Straight Outta Compton

Story

Die Stadt Compton im Süden von Los Angeles gehört zu den Gegenden mit den höchsten Kriminalitätsraten der USA. Drogenhandel und Ganggewalt sind hier an der Tagesordnung, während die Polizei den vielen afroamerikanischen Einwohnern des Vororts häufig mit Rassismus begegnet. Die scheinbar aussichtslose Lage veranlasst Mitte der 80er Jahre schließlich fünf junge Männer dazu, ihren brutalen Alltag mittels Musik zu verarbeiten und so ihre Stimmen gegen die herrschenden Missstände zu erheben. Unter ihren Künstlernamen Dr. Dre (Corey Hawkins), Ice Cube (O'Shea Jackson Jr.), MC Ren (Aldis Hodge), Eazy-E (Jason Mitchell) und DJ Yella (Neil Brown Jr.) gründen sie gemeinsam die Hip-Hop-Gruppe N.W.A. Mit harten Beats und ebenso ehrlichen wie kontroversen Texten sorgen sie für großes Aufsehen und ecken vor allem auch bei der Polizei gehörig an. Auch deshalb haben sie mit ihrem Album „Straight Outta Compton“ großen Erfolg. Doch mit dem Ruhm gehen auch zunehmende Differenzen zwischen den Rappern einher, sodass N.W.A kurz nach dem großen Durchbruch schon wieder auseinanderzubrechen droht.


Kritik

Die Rap-Gruppierung N.W.A (Niggaz wit Attitude) sorgte in den Achtziger- und Neunziger Jahren für jede Menge Schlagzeilen. Nicht nur machten die fünf Rapper den harten Gangsta-Rap von der Straße salonfähig, sie eckten mit ihrer provozierenden Musik in der Gesellschaft und in der Politik an. Das gilt gerade für ihren Song „Fuck da Police“ durch den es zu einigen Auseinandersetzungen zwischen ihnen und der Polizei kam. Erfolgreich war die Gruppe allemal. N.W.A besteht aus MC Ren, DJ Yella, Eazy-E und den heute noch allseits bekannten Dr. Dre und Ice Cube. In „Straight Outta Compton“ erzählen die fünf ihre schwierige Geschichte vom Aufstieg zum Fall und wieder zurück. Dabei ist aus dem Rap-Biopic ein rasanter und unterhaltsamer Film geworden, bei dem man sich nur an den etwaigen Ungenauigkeiten und Romantisierungen stören kann.

Straight Outta Compton

Kinostart: 27.08.2015

Länge: 147 Min.

FSK: 12

Genre: Biografie, Drama, Musik

Regie: F. Gary Gray

Land: USA


Zu Beginn des Film steht Eazy-E und ein gescheiterter Drogendeal im Vordergrund, bei der die Polizei gleich das halbe Haus der Dealer zerlegt und Eazy-E nur knapp flüchten kann. Dieser rasante Beginn zeigt zum einen die Realität der fünf Rapper von der Straße, zum anderen zeigt sich die rasante und teils hektische Gangart des Films. Zeit zum durchschnaufen bleibt bei „Straight Outta Compton“ nicht und der Film behält das hohe Tempo bis zum Ende bei. Muss er auch, denn während zu Beginn noch die Origin-Story erzählt wird, kommt der Film ziemlich schnell zum Aufstieg und Fall der N.W.A. Dabei fokussiert sich die Story vor allem auf die fünf Hauptcharaktere und ihre Beziehung zum Manager beziehungsweise ihrer Beziehung untereinander. Die gesellschaftlichen Konflikte werden zwar thematisiert stehen aber klar im Hintergrund. Mit einer Laufzeit von 148 Minuten ist der Film dabei alles andere als kurz geraten, dennoch hätte er Material für über drei Stunden gehabt (Kein Wunder also dass der Blu-ray/DVD eine längere Director’s Cut-Fassung beiliegt). So wirkt der Film leider an manchen Stellen etwas zu gehetzt und man merkt, dass man an vielen Stellen etwas weglassen musste um nicht komplett den Rahmen zu sprengen. Dabei kommt es mit Sicherheit auch zu einigen Ungenauigkeiten, denn die eine oder andere Straftat wird außen vor gelassen und ob, wie im Film dargestellt, wirklich Eazy-E nun quasi die Alleinschuld am Zerfall der Gruppe trägt darf auch bezweifelt werden. Man wird bisweilen den Eindruck nicht los, das sich die Beteiligten besser darstellen wollten, als es sich damals zugetragen hat. Nachweisen kann man dies aber nicht und insgesamt kann man das Drehbuch auch nur loben. Die Oscar-Nominierten Autoren Andrea Berloff und Jonathan Herman haben aus den vielen angesammelten Geschichten ein am Ende schlüssiges Bild abgeliefert, was wohl keine leichte Aufgabe war. Insgesamt also eine stets interessante und unterhaltsame Story, die dabei nicht frei von Fehlern bleibt.

