Star Wars: Episode VII - Das Erwachen der Macht

Story

Mehr als drei Jahrzehnte nach „Star Wars 6 – Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ wurde das Imperium durch die „Erste Ordnung“ abgelöst, eine ebenfalls diktatorische Organisation mit anderem Namen, die Krieg gegen den Widerstand führt. Von großer Politik aber weiß Rey (Daisy Ridley) auf dem Wüstenplaneten Jakku zunächst nicht viel. Die junge Frau verbringt ihre Tage damit, die karge Landschaft nach Schrott abzusuchen, den sie danach verkauft. Sie ist allein, wartet auf ihre Familie – bis sie die Bekanntschaft von Finn (John Boyega) macht, einem ehemaligen Sturmtruppler, den die Untaten der Ersten Ordnung abgeschreckt haben. Er hat nach einer besonders brutalen Invasion Fahnenflucht begangen und dabei gleich noch dem Widerstand geholfen, durch die Befreiung des gefangenen Piloten Poe Dameron (Oscar Isaac). Finn, Poe und mit ihnen auch Rey geraten ins Visier des sinisteren Kylo Ren (Adam Driver), der dem machtvollen Strippenzieher Supreme Leader Snoke (Andy Serkis) dient und die Mission vollenden will, die Darth Vader einst begann. Eine Flucht nimmt ihren Lauf, die das Helden-Trio mitten in den Kampf zwischen Erster Ordnung und Widerstand bringt, Seite an Seite mit den legendären Rebellenhelden Han Solo (Harrison Ford) und Generalin Leia (Carrie Fisher)…


Kritik

Es ist Donnerstagnacht 2:45 Uhr, ich sitze in der Mitternachtspremiere des heiß erwarteten Filmhighlights des Jahres „Star Wars: Episode VII - Das Erwachen der Macht“ und gerade hat der Abspann begonnen. Es ist das Ende einer lang ersehnten und hochspannenden Kino-Nacht. Wenig später laufe ich Seite an Seite mit anderen strahlenden Gesichtern aus dem Kinosaal, denn 32 Jahre nach „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ bringt J.J. Abrams siebte Episode der Sternenkrieger-Saga das Feeling der alten Filme zurück. Vor drei Jahren war dieses Gefühl nicht unbedingt zu erwarten.

Rückblick: Im Oktober 2012 kommt es zu einer Erschütterung der Macht. „Star Wars“-Fans in aller Welt spüren sie, denn Disney kauft für 4 Milliarden Dollar George Lucas' Produktionsfirma Lucasfilm  und erlangt damit die Rechte an der Sternenkrieger-Saga. Zugleich kündigt man nicht nur eine neue Trilogie an, sondern gleich mehrere Spin-Offs die ab 2015 ihren Weg ins Kino finden sollen. Die Skepsis die nach diesem Deal herrschte war angebracht. Das Verhältnis zwischen „Star Wars“-Schöpfer George Lucas und den Fans war, nach den viel kritisierten Special Editions der Originalfilme und der unbeliebten Prequel-Trilogie, zwar nicht mehr das Beste, doch das ausgerechnet der Mäusekonzern die Rechte an „Star Wars“ erwarb lies schlimmes befürchten. Doch was dann folgte, war ein Disney, das über die drei Jahre bis hin zum Kinostart alles richtig machte! Man orientierte sich, entgegen der Befürchtungen, an der Original-Trilogie, holte mit Carrie Fisher, Harrison Ford, Mark Hamill und vielen anderen, die alten Helden mit ins Boot und fügte ihnen neue, frische Gesichter hinzu. Befeuert durch eine beispiellose Marketingkampagne baute Disney in den vergangenen Monaten einen Hype rund um „Star Wars“ auf, der seines gleiches sucht und die Erwartungen der Fans gleichzeitig in astronomische Höhen steigen ließ. Gerade die Geheimniskrämerei um die Story und das Zurückhalten von Luke Skywalker befeuerten über Monate die Gerüchteküchen. Einen muss man dabei aber ganz besonders loben: J.J. Abrams. Denn nie war der Druck auf einen Regisseur größer als bei diesem Film. „Das Erwachen der Macht“ muss die Disney-Verantwortlichen am Box-Office genauso überzeugen wie die zahlreichen Fans die im Kinosaal auf eine gelungene Fortsetzung ihrer Lieblingsfilme hoffen. Am Ende sollte man seine Erwartungen jedoch auf ein realistisches Maß herunterschrauben, dann weiß „Das Erwachen der Macht“ auch hervorragend zu unterhalten, denn letztendlich geht die Mischung auf: „Star Wars: Episode VII - Das Erwachen der Macht“ ist ein Film für alle Fans der Saga, voller Nostalgie und Erinnerungen, der geschickt die klassischen Elemente mit der Moderne verknüpft, dabei lediglich etwas zu sehr auf Nummer sicher geht und nur wenig Innovationen bietet.

