Kurzkritiken 2015

45 Years

Kinostart: 10.09.2015 | Länge: 95 Min. | FSK: 0 | Genre: Drama | Regie: Andrew Haigh | Land: UK

Das gefühlvolle Drama "45 Years" handelt von einem Ehepaar das seit nunmehr 45 Jahren verheiratet ist und auf Grund dessen ein großes Fest organisiert. Doch in der Woche vor dem Fest werden die beiden mit einem Ereignis aus der Vergangenheit konfrontiert, was an ihrer langjährigen und harmonischen Ehe rüttelt. "45 Years" kann sich dabei voll auf seine beiden Hauptdarsteller verlassen. Insbesondere Charlotte Rampling spielt klasse und ihre Oscar-Nominierung ist durchaus nachvollziehbar, auch wenn sie ihn am Ende wohl nicht gewinnen wird. Dem ruhigen Drama fehlt es aber insbesondere zu Beginn an Tempo, überzeugt hingegen in vielen starken einzelnen Szenen und je weiter das Fest in die Nähe rückt, desto größer werden die Probleme des Paares und das Drama erzeugt daraus seine ganz eigene unterschwellige Spannung. Insgesamt ist der kurzweilige britische Film, ein ruhiger, gefühlvoller und etwas melancholisch stimmender Film über ein alterndes Ehepaar, das insbesondere durch seine beiden Hauptdarsteller und einige starke Momente zu überzeugen weiß.

Wertung: 7/10

Poster: © Piffl Medien GmbH



By the Sea

Kinostart: 10.12.2015 | Länge: 122 Min. | FSK: 12 | Genre: Drama | Regie: Angelina Jolie Pitt | Land: USA

"By the Sea" ist die inzwischen dritte Regiearbeit von Angelina Jolie Pitt, jedoch die erste bei der sie dabei auch vor der Kamera zu sehen ist. Jedoch waren weder die Kritiker, noch das Publikum überzeugt vom Endergebnis und der Film floppte an den Kinokassen. Diese Meinung kann ich nicht im Geringsten teilen, denn "By the Sea" ist für mich die beste Regiearbeit von Jolie Pitt. Die hübsch gefilmten Bilder vor der malerischen Kulisse Frankreichs sind allerdings mehr Schein als Sein, denn die Geschichte rund um ein gescheitertes Ehepaar dessen Ehe immer mehr in die Brüche geht, behandelt ein bedrückendes Thema. "By the Sea" ist durch sein tristes Thema sehr deprimierend und traurig geraten und nur wenige schöne und sympathische Momente lockern das ernste Geschehen etwas auf. Das ruhige Drama weiß dadurch aber ganz besonders zu überzeugen und schafft es den Zuschauer auch emotional zu berühren. Stark sind auch die Schauspieler: Jolie Pitts' Ehemann Brad Pitt spielt erstmals seit über zehn Jahren an der Seite seiner Frau und kann wie immer überzeugen. Doch auch Melvil Poupaud und Mélanie Laurent spielen überzeugend und machen das fast schon als Kammerspiel anmutende Drama zu einem überraschend starken Geheimtipp!

Wertung: 8/10

Poster: © Universal Pictures International Germany GmbH



Dark Places - Gefährliche Erinnerung

Kinostart: 10.12.2015 | Länge: 113 Min. | FSK: 16 | Genre: Thriller | Regie: Gilles Paquet-Brenner | Land:USA

Der Verfilmung von Gillian Flynns gleichnamigen Roman "Gone Girl" stand im Jahr 2014 auf Platz Eins meiner Liste der besten Filme des Jahres (9/10). Dementsprechend gespannt durfte man auf die Verfilmung von Flynns Roman "Dark Places" sein, die mit Charlize Theron, Nicholas Hoult und Chloe Grace-Moretz einen feinen Cast zu bieten hat. Die Schauspieler machen ihre Sache auch sehr gut, der Film an sich, kann aber mit "Gone Girl" in keinster Weise mithalten. Man merkt, dass kein Regie-Ass wie David Fincher am Werk war, denn Regisseur Gilles Paquet-Brenner, der auch das Drehbuch adaptierte, gelingt es eine nur bedingt mitreißende Geschichte zu erzählen und zudem schleicht sich bei den teils minderwertigen Bildern auch die ein oder andere inszenatorische Schwäche ein. Zudem hält der Plot keine solch schockierenden Wendungen bereit wie noch bei "Gone Girl". Einigermaßen spannend ist der Film aber dennoch, weil das Rätselraten um die Ermordung der Familie Day stets interessant bleibt und so kommt unter dem Strich ein solider Thriller heraus, den man sich durchaus einmal ansehen kann.