Während die Story also stets in rasanteren Gewässern bleibt, ist die Inszenierung auffallend unauffällig geraten, was dem Film sehr gut tut. Ganz besonders gelungen ist dabei die aufwühlende Szene in Detroit, die die gesellschaftlichen Probleme Amerikas aufzeigt und diese auch in die heutige Zeit projiziert. Die recht ruhige Inszenierung lässt dem Film Raum zum Atmen und ist insbesondere in den mitreißenden Konzert-Szenen sehr gelungen. Dabei werden die Songs in der deutschen Fassung im Original-Ton wiedergegeben und die wichtigsten Texte zudem untertitelt, so wie es bei einem solchen Biopic sein soll. Die deutsche Synchronisation ist dabei zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig (Yo, der Scheiß war dope man) gibt insgesamt aber dann doch ein befriedigendes Bild ab. Der Soundtrack, der größtenteils natürlich aus den alten Songs der Gruppe besteht, ist überzeugend und steigert den Unterhaltungswert des Films enorm. Alles in allem also ein stark inszenierter Film vom baldigen „Fast&Furious 8“-Regisseur F. Gary Grey.

Doch auch über die Schauspieler muss man ein Wort verlieren. Die realen Personen sind inzwischen zu sehr gealtert als das sie sich selbst spielen könnten, dafür greift man auf weitestgehend unbekannte schwarze Schauspieler zurück, die durch die Bank weg eine überzeugende Arbeit abliefern. Insbesondere gilt das für Ice Cubes Sohn O’Shea Jackson Jr., der seinen Vater spielt und dabei nicht nur äußerliche Ähnlichkeiten zeigt. Während sich Dr. Dre und Ice Cube in ein etwas zu schmeichelhaftes Licht rücken, verkommen die zwei heute weitestgehend unbekannten Mitglieder MC Ren und DJ Yella, gerade in der etwas zerfahrenen zweiten Filmhälfte, zu belanglosen Nebencharakteren. Auch der zunächst ambivalent eingeführte Paul Giamatti als Musikmanager Jerry Hiller verkommt ebenso zum Antagonisten wie Dr. Dres einstiger Partner und heutiger Erzfeind Suge Knight. Schade dass man hier die Dinge so sehr beschönigen musste und diese hochinteressanten Figuren zu klischeehaften Antagonisten werden. Trotz allem, am meisten überzeugen kann Jason Mitchell als Eazy-E, denn dieser bekommt am meisten Tiefe verleiht und seine tragisch zu Ende gegangene Geschichte weiß dann auch emotional mitzureißen. Schön auch die beiden Cameo-Auftritte der Rapper Snoop Dog und Tupac.

 

Fazit

Ein vollgepacktes Drehbuch und unnötige Romantisierungen der Ereignisse sorgen für einen zu Diskussionen anregenden Film. Gerade in der etwas zerfahrenen zweiten Hälfte des Films wurde bisweilen zu viel weggelassen und die Charaktere werden zu klischeebehaftet. Dennoch weiß „Straight Outta Compton“ allein schon durch seinen großartigen Soundtrack, die tollen Schauspieler und der feinfühligen Inszenierung stets zu unterhalten und ist trotz seiner 148 Minuten Laufzeit sehr kurzweilig geraten.

 

Wertung: 8/10


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Poster&Trailer: © Universal Pictures International Germany GmbH

Story: Quelle: Filmstarts.de