Star Wars: Episode VII - Das Erwachen der Macht

Kinostart: 17.12.2015

Länge: 135 Min.

FSK: 12

Genre: Abenteuer, Action, Sci-Fi

Regie: J. J. Abrams

Land: USA

Originaltitel: Star Wars: Episode VII - The Force Awakens


Lobenswert ist vor allem die erste halbe Stunde bis Stunde des Films, die zum Besten gehört was „Star Wars“ bislang zu bieten hatte. Schluss mit den CGI-getränkten Szenen der Prequels, es geht raus in die echte Wüste, handgemachte Action und Puppen stehen im Vordergrund und das „Star Wars“-Feeling kehrt schnell wieder zurück. Man trifft auf neue und alte Charaktere, X-Wings und Tie-Fighter jagen durch die Lüfte und die Sturmtruppen treffen ihr Ziel immer noch nicht. Man fühlt sich also sofort zuhause und mit Hilfe des sich ebenfalls an die alten Teile orientierenden Soundtracks von John Willams, erlebt man einige Gänsehaut-Momente. Allerdings bleibt einem, bis auf die Klassiker wie die Titelmelodie, kein Musikstück besonders im Gedächtnis, der Soundtrack hält sich also eher zurück. Immerhin hält sich Abrams mit seinen inzwischen berühmten, aber unbeliebten Lens-Flares ebenfalls zurück. Außer in einer Szene fallen die wenigen Lens-Flares nicht auf und stören zu keinem Zeitpunkt. Genauso wenig wie das 3D, das überraschenderweise zu überzeugen weiß. Neben der gesteigerten Tiefenwirkung, gibt es einige Pop-Out-Effekte in Form von Raumschiffen oder Lichtschwertern, die aber zu keinem Zeitpunkt aufgesetzt wirken sondern sich harmonisch in die erstaunlich gute 3D-Umsetzung einfügen.

Das liegt auch daran, dass die Actionszenen auffallend gut inszeniert sind und nie die Übersicht verloren geht. Denn neben all dem Nostalgischen-Flair gibt es selbstverständlich auch viel Action zu bestaunen und die bereitet jede Menge Spaß. Die Highlights sind zweifelsohne die erste Actionszene mit dem Millennium-Falken und der finale Lichtschwert-Kampf. Dieser ist wieder deutlich physischer inszeniert als die beinahe tänzelnden Duelle der Prequels, was nicht heißen soll das diese schlecht waren, im Gegenteil, nur orientiert man sich auch hier wieder mehr an der Original-Trilogie. Die im Vorfeld viel kritisierte Parierstange von Kylo Rens Lichtschwert, offenbart in diesem Kampf übrigens noch einen anderen nutzen. Ansonsten gelingt Abrams gerade die Mischung der alten und neuen Elemente richtig gut. Bestes Beispiel hierfür ist die Bar-Szene, in der Puppen auf CGI-Charaktere treffen, wie Lupita Nyong'os Charakter Maz Kanata. Zwar sieht man den Motion-Capturing-Charakteren ihre Computerherkunft an, stören tut dies durch die geschickt gedrehten Szenen aber nie. Zumindest handwerklich ist Abrams kaum etwas vorzuwerfen und der Film überzeugt audiovisuell auf allen Ebenen.