Wertung: 6/10

Poster: © Concorde Filmverleih



Der Staat gegen Fritz Bauer

Kinostart: 01.10.2015 | Länge: 106 Min. | FSK: 12 | Genre: Drama | Regie: Lars Kraume | Land: Deutschland

In einem insgesamt eher schwachen Jahr, was deutsche Filme anbelangt, sicherte sich am Ende "Der Staat gegen Fritz Bauer" die begehrte Lola als bester deutscher Film des vergangenen Jahres. Ein Jahr nach "Victoria" räumte das Drama von Regisseur Lars Kraume ganze sechs Lolas ab. Der Film handelt vom titelgebenden Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, der Ende der Fünfziger, nach dem Ende der NS-Zeit, Jagd auf den ehemaligen SS-Sturmbannführer Adolf Eichmann macht und dem dabei etliche Steine in den Weg gelegt werden. Nun gewinnt also erneut ein Film der Vergangenheitsbewältigung einen deutschen Filmpreis. Davon gab es die letzten Jahre zwar zuhauf, doch "Der Staat gegen Fritz Bauer" ist absolut sehenswert geworden. Dafür sorgt vor allem das flotte Tempo des Films, was das Drama trotz seines trockenen und dialoglastigen Themas stets interessant und spannend bleiben lässt. Dazu machen die Schauspieler und Regisseur Lars Kraume einen guten Job und so wird aus dem ernsten, zeitgeschichtlichen Drama ein sehenswerter deutscher Film.

Wertung: 7/10

Poster: © Alamode Film - Fabien Arséguel e.K.



Die Melodie des Meeres

Kinostart: 24.12.2015 | Länge: 93 Min. | FSK: 0 | Genre: Animation | Regie: Tomm Moore | Land: Irland

Bei der Oscar-Verleihung 2015 war Tomm Moores Animationsfilm zwar nominiert, musste sich aber dem großen Konkurrenten "Baymax" aus dem Hause Disney geschlagen geben. Die Nominierung hat sich der Film allerdings redlich verdient. Die berührende Geschichte von "Die Melodie des Meeres" erinnert am ehesten an die Animationsfilme des japanischen Meisterregisseurs Hayao Miyazaki. Statt dessen japanischer Mythen bedient sich der britische Regisseur bei einem keltischen Mythos. Dabei geht es Moore vor allem um die zentralen Elemente wie Geschwisterliebe und den Verlust eines geliebten Menschen. Heraus kommt dabei ein berührendes Drama, dass durch seine traurige Stimmung nicht nur etwas für die Kleinen ist, sondern auch Erwachsene vortrefflich unterhalten kann. Die Animationen sind in einem außergewöhnlichen, fast malerischen Stil gehalten und der Film weiß durch seine wunderschöne Optik ebenso zu überzeugen wie durch seinen unter die Haut gehenden Soundtrack. Ein wirklich sehenswerter Animationsfilm für junge und alte Fans des Genres.

Wertung: 7/10

Poster: © KSM / 24 Bilder



Ewige Jugend

Kinostart: 26.11.2015 | Länge: 124 Min. | FSK: 6 | Genre: Drama | Regie: Paolo Sorrentino | Land: Italien

Wenn es jemand versteht Musik und Bilder perfekt in Einklang zu bringen, dann ist das der italienische Regisseur Paolo Sorrentino. Im Jahr 2014 erhielt er völlig zurecht den Oscar als bester fremdsprachigen Film, für sein fantastisches Werk "La Grande Bellezza" (9/10). Nun kehrt der Italiener ins Kino zurück und erzählt eine melancholische, alterweise Geschichte über das Leben und seine Vergänglichkeit. Der großartige Michael Caine spielt als Filmkomponist im Ruhestand groß auf, doch auch die restliche Besetzung um Harvey Keitel, Rachel Weisz oder Paul Dano macht eine hervorragende Figur. Sorrentino inszeniert seinen zweistündigen Film, der fast ausschließlich in einem abgelegen Wellness-Hotel spielt, gewohnt virtuos. Jedes Bild, jede Einstellung, jede Geste ist opulent bebildert und Sorrentino versteht es wie kein Zweiter durch den perfekten Einsatz der großartigen Musik, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. "Ewige Jugend" ist ein ebenso witziger wie tragischer Film, der durch seine tiefe Emotionen überzeugt und durch die einzigartige Inszenierung zu einem Genuss für jeden Filmfan wird. Ganz an die Qualität eines "La Grande Bellezza" kommt er aber nicht heran.

