Red Notice

Streaming: 12.11.2021 | Anbieter: Netflix | Laufzeit: 118 Minuten | FSK: 12 Land: USA | Genre: Action, Krimi


Kritik

Ach, das Blockbuster-Kino kann so einfach sein. Man nimmt drei der angesagtesten Stars in Hollywood, gibt jedem von ihnen 20 Millionen Dollar Gage und fertig ist der Mega-Hit. Entsprechend waren auch alle großen Hollywood-Studios am Heist-Blockbuster interessiert, der Zuschlag für das Projekt ging letzten Endes aber an Netflix. Mit einem Budget von ca. 160 Millionen Dollar, ist "Red Notice" damit der bisher teuerste Film des Streaming-Anbieters, zumindest bis er im nächsten Jahr durch den neuen Film der Russo-Brüder ("Avengers: Endgame") schon wieder abgelöst wird. Und obwohl die beträchtliche Summe nicht durch Einnahmen an den Kinokassen ausgeglichen werden kann, wird sich der Deal für Netflix lohnen, zumindest gehe ich davon aus, dass "Red Notice" mit seiner immensen Star-Power zum meistgeschauten Netflix-Film werden wird. Und was anderes will der Film von Regisseur und Drehbuchautor Rawson Marshall Thurber, der bereits bei "Central Intelligence" und "Skyscraper" mit Johnson zusammengearbeitet hat, auch gar nicht. Denn das Zusammenkommen der drei Superstars steht eindeutig im Vordergrund, während man die Rahmenhandlung dafür wohl erst im Nachhinein entworfen hat. So zumindest fühlt sich "Red Notice" die meiste Zeit über an.

 

Die Story von "Red Notice" ist schnell abgesteckt: Ryan Reynolds ist als sprücheklopfender Dieb auf der Jagd nach drei Schmuckeiern von Cleopatra, Dwayne Johnson versucht ihn als rechtschaffener Detective aufzuhalten und Gal Gadot ist den beiden als Femme fatale und in klassischer Abenteuerfilm-Manier immer einen Schritt voraus. Und so müssen Reynolds und Johnson widerwillig zusammenarbeiten, um Gadots Pläne zu durchkreuzen. Die Handlung verläuft als absolut nach Schema F und streicht die üblichen Checkboxen des Heist- bzw. Abenteuerfilms ab. Obwohl der Film dabei Anleihen an Genre-Größen wie "Indiana Jones" oder der "Ocean's"-Reihe nimmt, erreicht der Netflix-Blockbuster nie deren Qualität. Zum einen, weil die Geschichte völlig vorhersehbar verläuft, zum anderen, weil es ihr an jeglicher Spannung mangelt. Immerhin hat "Red Notice" gar kein besonderes Interesse daran, eine interessante Geschichte zu erzählen, viel mehr würde Netflix gerne ein Franchise aus dem Film machen, wie man es bereits mit "Army of the Dead" vorgemacht hat. Und so ist der finale und ziemlich hanebüchene Twist auch nur dazu da, um eine Fortsetzung vorzubereiten.