Die Geister bei „Das Erwachen der Macht“ werden sich aber bei der Story scheiden. Zunächst zeichnete sich „Toy Story“-Autor Michael Arndt für das Drehbuch verantwortlich, bevor sein Entwurf von Abrams und Lawrence Kasdan, dem Autor der Episoden V und VI, noch einmal überarbeitet wurde. Die Ideen von George Lucas hatte Disney hingegen gleich abgelehnt, da man, im Gegensatz zu den experimentierfreudigen Prequels, etwas für die Fans machen wollte und den Geist der alten Teile zurück bringen wollte. Im Prinzip handelt es sich bei „Das Erwachen der Macht“ um ein Remake von „Krieg der Sterne“. Viele Anspielungen und Anleihen auf den ersten „Star Wars“-Film sind zu finden und die Story ähnelt dem Kultfilm von 1977 frappierend. Wer Innovationen sucht ist hier definitiv falsch und gerade bei der geplanten Zerstörung des neuen Todessterns, der sogenannten Starkiller Base, orientieren sich Abrams und Kasdan etwas zu sehr am Original. Letzten Endes ist die Story sehr vorhersehbar und ein Aufguss des vierten Teils. Ein wenig mehr Eigenständigkeit hätte dem Film sehr gut getan, was gerade die zweite Hälfte im Vergleich zur ersten etwas abfallen lässt. Wo es in den Prequels vielleicht etwas zu viel Eigenständigkeit gab, gibt es hier zu wenig. Ich persönlich finde es nicht weiter dramatisch, denn die nächsten Teile der Trilogie werden nun immer mehr in eine neue Richtung schlagen. „Das Erwachen der Macht“ hilft dabei den Geist der Vorgänger dabei nicht außer Acht zu lassen.

Doch das Herzstück der Reihe waren schon immer die Charaktere und „Das Erwachen der Macht“ ermöglicht den Fans ein Wiedersehen mit ihren alten Helden: 32 Jahre nach „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ sehen sich Han und Leia wieder und besagter Moment ist pure Kino-Magie! Es ist schlichtweg großartig diese Legenden wieder gemeinsam vor der Kamera zu sehen und gleichzeitig eine der größten Stärken des Films. Carrie Fisher bekommt als Leia zwar etwas wenig Spielzeit, aber in den Szenen in den sie zu sehen ist, weiß sie zu gefallen. Harrison Ford wird hingegen deutlich mehr Zeit eingeräumt, da er auch an einigen emotionalen Schlüsselszenen des Films beteiligt ist. Seine Rückkehr in seine Paraderolle als Han Solo, ist ausgestattet mit dem typischen Witz und Charmes seines Charakters und der großartige Ford reißt mühelos jede Szene an sich. Sein alter Sidekick Chewbacca ist zudem so witzig wie nie zuvor. Doch wo ist eigentlich Luke? Die Frage die sich im Vorfeld alle stellten wird im Film in einer großartigen Szene beantwortet, in der ein Gesichtsausdruck von Mark Hamill ausreicht um die letzten 30 Jahre zu beschreiben. Stark! Ansonsten überzeugen vor allem die Droiden: Während R2D2 im Energiesparmodus nur wenig zu tun bekommt, kehrt C-3PO, jetzt mit rotem Arm, mit seinem typisch miesen Timing auf die Leinwand zurück. Doch die beiden bekommen ernstzunehmende Konkurrenz! Der neue „Fußball-Roboter“ BB-8 ist der heimliche Star des Films und weit mehr als nur eine Merchandise-Maschine. Ihm wird wie einst R2D2 ohne ein sprechendes Wort eine Seele gegeben und da er etliche großartige Momente im Film besitzt steht er seinen beiden legendären Vorgängern in nichts nach!

