The Batman

Kino: 03.03.2022 | Laufzeit: 177 Minuten | FSK: 12 Land: USA | Genre: Action, Krimi


Kritik

"The Batman" hat eine bewegte Produktionsgeschichte hinter sich, immerhin sollte ursprünglich Ben Affleck wieder ins Fledermauskostüm schlüpfen und dabei sogar die Regie übernehmen. Als Affleck im Mai 2019 von "Planet der Affen"-Regisseur Matt Reeves und Robert Pattinson als Hauptdarsteller ersetzt wurde, waren die Unkenrufe groß: "Schon wieder ein neuer Batman-Darsteller und dann auch noch der glitzernde Twilight-Vampir?". Doch wer Pattinsons Werdegang in den letzten Jahren verfolgt hat weiß, dass er sich mit Filmen wie "Der Leuchtturm" längst von seiner Vergangenheit als Teenie-Star gelöst hat und ich hatte von Anfang an großes Vertrauen in seine Besetzung. Ein Vertrauen dass sich mit dem ersten Trailer auszuzahlen schien, der nicht nur einen ungemein düsteren Look ausstrahlte, sondern mit seiner Detektiv-Ausrichtung näher am Comic schien, als je eine Verfilmung zuvor. An der Vorfreude auf die Comicverfilmung konnte dann auch die monatelange Corona-Verschiebung nichts ändern (der Film sollte ursprünglich im Juni 2021 in die Kinos flattern) und "The Batman" landete Anfang des Jahres auf Platz 2 meiner Filmhighlights des Jahres. Und trotz der Überlänge des Films und einiger Schwächen im Detail, hat sich die Wartezeit auf "The Batman" definitiv gelohnt, denn Matt Reeves hat der Fledermaus einen Auftakt spendiert der sich richtig sehen lassen kann.

 

Angenehmerweise verzichtet "The Batman" darauf, erneut die tragische Vorgeschichte von Bruce Wayne zu erzählen und zeigt nicht einmal die obligatorische Todesszene von Thomas und Martha Wayne. Stattdessen setzt die Neuverfilmung direkt in Jahr 2 von Batmans Karriere ein und zeigt eine Fledermaus, die zwar noch am Anfang steht, sich in den Straßen von Gotham aber auch schon einen Ruf gemacht hat. Anders als seine Vorgänger ist Robert Pattinsons Charakter nämlich kein dunkler Ritter, sondern ein gnadenloser Rächer, der für Angst und Schrecken im kriminellen Untergrund sorgt. Folglich ist das Batsignal "nicht nur ein Signal, sondern eine Warnung". Zu diesem düsteren Grundton passt dann auch Matt Reeves Inszenierung und Robert Pattinsons Schauspiel. Denn dieses Gotham ist verkommener und dreckiger denn je und wird fast ausschließlich bei Nacht und im strömenden Regen in Szene gesetzt. Der dunkle Look des Films, oftmals nur erleuchtet von indirekten Lichtquellen, wird auch von Pattinson passend verkörpert. Von der schwarzen Schminke um seinen Augen bis hin zum grimmigen Emo-Look als Bruce Wayne macht Pattinson einiges her und ist definitiv ein würdiger Batman-Darsteller. An meinen Favoriten Christian Bale kommt er allerdings nicht ganz ran. Dafür ist mir seine Figur doch etwas zu schmächtig und so gut Pattinson im Fledermauskostüm aussieht, so sehe ich doch einige Probleme bei seiner Verkörperung von Bruce Wayne. Das ist jedoch nicht weiter tragisch, da sich dieser Bruce Wayne für seine eigentliche Identität überhaupt nicht interessiert und viel lieber als Batman um die Häuser zieht. Entsprechend selten ist Bruce Wayne überhaupt im Film zu sehen und den Großteil der Zeit verbringen wir mit Batman, für den von Pattinson zwei Gesichtsregungen verlangt werden: Ernst dreinblicken oder wütend sein. Wer Robert Pattinson also nur schmunzeln sehen will, ist hier definitiv fehl am Platz, da auch auf den typischen Humor für Comicverfilmungen gänzlich verzichtet wird.

