Carol

Story

Therese (Rooney Mara) träumt von einem Job als Setdesignerin beim Theater, doch stattdessen ist sie mit Richard (Jake Lacy) zusammen, den sie eigentlich gar nicht liebt. So schlägt sie sich durchs New York der 50er Jahre und versucht, sich mit einem Job in einem Kaufhaus über Wasser zu halten. Eines Tages trifft sie Carol (Cate Blanchett), die Therese sogleich ihre Adresse gibt, damit ihre Einkäufe dorthin geliefert werden können. Aus einem Impuls heraus schickt Therese Carol eine Karte zu Weihnachten, auf die sie wider Erwarten eine Antwort erhält. Verbunden durch das Gefühl der Einsamkeit, beginnen die beiden Frauen, immer mehr Zeit miteinander zu verbringen. Dabei entwickelt Therese starke Gefühle für Carol – sehr zum Missfallen von Carols Mann Harge (Kyle Chandler). Dieser droht, seiner Frau das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter zu entziehen. Alles, was er dazu braucht, sind handfeste Beweise für die geheime Liebschaft der Frauen. Harge zieht alle Register und engagiert einen Privatdetektiv, den er auf Therese und Carol ansetzt.


Kritik

Während der Rest der Kinowelt dem allgegenwertigen neuen „Star Wars“-Film den Platz frei räumte, blieb ein Film seinem Startdatum treu: "Carol". Wohl wissend, dass sich die Zielgruppen der beiden Filme nicht überschneiden würden. Während „Star Wars: Episode VII“ der wohl gigantischste Blockbuster seit Jahren ist, ist „Carol“ ein kleiner Kunstfilm der sein Publikum bei ausgeprägten Cineasten findet. Die internationalen wie nationalen Kritiker überschlagen sich derweil mit Lobpreisungen für Todd Haynes neuestes Werk und nach der erfolgreichen Uraufführung bei den Filmfestspielen in Cannes, bei der Rooney Mara den Preis für die beste Darstellerin erhielt, gilt „Carol“ als einer der größten Oscar-Favoriten im nächsten Jahr. Thematisch und Darstellerisch ist „Carol“ sicher pures Oscar-Material, doch so ganz nachvollziehen kann ich die Lobeshymnen auf den Film nicht. Dazu ist Carol zu langatmig und die emotionale Fallhöhe zu niedrig.

Carol

Kinostart: 17.12.2015

Länge: 118 Min.

FSK: 6

Genre: Drama, Romanze

Regie: Todd Haynes

Land: Großbritannien, USA


„Carol“ präsentiert sich in erster Linie als Film der wie geschaffen dafür ist Preise abzusahnen. Das fünfziger Jahre Setting ist stimmig in Szene gesetzt und enthält eine Menge Details. Die Inszenierung ist zurückhaltend und auf pompöse Bilder muss man verzichten, viel mehr zeichnet Regisseur Todd Haynes eine realistische und recht farblose Version der fünfziger Jahre was absolut in die damalige Zeit passt und zur allgemein Getrübten Stimmung des Films passt. Der Soundtrack bleibt ebenfalls eher im Hintergrund und  erzeugt von Beginn an eine ruhige Atmosphäre.

Die Geschichte dreht sich um zwei Frauen die eine Zuneigung zueinander entwickeln und das in einer Zeit in der Homosexualität ein Tabuthema ist. Das allein bietet schon das Potenzial für einen provozierenden Film, doch Todd Haynes ist an skandalträchtigen Szenen nicht im Geringsten interessiert, vielmehr erzählt die klassische und romantische Geschichte zweier unterschiedlicher Frauen, die sich einfach nur ineinander verlieben. Dabei geht es ihm auch nicht um ausführliche Sex-Szenen sondern er stellt die aufkeimende Liebe als solche und die langsamen Annäherungsversuche der beiden in den Vordergrund. Beide Hauptcharaktere spüren allerdings den Druck der auf sie ausgeübt wird, sei es bei Carol durch den Sorgerechtsstreit mit ihrem Noch-Ehemann oder die unerwiderten Avancen des Verehrers von Therese. Beide haben jeweils mit großen Problemen zu kämpfen.

Was auf dem Papier noch ganz gut klingt, erzeugt im Film allerdings keine wirklichen Emotionen. Trotz das so vieles für die beiden Frauen auf dem Spiel steht, wird man nie wirklich von ihrer Geschichte mitgerissen. Da fehlt „Carol“ schlicht und ergreifend die emotionale Wucht die das Drama gebraucht hätte um die, wie bereits erwähnte, sehr ruhige Inszenierung trotzdem interessant zu gestalten. So kommt es das „Carol“ am Ende mindestens 20 Minuten zu lang ist und doch sehr langatmig daherkommt da nie wirklich etwas passiert. Auch vermeintlich emotionale Momente wie Cate Blanchetts Rede beim Sorgerechtsgespräch verpuffen meist in ihrer Wirkung. Der höhepunktarme Film kann schlichtweg nicht die Emotionen transportieren die für ein romantisches Drama wie dieses so essenziell wichtig sind.

Trotz allem ist „Carol“ kein schlechter Film, denn die Geschichte ist durchaus interessant und wird von den beiden herausragenden Darstellerinnen getragen. Cate Blanchett als Titelgebende Carol hat den einfacheren Part. Ihre Figur ist selbstbewusster und dominanter als Rooney Maras Figur und Blanchett fällt es dadurch einfacher sich in den Vordergrund zu spielen. Insgesamt eine erneut klasse Leistung von Blanchett, die ihr mit Sicherheit zumindest eine Nominierung bescheren sollte. Maras Part ist der deutlich schwierigere. Ihre Figur ist zurückhaltend und ist noch auf der Suche nach ihr selbst. Gerade diese Unsicherheit bringt Rooney Mara aber erstklassig rüber und steht dadurch Cate Blanchett in fast nichts nach.

 

Fazit

„Carol“ ist leider nicht der ganz große Wurf geworden, den man sich das im Vorfeld erhofft hatte. Die Kritiken sehen das zwar anders, doch mir sind in dieser Romanze eindeutig die Emotionen zu kurz gekommen und der Film fühlte sich über weite Strecken sehr zäh an, da nur selten etwas passierte. Sehenswert ist „Carol“ aber dennoch, für alle die auf sehr ruhige Dramen stehen und zwei der besten Darstellerinnen des Kinojahres erleben wollen.

 

Wertung: 7/10


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Poster&Trailer: © DCM Film Distribution

Story: Quelle: Filmstarts.de