Gespannt durfte man vor allem auf die Neuzugänge sein und diese schlagen ein wie eine Bombe! Vor allem Daisy Ridley macht als Rey eine herausragende Figur. In ihrer ersten großen Filmrolle kann die Britin voll überzeugen und gemeinsam mit John Boyega als Finn harmonieren die beiden auf der Leinwand fast so gut wie damals das Trio um Han, Leia und Luke. Boyegas Charakter Finn legt außerdem eine überaus interessante Entwicklung im Laufe des Films hin und man darf gespannt wie sich seine Rolle entwickelt. Das gleiche gilt für Oscar Isaacs Charakter Poe Dameron, der die meiste Zeit mit Abwesenheit glänzt und in den Nachfolgern mit Sicherheit noch ausgebaut wird. So gut Isaacs seine Sache auch macht, waren mir die Fähigkeiten des in einer Szene leicht an Legolas aus dem „Hobbit“ erinnernden Piloten, doch etwas zu übertrieben dargestellt.

Aber auch auf der dunklen Seite der Macht hat sich einiges getan. Insbesondere mit dem neuen Bösewicht Kylo Ren, gespielt von Adam Driver. Und Kylo ist ein großartiger Bösewicht, nicht nur auf Grund seiner Beziehung zu den anderen Charakteren, als vielmehr durch seinen rohen Charakter. Er ist wie ein ungeschliffener Diamant der, anders als die bisher eher zivilisierten Bösewichte der Saga, auch gerne mal ausrastet und die Einrichtung in Schutt und Asche schlägt. Seine Boshaftigkeit und sein zum Charakter passendes, flammendes Lichtschwert machen ihn zu einem tollen Gegenspieler der trotz allem ein gewisses Maß an Menschlichkeit bewahrt wenn er seine Maske ablegt. Allerdings ist sein Erbe durch Darth Vader, dem größten Bösewicht der Filmgeschichte, natürlich kein leichtes und man muss ihm mehr Zeit geben. Potenzial ist da. Während Domhnall Gleesons gnadenloser General Hux fast mit Kylo Ren mithalten kann, hätte man sich von Gwendoline Christies Captain Phasma deutlich mehr Leinwandzeit gewünscht. Und dann ist da ja noch Andy Serkis als Supreme Leader Snoke. Dieser sitzt wie Thanos aus dem „Avengers“-Universum ohne weitere Details zu seiner Person auf seinem Thron und kann kaum überzeugen. Doch wie für alle Charaktere gilt auch hier: Es ist erst der Anfang einer Trilogie und alle Charaktere werden noch ihren Weg gehen. Eine genaue Beurteilung kann man deshalb auch erste 2019 fällen, nachdem man den letzten Teil der Trilogie gesehen hat.

 

Fazit

J.J. Abrams hat es geschafft! „Star Wars: Episode VII - Das Erwachen der Macht“ ist der Film geworden den sich die Fans im Vorfeld erhofft hatten. Der siebte Teil der „Star Wars“-Saga ist Nostalgie pur, bezieht sich bisweilen aber zur sehr auf die alten „Star Wars“-Teile. Wer also Innovationen sucht, ist hier falsch, das sollte bei den Plänen von Disney, hiermit den gewünschten Fan-Service abzuliefern, allerdings schon vor dem Film klar gewesen sein. Wer Innovationen sucht, der wird mit Sicherheit in den nächsten Teilen fündig werden, die immer mehr ihren eigenen Weg gehen werden. Das Fundament hat Abrams mit „Das Erwachen der Macht“ jedenfalls geschaffen und wie viel die siebte Episode am Ende richtig oder falsch macht wird man auch erst 2019 nach dem Finale der Trilogie beurteilen können. Abrams gelingt jedenfalls die harmonische Verbindung alter und neuer Elemente, sowohl visuell, inszenatorisch und insbesondere bei den neuen und alten Charakteren die größtenteils überzeugen können. „Star Wars: Episode VII - Das Erwachen der Macht“ reicht sich damit knapp hinter den Episoden der Original-Trilogie V (10/10), VI (9/10), IV (9/10) und der düsteren, dramaturgisch überzeugenden Episode III (9/10) und klar vor den Episoden II (7/10) und I (6/10) ein und ich bin bereits sehr gespannt auf die nächsten beiden Teile sowie auf das erste Spin-off „Rouge One“ im nächsten Jahr.

 

Wertung: 9/10


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Poster&Trailer: © The Walt Disney Company Germany GmbH

Story: Quelle: Filmstarts.de