Meine größte Sorge war vor dem Kinobesuch aber die ausladende Laufzeit von 177 Minuten und wie sich herausstellt, ist die lange Laufzeit auch tatsächlich das Hauptproblem des Films. Der Anfang von "The Batman" ist noch schlichtweg herausragend: Von der Eröffnungsszene des Riddlers, über das Voice-Over von Pattinson (Was mich an eine meiner liebsten Comicverfilmungen "Watchmen" erinnert hat), bis hin zu Batmans erstem Auftritt, legt der Film sofort eine beeindruckende Atmosphäre an den Tag die sogleich für Gänsehaut sorgt. Danach setzt die Detektivgeschichte ein, die hier eben im Vordergrund steht. Obwohl der Kriminalfall und Batmans Detektivfähigkeiten zu Beginn noch interessant sind, nutzt sich das Rätselraten über die drei Stunden hinweg doch ziemlich ab. Denn dafür kann man als Zuschauer zu selten mitraten (die Antworten werden meist sofort von Batman verraten) und die eigentliche Story ist weit weniger clever, als sie es eigentlich sein will. Die "Sieben"-Vergleiche sind in Sachen Atmosphäre zwar durchaus angebracht, allerdings reicht "The Batman" nie an die Spannung des Fincher-Films heran. Und auch eine Wendung à la John Doe gibt es hier nicht zu sehen. Letztendlich wirkt der ruhige und sehr langsam erzählte Kriminalfall damit auf Dauer etwas ermüdend und der Film hat mich mit fortschreitender Dauer immer mehr verloren.

Entweder hätte "The Batman" also kürzer sein müssen oder Matt Reeves hätte mehr Actionszenen platzieren müssen. Letztere sind im Film nämlich kaum vorhanden, was ebenfalls sehr ungewöhnlich für einen Film dieses Genres ist. Von den drei Stunden besteht der Film gefühlt nur aus 20 oder 30 Minuten Action, was eigentlich nichts Schlimmes ist, sondern ein schönes Kontrastprogramm zum üblichen Superheldenkino bildet, durch die langsame Erzählung aber durchaus etwas wenig ist. Zumal ich gerne mehr Action gesehen hätte, denn wenn es dann mal kracht, dann aber auch so richtig! Egal ob es sich dabei um die erstklassigen Faustkämpfe handelt, bei denen der brachiale Batman nicht wie üblich der übermächtige Gegner scheint, sondern selbst ordentlich einstecken muss, oder um große Actionszenen, von denen es eigentlich nur zwei im ganzen Film gibt. Die erste davon, die circa in der Mitte des Films kommt, ist allerdings ganz großes Kino! Dort gibt es nicht nur die beste Einführung des Batmobils aller Zeiten (Da ist mir ein leises "Fuck Yeah!" im Kinosessel entwichen) sondern eine überragende Verfolgungsjagd die mit der Überkopfeinstellung des Trailers endet. Für mich neben der Verfolgungsjagd aus "The Dark Knight", mit dem Joker im sich überschlagenden LKW, die beste Actionszene der gesamten Reihe. Da diese Szenen dann auch noch vom starken Soundtrack von Michael Giacchino untermalt werden und die Bilder von "Dune"-Kameramann Craig Fraser gewohnt beeindruckend ausfallen, stellen sich im Laufe des Films gleich mehrere Gänsehautmomente ein. Die wenigen Actionszenen verfehlen ihre Wirkung also nicht, ich hätte mir allerdings etwas mehr Brutalität gewünscht, da ich kaum einen Tropfen Blut im Film gesehen habe. Gerade zu den brachialen Faustkämpfen hätte ein FSK 16-Rating noch besser gepasst, ich kann die Entscheidung, einen Batman-Film ab 12 Jahren machen zu wollen, aber natürlich nachvollziehen.