Dass eine nicht-vorhandene Story das Hauptproblem des Films sein dürfte, war jedoch schon vorher klar. Viel interessanter ist natürlich ein Blick auf das Hauptargument des Films: Die Stars. Und auch hier bedient sich "Red Notice" der absoluten Formelhaftigkeit. Ryan Reynolds spielt wie in jedem Film, den er die letzten Jahre gedreht hat, sich selbst und klopft auf seine gewohnte Art unaufhörlich Sprüche. Obwohl das Sprüchefeuerwerk mit zunehmender Laufzeit immer anstrengender wird, bin ich der Reynolds-Masche trotzdem noch nicht überdrüssig. Klar, große Lacher verstecken sich in dem Film nicht und auch der viel gelobte Cameo-Auftritt am Ende des Films hat bei mir nicht wirklich gezündet, für ein paar Schmunzler hat es dennoch gereicht. Dwayne Johnson tut es Reynolds derweil gleich und spielt sich ebenfalls mal wieder selbst, was zum typischen rechtschaffenen, charismatischen und einfach "guten" Charakter führt, den Johnson immer spielt. Die einzige aus dem Trio, die zumindest etwas aus ihrer gewohnten Rolle schlüpft, ist Gal Gadot. Immerhin ist die "Wonder Woman"-Schauspielerin quasi der Bösewicht des Films, wobei sie immer noch ein Sympathieträger ist und dem Film somit eine echte Bedrohung fehlt, was sich wie zuvor erwähnt bei der fehlenden Spannung bemerkbar macht. Ihre Rolle als Femme fatale kauft man ihr jedoch zu jeder Zeit ab und aus dem Star-Trio hinterlässt sie noch den besten Eindruck. Jetzt werden sich einige darüber beschweren, dass die Stars die gleichen Stereotypen wie immer spielen, immerhin bekommt der gemeine Netflix-Zuschauer aber genau das, was er sich von den drei Darstellern auch erwartet. Nicht mehr und nicht weniger.

Mit einem weiteren Problem des Films war jedoch nicht unbedingt zu rechnen. "Red Notice" schickt sein Trio Genre-typisch einmal um die Welt und hat auch einige ansehnliche Setpieces zu bieten, ansonsten läuft der Film in Sachen Action und Inszenierung überraschend auf Sparflamme. Erst vor zwei Wochen kam mit dem Schweighöfer-Film "Army of Thieves" ein ähnlicher Genre-Vertreter zum Streamingdienst, der in Sachen Kulissen (im malerischen St. Moritz beispielsweise) "Red Notice" klar überlegen ist. Dazu kommen recht uninspirierte Action-Szenen, wodurch es dem Film völlig an Highlights mangelt. Dass die Story spannungsarm ist? Ok. Dass die Stars sich selbst spielen? Auch ok. Aber dann muss doch wenigstens die Action und Inszenierung überzeugen? Stattdessen ist "Red Notice" ein furchtbar sprödes und uninteressantes Werk geworden, bei dem es sich am Ende bemerkbar macht, dass 70 der 160 Millionen Dollar Budget an den Cast und den Regisseur gingen. Mit den restlichen 90 Millionen Dollar kann man den eigenen Blockbuster-Ansprüchen derweil nicht gerecht werden, da einige Effekte alles andere als gelungen sind. Vor allem die fast schon grausige Stier-Szene bleibt dabei in Erinnerung, die in einem Blockbuster einfach nicht so billig aussehen darf. 

 

Fazit

Ich habe mir im Vorfeld von "Red Notice" natürlich nicht den heiligen Gral der Filmgeschichte erwartet, da ich durchaus eine Schwäche für seichte Action-Blockbuster habe, war ich dennoch davon überzeugt, dass das Star-Trio schon solide Unterhaltung bieten würde. Doch weit gefehlt. Mehr als ein paar Schmunzler waren am Ende nicht drin, da "Red Notice" eine völlig belanglose und spannungsarme Standard-Geschichte erzählt und der Film weder in Sachen Locations noch in seinen Action-Szenen irgendwelche Highlights zu bieten hat. Zumal die Effekte in einigen Szenen sogar richtig billig aussehen, was einem Blockbuster in dieser Größenordnung schlichtweg nicht passieren darf. Beim Star-Trio kann am ehesten noch Gal Gadot als Femme fatale überzeugen, während sich Ryan Reynolds und Dwayne Johnson wie gewohnt selber spielen. Da war "Army of Thieves" vor zwei Wochen der klar bessere Heist-Film, da sowohl der Humor als auch die Inszenierung beim Schweighöfer-Film deutlich besser funktionierten. Von "Red Notice" kann ich hingegen nur abraten.

 

4/10


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Poster&Trailer: © Netflix