Wertung: 8/10

Poster: © Wild Bunch/Central Film



Hitman: Agent 47

Kinostart: 27.08.2015 | Länge: 85 Min. | FSK: 16 | Genre: Action | Regie: Aleksander Bach | Land: USA, DE

Mit "Hitman: Agent 47" kommt nach der misslungenen Verfilmung von 2007, die nächste Verfilmung der bekannten Videospiel-Reihe in die Kinos. Der glatzköpfige, genetisch-veränderte Agent mit dem Barcode im Nacken wird von Rupert Friend verkörpert, der den verstorbenen Paul Walker ersetzte. Allerdings strahlt Friend keinerlei Charisma aus und auch die anderen Schauspieler rund um Zachary Quinto oder der deutsche Thomas Kretschmann agieren nur solide. Die Story wird bereits im Intro erklärt, danach bleibt sie Flach wie ein Blatt Papier. Der Fokus liegt dabei weniger auf dem Schleichen, wie in der Videospielverfilmung, sondern vielmehr auf der Cool-getrimmten Action, die dabei sowohl handgemachte Szenen als auch CGI-Effekte zu bieten hat. Während die handgemachte Action durchaus Spaß macht, sehen die CGI-Effekte ein ums andere mal nicht mehr zeitgemäß aus. Hier wäre weniger manchmal mehr gewesen. Die Neuverfilmung ist also keine wirkliche Steigerung zum letzten Hitman-Film, ist aber immerhin sehr kurzweilig und damit auch recht unterhaltsam für einen seichten Filmabend geworden.

Wertung: 4/10

Poster: © 20th Century Fox



Ich und Earl und das Mädchen

Kinostart: 19.11.2015 | Länge: 106 Min. | FSK: 6 | Genre: Drama | Regie: Alfonso Gomez-Rejon | Land: USA

Beim renommierten Sundance-Filmfestival, das in den letzten Jahren Filmperlen wie "Beasts of the Southern Wild" oder "Whiplash" hervorbrachte, konnte beim Festival 2015 "Ich und Earl und das Mädchen" sowohl den Jury-Preis, als auch den Publikums-Preis abstauben. Bei der Tragik-Komödie handelt es sich um eine klassische Coming-of-Age-Geschichte und der Film handelt von Schulaussenseitern, einem sterbenden Mädchen und ihre Freundschaft zueinander. Der Film ist dabei Highschool-Komödie und Teenager-Drama in einem und verliert zwischen all den Popkulturellen-Anspielungen bisweilen etwas den Fokus auf die eigentliche Geschichte. Daher kann die dramatischere zweite Hälfte auch nicht so emotional mitreissen. Dennoch findet Regisseur Alfonso Gomez-Rejon stets einen guten Mittelweg zwischen Komödie und Drama und inszeniert seinen Film ebenso rasant, wie energiegeladen. Die Schauspieler machen zudem eine gute Figur, da sie ihren sympathischen Charakteren gerade zum Ende hin mehr Tiefe verleihen können. Alles in allem ist "Ich und Earl und das Mädchen" eine originelle Coming-of-Age-Geschichte geworden, die trotz Schwächen stets zu unterhalten weiß. An Genre-Kollegen wie "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" kommt der Film allerdings nicht heran.

Wertung: 6/10

Poster: © Fox Searchlight



Im Herzen der See

Kinostart: 03.12.2015 | Länge: 122 Min. | FSK: 12 | Genre: Abenteuer | Regie: Ron Howard | Land: USA

Der Kinostart des neuen Films von "Rush"-Regisseur Ron Howard wurde ganze neun Monate nach hinten verschoben um ihn besser für die Oscar-Saison zu positionieren. Mit wenig Erfolg, denn zum einen sprang für "Im Herzen der See" nicht eine einzige Nominierung heraus, zum anderen fiel das Werk bei Kritikern und Publikum durch und avancierte zum Flop. Die Gründe dafür sind sicher vielfältig, doch gerade in der heutigen Zeit fällt es nunmal schwer mit einer Gruppe Walfänger mitzufiebern, da man eigentlich mehr dem Wal die Daumen drückt. So kann "Im Herzen der See" emotional kaum mitreißen, zumal die Charaktere flache Stereotypen bleiben. Die Darsteller legen sich aber ins Zeug, insbesondere Chris Hemsworth als ausgemergelter Seemann, und holen aus ihren Charakteren das Beste heraus. Die Action ist trotz ihres CGI-Looks gut gelungen und die Bilder sind großartig. Auch wenn die nach wahren Begebenheiten inspirierte Story nicht allzu überzeugend ausgefallen ist, erleidet "Im Herzen der See" also noch lange keinen Schiffbruch und wird als solider Abenteuer-Film sein Publikum finden.

