßig überzeugen kann, liegt am großen Potenzial der Serie, dass einfach nie richtig abgerufen werden kann. Und so wirkt die neue Serie wie eine nette Dreingabe, die aber immerhin mit ihrem tollen, comichaften Animationsstil überzeugen kann und in den Actionszenen ihre Stärken ausspielt. Dann stellen wir uns doch mal die Frage:

Was wäre, wenn...

 

...Captain Carter die Erste der Avengers geworden wäre? (5/10)

In der Auftaktepisode wird Peggy Carter und nicht Steve Rogers zum Supersoldaten. Captain America wird damit nicht nur zu Captain Britain, sondern eben auch zur Frau. Der Wandel des Geschlechts und damit einhergehende Vorurteile sind aber auch schon die einzigen großen Neuerungen. Ansonsten erzählt die Episode die Geschichte des ersten "Captain America"-Films nach und presst ihn in 30 Minuten, was zu einer wahnsinnig gehetzten Episode führt. Auch wenn die Action überzeugt, ist die erste Folge hoffnungslos überladen.

...T'Challa zu Star-Lord geworden wäre? (6/10)

Gelungener fällt da schon die zweite Episode aus, die den ersten "Guardians of the Galaxy"-Film mit "Black Panther" kombiniert, als T'Challa und nicht Star-Lord von Yondu mitgenommen wird. Das Pacing ist deutlich angenehmer und die Episode erinnert an einen klassischen Heist-Film. Witzig ist derweil auch der Auftritt von MCU-Oberbösewicht Thanos, der hier seine radikalen Pläne aufgegeben hat. Eine Feel-Good-Folge, auch wenn T'Challa etwas zu Lebensverändernd dargestellt wird.

...die Welt ihre mächtigsten Helden verloren hätte? (7/10)

Die dritte Folge ist dann schon ein echtes Highlight. Die Episode nimmt die gesamte erste Phase des MCU auseinander und lässt einen Avenger nach dem anderen sterben, noch bevor die Initiative von Nick Fury überhaupt begonnen hat. Von der guten Laune der vorherigen Folge ist also nicht viel übrig, stattdessen wird eine düstere Krimi-Geschichte erzählt, inklusive einer interessanten Mörderhatz. Die Auflösung des Killers ist dann auch genauso gelungen wie der Rest dieser spannenden Episode.

...Doctor Strange statt seiner Hände sein Herz verloren hätte? (7/10)

In der vierten Folge kommen all jene auf ihre Kosten, die nach "Loki" mehr über das neue Multiversum erfahren wollen. Darin verliert Doctor Strange nicht seine Hände, sondern seine große Liebe bei einem Autounfall. In einem Versuch die Zeit rückgängig zu machen um sie zu retten, begibt er sich auf einen äußerst düsteren Pfad. Zwar ist mir die Action in dieser Episode etwas zu übertrieben inszeniert, ansonsten erzählt die Folge aber eine spannende und vor allem tragische Geschichte.

...Zombies?! (6/10)

Die fünfte Episode spielt zur Zeit von "Avengers: Infinity War", doch als Bruce Banner die Avengers vor Thanos warnen will, findet er nur Zombies vor. Die MCU-Variante von "The Walking Dead" versucht zunächst etwas zu offensichtlich "Zombieland" zu imitieren, überzeugt im Verlauf der Episode dann aber mit einer wendungsreichen Geschichte. Die Zombie-Geschichte wird zwar leider ohne Blut erzählt, dafür zersplattern die Köper doch mehr als gedacht und die Superhelden-Zombies sind eine ganz nette Abwechslung.

...Killmonger Tony Stark gerettet hätte? (6/10)

Episode 6 kann mit den Vorgängern nicht ganz mithalten. Die Folge spielt während dem ersten "Iron Man"-Film und vor "Black Panther", als Bösewicht Killmonger, Tony Stark vor der Gefangenschaft rettet. Ein interessanter Ansatz, der im Verlauf jedoch zu wenig ausgespielt wird, denn Killmongers Manipulationsversuche gelingen doch etwas zu leicht. Immerhin stimmt die Action, inklusive einer von Helms Klamm inspirierten Schlacht.

...Thor ein Einzelkind gewesen wäre? (5/10)

Was in Vegas passiert, wäre besser in Vegas geblieben. In der siebten Episode wachsen die ungleichen Brüder getrennt voneinander auf, was Thor zu einem Partyhengst macht. Was folgt ist eine galaktische Party auf der Erde und eine Episode die hauptsächlich die Frage erforscht, was wäre, wenn das MCU eine Komödie wäre. Und so sehr ich den Humor und den Unterhaltungswert des Franchise schätze, als reine Komödie wirkt das Ganze doch ziemlich albern.

...Ultron gewonnen hätte? (6/10)

Deutlich düsterer und spannender ist dann wieder die vorletzte Episode. Die spielt zur Zeit von "Avengers 2", wo es Ultron gelingt, sich mit Vision und dem Gedankenstein eine menschliche Form seiner Selbst zu erschaffen. Was folgt ist eine "Terminator"-Geschichte, in der Ultron die Welt und das Universum in die Apokalypse führt. Interessant ist vor allem das Duell zwischen Ultron und dem Watcher, der bisher im Hintergrund blieb. Unfreiwillig komisch wirkt hingegen Ultrons Erbeutung der Infinity Steine von Thanos. 

...der Watcher seinen Schwur gebrochen hätte? (6/10)

"What If...?"-Charaktere versammelt euch! Die letzte Folge setzt da ein wo der Vorgänger aufgehört hat und zeigt den Watcher, wie er die wichtigsten Charaktere der vorangegangenen Episoden in bester Nick Fury-Manier rekrutiert um gegen Ultron zu kämpfen. Die "Guardians of the Multiverse" erinnern dadurch stark an eine neue "Avengers"-Truppe und die Episode fällt sehr actionreich aus. Darüber hinaus fehlt es der finalen Episode aber an Tiefe, um wirklich zu begeistern.

 

Fazit

Von wegen Anthologieserie! In der letzten Episode werden alle Geschichten miteinander verknüpft und "What If...?" erinnert letzten Endes an eine eigenständige Phase des MCU, in der zunächst alle Charaktere in einzelnen Episoden vorgestellt werden, um dann im "Avengers"-Stil gemeinsam zu kämpfen. Richtig überzeugend fällt die actionreiche Serie dabei aber nicht aus, dafür fehlt es ihr an Tiefe. Zwar gibt es Highlights wie beispielsweise die Episoden 3&4, über die Avengers und Doctor Strange, begeistern konnte mich die Serie jedoch zu keinem Zeitpunkt. Zumal Episoden wie die gehetzte Auftaktfolge über Captain Carter oder die beinahe peinliche Partyepisode mit Thor, wirklich nicht gelungen sind. Vom tollen, comichaften Animationsstil und vom Watcher (der als Erzähler dient und die einzelnen Episoden verbindet) einmal abgesehen, wird kaum etwas in Erinnerung bleiben. Die vielversprechende Serie kann dadurch nur selten ihr Potenzial ausschöpfen und gesellt sich zu "The Falcon and the Winter Soldier" (ebenfalls 6/10), als eine solide Serie, bei der man nicht wirklich etwas verpasst hat, sollte man sie nicht gesehen haben.

 

6/10


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Poster&Trailer: © Walt Disney