Lucifer - Staffel 4

Staffelstart: 09.05.2019 | Anbieter: Prime Video | Episoden: 10 | FSK: 16 | Land: USA | Genre: Krimi, Drama, FantasyOriginaltitel: Lucifer


Kritik

Was für ein Wechselbad der Gefühle die letzten Monate für "Lucifer"-Fans doch waren. Die teuflisch gute Serie hat sich eigentlich großer Beliebtheit erfreut und gerade hier in Deutschland hat sich dank der Ausstrahlung auf Prime Video eine stattliche Fangemeinde der Serie gebildet. In den USA sah das jedoch ein wenig anders aus und der produzierende TV-Sender Fox setzte die Serie auf Grund schwindender Quoten nach der dritten Staffel ab. Für alle Zuschauer war das ein riesiger Schock, denn Staffel 3 endete mit einem gigantischen Cliffhanger: Gerade als Chloe endlich die Wahrheit über Lucifers wahres Ich kennengelernt hatte, war die Serie plötzlich zu Ende. Da halfen auch zwei Bonus-Episoden nichts, die die Macher noch auf der Festplatte hatten und veröffentlichten. Doch nur einen Monat nach dem Staffelfinale konnten Fans wieder aufatmen. Netflix rettete die Serie und spendiert ihr nun eine vierte Staffel, die hierzulande aber nicht bei Netflix zu sehen ist, sondern weiterhin bei Prime Video. Die Fortführung unter dem Dach von Netflix entpuppt sich dabei als Glücksfall: Mit weniger Episoden, einem stärkeren Fokus auf die Haupthandlung, sowie einem höheren Budget, präsentiert zeigt sich "Lucifer" von seiner stärksten Seite, ohne dabei seinen Witz und seinen Charme zu verlieren.

 

Überraschenderweise fühlt sich die vierte Staffel doch vertrauter an, als man das vorher annehmen konnte. Bei Netflix hatten die Macher in Bezug auf den Gewaltgrad und die Nacktheit eigentlich freie Hand, die Unterschiede zu den ersten drei Staffeln fallen jedoch nur marginal aus. Mit Ausnahme des entblößten Hinterteils des Hauptdarstellers, ist die Serie nicht wirklich freizügiger geworden und auch einen gestiegenen Verbrauch von Kunstblut konnte ich nicht feststellen. Was man jedoch sehen kann, ist das gesteigerte Budget. Dass man das Budget generell erhöht hat mag ich zu bezweifeln, doch dank der lediglich 10 statt 26 Episoden der dritten Staffel (13 in Staffel 1, 18 in Staffel 2), bleibt für die einzelnen Episoden trotzdem signifikant mehr Geld übrig. Das schlägt sich insbesondere in den Effekten nieder, wie Lucifers Teufelsgesicht oder die animierten Engelsflügel, die beide jetzt deutlich realistischer Aussehen. Auch an den Actionszenen bzw. Kampfchoreografien hat man gearbeitet, die jetzt dynamischer und mitreißender ausfallen als noch zuvor. Entsprechend gut sieht die Serie inzwischen auch aus.

Apropos gutaussehend: Hauptdarsteller Tom Ellis hat sich für die vierte Staffel mächtig ins Zeug gelegt und noch einmal an Muskelmasse zugelegt, um in den etlichen Oberkörperfreien Szenen eine gute Figur zu machen. Sein Charakter hat in der Staffel vor allem mit seiner eigenen Unsicherheit zu kämpfen und bekommt darüber hinaus noch Besuch seiner Ex-Freundin Eva, ja DIE Eva. Die ist eine der beiden großen Neuzugänge der Staffel. Eva wird von der Israelin Inbar Lavi verkörpert und macht insgesamt eine gute Figur, auch wenn sie zwischendurch auch mal an den Nerven des Zuschauers zerrt, was aber definitiv auch so gewollt ist. Der zweite Neuzugang ist "Der Hobbit"-Zwerg Graham McTavish als Zwielichter Father Kinley, der uns mit seiner Prophezeiung den übergreifenden Handlungsbogen beschert. Diese Prophezeiung sagt nämlich nichts anderes als die Apokalypse voraus, die Eintritt wenn sich Lucifer verliebt. Ein schwieriges Unterfangen, wenn in dieser Staffel gleich zwei Love-Interests mit Eva und Chloe auf den Teufel losgelassen werden. Chloe muss jedoch erst einmal die Geschehnisse aus dem Staffelfinale verarbeiten und hat ihre Probleme damit, Lucifer als den zu akzeptieren der er ist. Im vielleicht gelungensten Handlungsstrang der Staffel müssen Linda und Amenadiel derweil mit einer überraschenden Schwangerschaft zurechtkommen. Dan muss den Tod von Charlotte verarbeiten und geht einem bisweilen etwas auf die Nerven, dafür ist Mazikeen, die ihren Platz in der Welt der Menschen sucht, im Gegensatz zur dritten Staffel wieder deutlich angenehmer. Ella fällt mit ihrer Glaubenskrise dagegen fast etwas unter den Tisch und tritt größtenteils nur als Sidekick auf. Was auffällt: Den klassischen Fall der Woche, bzw. jetzt wo alle Folgen auf einen Schlag veröffentlicht wurden Fall der Episode, gibt es immer noch. Der Fokus liegt jedoch deutlicher auf der Haupthandlung als auf den einzelnen Kriminalfällen. Diese werden zwar immer noch geschickt in die Handlung eingewoben, doch die Episoden lassen sich deutlich mehr Zeit für die übergeordnete Geschichte. Gepaart mit der geringen Folgenanzahl gibt es quasi keine Füllepisoden mehr und die Haupthandlung geht in größeren Schritten voran. Das hat mir persönlich sehr gut gefallen, da die Haupthandlung schon immer den interessanteren Part der Serie ausgemacht hat. Die Staffel beginnt einen Monat nach dem Finale der dritten Staffel, übrigens direkt mit einem Gänsehaut-Auftritt von Lucifer der Radioheads "Creep" performt und endet dieses mal ohne Cliffhanger. Mit diesem Ende als Serienfinale könnte man deutlich besser leben als mit dem Finale der dritten Staffel, auch wenn ich mir nach dem grandiosen Ende wünsche, dass Netflix die Serie noch um eine fünfte Staffel erweitert.

 

Fazit

"Lucifer" verändert sich unter Netflix weniger als angenommen und das muss es auch nicht, denn die Serie behält ihren Witz und ihren Charme der ersten drei Staffeln bei. In der Kürze liegt jedoch die Würze. Die lediglich zehn Episoden sorgen für einen stärkeren Fokus auf die Haupthandlung und die Serie wird ihren unnötigen Ballast, das Füllmaterial, endlich los. Das Niveau der besseren "Lucifer"-Episoden der Vergangenheit wird somit in Staffel 4 zum Standard-Niveau, dass die Serie auch konsequent durchhält. Letztendlich war die Übernahme durch Netflix ein Segen für die Serie, die mit Staffel 4 ihre bislang stärkste feiert. Nun bleibt zu hoffen, dass Netflix dieser teuflisch guten Serie noch eine fünfte Staffel spendiert, wenn nicht würde das Staffelfinale dieses mal aber auch als befriedigendes Serienfinale funktionieren.

 

8/10


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Poster&Trailer: © Netflix