Wertung: 6/10

Poster: © Warner Bros. Pictures Germany



Jane Got a Gun

Kinostart: 31.12.2015 | Länge: 98 Min. | FSK: 12 | Genre: Western | Regie: Gavin O. Connor | Land: USA

Der Western ist ein Genre welches im Kino nur noch selten anzutreffen ist. Umso mehr kann man sich auf jeden neuen Western freuen, insbesondere wenn sich dieser mit Namen wie Natalie Portman, Joel Edgerton und Ewan McGregor schmücken kann. Während Portman als Revolverheldin und Edgerton als kampferprobter Säufer eine gute Leistung abliefern, mag McGregor nicht so Recht zu seiner Rolle als Bösewicht passen. Dennoch sind die Schauspieler noch das Highlight eines Films, dessen hohes Tempo nur wenig Western-Atmosphäre aufkommen lässt. Zudem ist die Story flach wie ein Blatt Papier und erzählt eine alles andere als originelle Geschichte. Langeweile gibt es beim uninteressanten Film jedenfalls zuhauf und wird nur durch das recht ansehnliche Finale vor Schlimmerem bewahrt. "Jane Got a Gun" bricht mit seiner emanzipierten Hauptfigur zwar mit einem Western-Mythos, ist ansonsten aber plattes und konventionelles Hollywood-Kino der Marke Mittelmaß. Das Chaos am Set, Regisseurin Lynne Ramsay tauchte am ersten Drehtag nicht auf und wurde kurzfristig durch "Warrior"-Regisseur Gavin O. Connor ersetzt, sowie diverser Ausstiege (u.a. von Michael Fassbender), merkt man diesem eigentlich vielversprechenden Western deutlich an.

Wertung: 4/10

Poster: © SquareOne Entertainment



Knock Knock

Kinostart: 10.12.2015 | Länge: 100 Min. | FSK: 16 | Genre: Thriller | Regie: Eli Roth | Land: USA, Chile

Regisseur Eli Roth genießt bei seinen Fans Kult-Status, ist er doch einer der Mitbegründer des Folterporno-Genres. In seinen beiden extrem blutigen "Hostel"-Filmen hat er vor Jahren gezeigt, wie viele perfide Foltermethoden ihm in den Sinn kamen. Dafür ist "Knock Knock" erstaunlich unblutig geraten und die FSK 16-Freigabe geht völlig in Ordnung, da sich das Grauen dieses Mal vor allem auf psychologischer Ebene abspielt. Als der glückliche Familienvater, gespielt von Keanu Reeves, zwei scheinbar hilflosen Mädchen die Tür öffnet, ahnt er noch nicht wie verrückt die beiden in Wirklichkeit sind. Denn nach dem Sex bestrafen sie ihn dafür, dass er seiner Familie fremd gegangen ist und Eli Roth dreht den Spieß herum und lässt fortan die beiden gutaussehenden Frauen den ansonsten als Actionstar bekannten Reeves dominieren. Keanu Reeves macht dabei als hilfsloser Vater, der mehr und mehr entmannt wird, eine gute Figur, die beiden unbekannten Lorenza Izzo und Ana de Armas sind bisweilen etwas überdreht, was aber durchaus zu ihren durchgeknallten Charakteren passt. So flach die Story auch sein mag, "Kock Knock" funktioniert durchaus als pechschwarze Komödie und bringt frischen Wind in das Folterporno-Genre.

