Raum

Story

Der aufgeweckte kleine Jack (Jacob Tremblay) wird wie andere Jungen seines Alters von seiner fürsorglichen Mutter (Brie Larson) geliebt und behütet. Ma wendet viel Zeit für den Fünfjährigen auf, liest ihm vor, spielt mit ihm und verbringt nahezu jeden Augenblick ihres Lebens mit ihrem Sohn. Doch ihr bleibt auch kaum etwas anderes übrig, da das Leben der Familie alles andere als normal ist: Denn die beiden sind in einer winzig kleinen, fensterlosen Hütte eingesperrt. Ma hat ihre Phantasie spielen lassen, um Jack die Wahrheit, dass sie von der Außenwelt abgeschnitten sind, zu verheimlichen und will ihrem Kind um jeden Preis ein erfülltes Leben ermöglichen. Doch irgendwann wird Jack neugierig und die Erklärungen werden brüchig. Gemeinsam beschließen Mutter und Sohn zu fliehen. Doch draußen wartet auf sie etwas ebenso Unbekanntes wie Furchteinflößendes: die reale Welt.


Kritik

Allein die Vorstellung wie es sein muss, als junge Frau aus dem normalem Leben gerissen zu werden und sieben Jahre lang von einem Entführer eingesperrt zu werden, um als Sex-Objekt zu fungieren, ist unvorstellbar. Dass die junge Frau dabei noch einen kleinen Jungen auf die Welt bringt und diesen fünf Jahre lang in der kleinen Hütte großzieht, macht die Sache umso beschwerlicher. Doch genau dieses schwere Thema behandelt Lenny Abrahamsons Entführungs-Drama „Raum“. Die Geschichte basiert dabei auf keiner wahren Geschichte, sondern auf dem gleichnamigen Roman von Emma Donoghue, die gleichzeitig die Drehbuchautorin ist und dafür eine Oscar-Nominierung einheimsen konnte. Die Story ist aber nicht realitätsfremd denn gerade der berühmteste Fall einer solchen Entführung, von Natascha Kampusch, hat gezeigt, wie real diese Story nur sein kann. Die zentrale Mutter-Sohn-Beziehung steht hier aber im Vordergrund und das 118-minütige Drama ist emotional ungemein packend. So ist „Raum“ in einigen Szenen kaum zu ertragen und in anderen Szenen so wunderschön das einem die Worte fehlen.

Raum

Kinostart: 17.03.2016

Länge: 118 Min.

FSK: 12

Genre: Drama, Thriller

Regie: Lenny Abrahamson

Land: Kanada, Irland

Originaltitel: Room


„Raum“ beginnt dabei als Kammerspiel. Die erste Hälfte des Films spielt sich ausschließlich in der lediglich neun Quadratmeter kleinen Gartenhütte ab, in denen Joy und ihr kleiner Junge Jack eingesperrt sind. Dabei wird der Alltag der beiden gezeigt und was die beiden Tag für Tag durchzustehen haben. Der Zuschauer blickt in diesen Szenen ausschließlich auf die Realität der beiden, was außerhalb der Hütte liegt, bleibt der Fantasie überlassen, für die der kleine Junge Jack seine ganz eigenen Erklärungen hat. In der zweiten Hälfte wechselt der Schauplatz und den beiden gelingt es zu fliehen. Von dort an müssen sie sich in der Welt zu Recht finden und gerade die ersten Eindrücke von Jack, der die Welt zuvor noch nie gesehen hatte, sorgen für nahezu magische Momente. Insbesondere der ausschließliche  Fokus auf Mutter und Sohn erweist sich spätestens dort als weise Entscheidung, denn die beiden sind ein eingespieltes Team, kommunizieren über kleinste Gesten und Flüstern und überzeugen durch ihre wahrhaftige Beziehung.

Damit die Beziehung der beiden so wunderbar funktionieren kann, braucht es brillante Darsteller und diese sind fantastisch! Die 26-jährige Brie Larsson konnte für ihre Rolle als junge Mutter sowohl einen Golden Globe, als auch den Oscar als beste Hauptdarstellerin einheimsen. Ihr Sieg ist hochverdient, denn Larsson legt eine unglaubliche Performance hin. In der ersten Hälfte ist sie für ihren Sohn da und versucht trotz aller Verzweiflung ihrem Jungen ein normales Leben zu ermöglichen. Während sie in der zweiten Hälfte dann nicht mehr verbergen kann wie sehr ihr die Erschöpfung und Verzweiflung zugesetzt haben. Eine grandiose Leistung von Larsson, die nur von ihrem noch jungen Kollegen übertrumpft wird. Denn was der inzwischen neunjährige Jacob Tremblay hier abliefert ist schlicht sensationell! Ist seine Figur in den anfänglichen Erklärungen vielleicht etwas zu weise und philosophisch geschrieben, gibt Tremblay dem jungen eine beeindruckende Natürlichkeit. Er ist kein einfacher Junge, doch Tremblay gelingt die Balance seiner Gemütszustände perfekt und überzeugt auf ganzer Linie. Dazu sorgt er mit seiner Neugierde und beim Entdecken der Welt für geradezu zauberhafte Momente. Abseits der #OscarsSoWhite-Debatte, halte ich es für den viel größeren Skandal, dass Tremblay, trotz der hochkarätigen Konkurrenz, nicht für einen Oscar nominiert wurde, denn das war schlicht großartig! Die wenigen weiteren Charaktere bleiben derweil im Hintergrund. Joys Eltern Joan Allen und der nur kurz auftretende William H. Macy machen ihre Sache aber ebenfalls gut.

Regisseur Lenny Abrahamson macht ebenfalls einen tollen Job. Denn ihm gelingt es, trotz der magischen und hoffnungsvollen Momente des Films, nichts zu beschönigen. Denn genauso sind die Ausweglosigkeit und die tiefe Verzweiflung der Charaktere zu jeder Zeit zu spüren. In dem beengten Raum weiß die Inszenierung dabei ebenso zu überzeugen, wie in der großen weiten Welt, in der Abrahamson die Wucht der Realität wunderbar einfängt. Dafür sorgt auch sein toller Kameramann Danny Cohen, der zu jeder Zeit die richtigen Einstellungen trifft.

 

Fazit

„Raum“ ist ein bewegendes Drama. Trotz des harten und schweren Themas, gelingen dem Film großartige und hoffnungsvolle Momente. Es ist ein emotionaler Mix, der vor allem durch die starke Mutter-Sohn-Beziehung überzeugt und sich dabei auf die sensationellen Brie Larsson und Jacob Tremblay verlassen kann. Ein grandioser Film, der sich mühelos einen Platz unter den besten Filmen des Jahres verdient.

 

Wertung: 9/10


Kommentar schreiben

Kommentare: 0

Poster&Trailer: © Universal Pictures Germany GmbH

Story: Quelle: Filmstarts.de