Zu guter Letzt müssen wir noch über den Cast neben Robert Pattinson sprechen. Die Seite der Bösewichte ist mit dem Pinguin (Unter dem großartigen Make-up nicht zu erkennen: Colin Farrell) und Carmine Falcone (John Turturro) gut bestückt, ohne dass sich die Befürchtungen um einen überladenen Film bestätigen. Im Vordergrund steht aber der von Paul Dano verkörperte Riddler, der nichts mehr mit dem grünen Spandex-Clown von Jim Carrey aus "Batman Forever" gemein hat. Stattdessen wirkt Dano unter seiner SM-Maske sehr bedrohlich und weckt mit seinen Foltervideos und Apparaturen ganz klare Erinnerungen an den Jigsaw-Killer aus "Saw". Obwohl Danos Gesicht bis auf seine Augen die meiste Zeit über komplett verdeckt ist, liefert Dano eine starke Vorstellung ab. Das Gleiche lässt sich auch über Zoe Kravitz sagen, die die Nachfolge von Darstellerinnen wie Michelle Pfeiffer, Halle Berry und Anne Hathaway als Catwoman antritt. Dabei überzeugt nicht nur ihr einfaches Kostüm (generell sind alle Kostüme sehr auf Realismus getrimmt und kennen dabei nur eine Farbe: Schwarz), sondern auch ihre Performance zwischen verführerischer Katze und gelungenen Stuntchoreografien. Lediglich ihre Beziehung zu Batman wirkt erzwungen und läuft etwas vorschnell ab. Von dem im Vorfeld angepriesenen Knistern zwischen Pattinson und Kravitz ist nicht viel zu sehen, und obwohl sich das Drehbuch bei allem anderen so viel Zeit lässt, wirkt die Romanze zwischen Batman und Catwoman doch etwas forciert. Jeffrey Wright gibt als Lt. James Gordon derweil eine überzeugende Vorstellung ab, während mir Andy Serkis als Alfred etwas zu kurz kommt.

Während "The Batman" darüber hinaus auf eine Abspannszene verzichtet, kann der Film es am Ende trotzdem nicht lassen, einen zweiten Teil anzuteasern. Diese Szene will aber nicht so Recht zum Rest des Films passen und hätte es meiner Meinung nach nicht gebraucht, zumal man sich mit dem dort vorgestellten Charakter glaube ich auch keinen Gefallen gut. Trotzdem will ich einen zweiten Teil unbedingt sehen, denn auch wenn "The Batman" insgesamt zu lang ist und durchaus seine Schwächen hat, so ist er doch der erste Batman-Film, der für mich an die Nolan-Trilogie heranreicht. Und damit ist Matt Reeves ein beeindruckender Auftakt gelungen.

 

Fazit

Wenn "Batman" auf "Sieben" und "Saw" trifft... Der Vergleich mit den beiden Filmen ist tatsächlich ganz passend, denn während Paul Danos starker Antagonist Riddler vom Jigsaw-Killer inspiriert wurde, ist es vor allem die ungemein düstere Detektivgeschichte wodurch "The Batman" an den David-Fincher-Klassiker erinnert, allerdings ohne dessen Spannung und Klasse zu erreichen. "Planet der Affen"-Regisseur Matt Reeves inszeniert seinen Film in atemberaubenden Bildern in einem düsteren und verkommenen Gotham und stellt untypischer Weise für einen Superheldenfilm die Kriminalgeschichte in den Vordergrund. Das ist anfangs zwar sehr spannend, verliert im Laufe der Zeit aber auch immer mehr an Reiz. Letzten Endes ist die Geschichte nämlich gar nicht so clever als dass sie eine Laufzeit von drei Stunden rechtfertigen würde, während gleichzeitig die Romanze zwischen Catwoman und Batman zu forciert wirkt. Entweder hätte "The Batman" also etwas kürzer sein müssen oder mehr Action bieten müssen. Denn wenn es mal zu einer der seltenen Actionszenen kommt, knallt es aber auch so richtig. So ist die überragende Batmobil-Verfolgungsjagd die wohl beste Actionszene der gesamten Reihe, neben der Joker-LKW-Sequenz aus "The Dark Knight". Und auch Robert Pattinson gibt als bierernster Emo-Batman eine überzeugende Vorstellung ab. "The Batman" reicht damit vielleicht nicht an die Nolan-Filme um "Batman Begins" und "The Dark Knight" heran, ist aber ein starker Auftakt einer hoffentlich neuen Filmreihe über den dunklen Ritter geworden.

 

8/10


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Poster&Trailer: © Warner Bros.