Wertung: 5/10

Poster: © Square One Entertainment



Mr. Holmes

Kinostart: 24.12.2015 | Länge: 104 Min. | FSK: 0 | Genre: Drama, Krimi | Regie: Bill Condon | Land: UK, USA

Der berühmteste Detektiv der Welt, Sherlock Holmes, war bereits in etlichen Filmen und Serien der Protagonist. "Mr. Holmes" ist eine weitere Erzählung über den Meisterdetektiv aus der Feder von Sir Arthur Conan Doyle und versucht dem brillanten Geist eine neue Facette abzugewinnen. Die Lösung des Falls rückt dabei ein wenig in den Hintergrund, was Krimi-Fans wohl nicht so gefallen wird, und vielmehr steht das Thema des älter werdens und des Alzheimers im Mittelpunkt, denn Holmes ist in diesem Film bereits 93 Jahre alt und wird vom wie immer brillanten Sir Ian McKellen verkörpert, der aus einem Cast voller guter schauspielerischer Leistungen noch einmal heraus sticht. "Mr. Holmes" ist dabei ein weises und berührendes Drama geworden mit einem Sherlock Holmes wie man ihn bislang noch nicht gesehen hat. Die langsame Erzählweise passt zum ruhigen Ton des Films, die ein oder andere Länge schleicht sich allerdings ein. Trotz allem ist "Mr. Holmes" ein sehenswertes Drama geworden.

Wertung: 7/10

Poster: © Alamode Film - Fabien Arséguel e.K.



Pan

Kinostart: 08.10.2015 | Länge: 112 Min. | FSK: 12 | Genre: Abenteuer | Regie: Joe Wright | Land: USA

Bereits Disney, Steven Spielberg und einige andere, entführten den Zuschauer in J.M. Barries Welt Nimmerland. Mit "Pan" kommt eine weitere Verfilmung der beliebten Kinderbücher in die Kinos, in denen es Peter Pan mit seinem Erzfeind Captain Hook aufnimmt. Für "Pan" wurde die Geschichte allerdings verändert. Zum einen ist Hook nun Pans Freund, zum anderen heißt der Gegenspieler Blackbeard und auch sonst erfuhr die Geschichte einige Veränderungen. Zu einem besseren Film machen diese Veränderungen "Pan" allerdings auch nicht, denn dem Film fehlt es sowohl an Spannung, als auch an Herz. Stattdessen fährt Regisseur Joe Wright alles auf was die CGI-Trickkiste so zu bieten hat und die Kindergeschichte wird zum Bombast-Kino. "Pan" bietet etliche spektakuläre Action-Szenen und ist visuell pompös in Szene gesetzt. Der Film verkommt dabei aber zum seelenlosen Spektakel. Dafür sorgen auch einige fragwürdige Szenen wie der völlig unpassenden "Smells like a Teen Spirit"-Musical-Einlage. Dazu kann auch die nahmhafte Darsteller-Riege nicht wirklich überzeugen. Hugh Jackman als böser Jack Sparrow mit Hang zum Overacting, eine vollkommen blasse Rooney Mara und ein lediglich solider Gareth Hedlund, können den unsympathischen Kinderschauspieler Levi Miller nicht auffangen. So bietet "Pan" statt viel Magie, nur seichte und seelenlose Unterhaltung, die nebenbei völlig an der Zielgruppe vorbei schießt. Denn die Kinder, denen der Film noch gefallen könnte, sind noch zu jung für die viel zu hohe Altersfreigabe ab 12 und die Macher müssen sich nach dem Box-Office-Flop fragen, wen diese Neuverfilmung eigentlich ansprechen sollte.

Wertung: 4/10

Poster: © Warner Bros. Pictures Germany



Taxi Teheran

Kinostart: 23.07.2015 | Länge: 86 Min. | FSK: 0 | Genre: Drama, Komödie | Regie: Jafar Panahi | Land: Iran

Regisseur Jafar Panahi wurde in seinem Heimatland Iran schon vor Jahren mit einem Berufsverbot belegt, doch das hält den eifrigen Filmemacher nicht davon ab weiter Filme zu drehen. "Taxi Teheran" wurde deshalb heimlich, aber mit Schauspielern, ausschließlich in einem Taxi gedreht und das lockere Drama gewann dafür den Goldenen Bären der Berlinale 2015. Allerdings reißt Panahi die Misstände in seinem Heimatland nur oberflächlich an und das teils nervige Overacting der Charaktere sorgt für eine insgesamt erschreckend belanglose Fake-Doku. Von einigen guten und symphatischen Momenten des mit 86 Minuten sehr kurzweiligen Filmes mal abgesehen, ist "Taxi Teheran" ein gutes Beispiel dafür, das nicht jeder Film der unter schwierigen Bedingungen entstand gleichzeitig gut sein muss. Wie man eine Fake-Doku im Taxi richtig aufzieht, hat Independent-Ikone Jim Jarmusch bereits vor Jahren mit seinem genialen "Night on Earth" gezeigt.

Wertung: 4/10

Poster: © Weltkino Filmverleih