nocturnal animals

Story

Eines Tages erhält Galeristin Susan (Amy Adams), die mit Hutton (Armie Hammer) verheiratet ist, Post von ihrem Ex Edward (Jake Gyllenhall). Der war ein junger Schriftsteller mit großen Plänen, als sie ihn verließ. Seit 20 Jahren hat Susan nichts mehr von ihm gehört, nun hat er ihr ein Manuskript mit dem Titel „Nocturnal Animals“ („Nachtaktive Tiere“) geschickt. In der Geschichte geht es um Tony Hastings (ebenfalls Jake Gyllenhall), der mit seiner Frau Laura (Isla Fisher) und Tochter India (Ellie Bamber) auf einem Highway in Texas unterwegs ist. Die Familie wird von einer Gruppe Männer um Ray Marcus (Aaron Taylor-Johnson) bedrängt, die beiden Frauen werden schließlich entführt. Tony und der Sheriff Bobby Andes (Michael Shannon) versuchen, Laura und India zu finden, bevor ihnen etwas passiert – spätestens jetzt ist Susan im Sog von Edwards Roman. Die Geschichte verflechtet sich immer stärker mit ihren persönlichen Erfahrungen…


Kritik

Der Name Tom Ford steht für luxuriöse Brillen, Parfums und Mode. Seit dem Jahr 2010 aber auch für Filme. Denn Tom Ford ist nach dem Ende seines Engagements bei Gucci im Jahr 2003, nicht nur zu einem der renommiertesten Designer aufgestiegen, sondern startete auch seine Filmkarriere. Mit "A Single Man", der mit Colin Firth und Julianne Moore schon damals herausragend besetzt war, gelang ihm ein viel beachtetes Regiedebüt. Bei den Oscars war damals zwar lediglich eine Nominierung für Colin Firth als bester Hauptdarsteller drin, für viele wäre aber eine Nominierung in den Kategorien Beste Kamera und Beste Regie durchaus verdient gewesen. Sechs Jahre später kehrt der Designer nun in die Filmwelt zurück. Mit seinem verschachtelten Neo-Noir-Drama "Nocturnal Animals" gelingt ihm zwar ein spannender und bisweilen faszinierender Film, dessen Wirkung am Ende jedoch allzu belanglos verpufft.

Nocturnal Animals

Kinostart: 22.12.2016

Länge: 117 Min.

FSK: 16

Genre: Drama, Thriller

Regie: Tom Ford

Land: USA


Wie schon "A Single Man" drückt Tom Ford auch "Nocturnal Animals" seinen unverkennbaren Stempel auf. Ford zeichnet sich sowohl für die Regie, als auch für das Drehbuch verantwortlich und war zudem auch als Produzent am Film beteiligt. Und das sieht man auf den ersten Blick. Wie schon in seinem Regiedebüt entführt der Regisseur den Zuschauer in luxuriöse Designerwohnungen, die Darsteller tragen den feinsten Zwirn und jede Kameraeinstellung ist präzise durchgeplant worden. Inszenatorisch bewegt sich Ford in klar definierten Formen und kreiert damit seinen ganz eigenen Hochglanz-Look. Dennoch ist Ford bereit dieses Terrain immer wieder zu verlassen, denn zur knappen Hälfte spielt der Film in den staubigen Landschaften der abgelegeneren Regionen Amerikas. Dieser Kontrast zwischen den unterkühlten Bildern der High-Society und den dreckigen Bilder der rauen Wildnis gelingt Ford hervorragend. Visuell und was die Inszenierung anbelangt, kann man "Nocturnal Animals" eigentlich keinen Vorwurf machen, auch wenn der verspielte Zeitlupenvorspann mit nackten, dicken, alten Frauen schon sehr gewöhnungsbedürftig ist. Einfach macht es Ford seinem Publikum nie.

Das gilt insbesondere für die Handlung. Diese wird recht langsam erzählt, baut aber immer wieder Spannung auf, da man sich nie sicher sein kann was in der nächsten Szene passiert. Die Geschichte wird dabei auf zwei Ebenen erzählt. Auf der einen Ebene steht Amy Adams als schlaflose Galeristin Susan, die sich in der falschen Welt der High-Society nicht wohlfühlt. Auf der anderen Ebene steht Jake Gyllenhaal als ängstlicher Familienvater Edward, der in der rauen Wildnis seinen persönlichen Alptraum durchlebt. Erzählt wird seine Geschichte durch einen Roman-im-Film. Diesen Roman schickt Edward seiner Ex-Frau Susan, inklusive einer Widmung. Viel mehr ist über das ehemalige Pärchen zunächst nicht bekannt, in den beiden parallel ablaufenden Storys gibt es allerdings etliche Überschneidungen. Gepaart mit einer dritten Ebene die in Rückblicken auf die Beziehung der beiden blickt, ergibt sich ein äußerst verschachtelter Film, dessen komplexe Handlung nur nach und nach entschlüsselt wird. So komplex und wichtig die Handlung vielleicht erscheint, am Ende des Films bleibt trotzdem eine Leere zurück, da die gesamte Rahmenhandlung im Nichts verpufft. Die Schlussszene kann man als bitterböse Ohrfeige für das Kinopublikum sehen oder sich an ihrer Plattheit echauffieren. Mir war nach dem Kinobesuch zu letzterem zu Mute, denn Ford mag mit seiner Handlung zwar einen zynischen Blick auf unsere Gesellschaft werfen, als Thriller funktioniert die Handlung aber nicht. Sie verpufft schlichtweg im nichts. Am Ende gibt es weder eine Erklärung für das Geschehen, noch soll man das Gesehene interpretieren. Fords Geschichte endet belanglos und wirkt rückblickend viel zu leer und nichtssagend. Und damit verschenkt "Nocturnal Animals" unglaublich viel Potenzial, denn trotz der ruhigen Gangart des Films, wird die Spannung konstant hoch gehalten und Ford kreiert einige wirklich starke Szenen.

Dass der Film rückwirkend betrachtet nicht überzeugen kann ist umso bedauerlicher, wenn man einen Blick auf die fabelhafte Besetzung des Dramas wirft. Amy Adams und Jake Gyllenhaal spielen wieder einmal groß auf und überzeugen als Hauptdarsteller auf ganzer Linie. Aber auch Michael Shannon, Aaron Taylor-Johnson und Laura Linney, in einer kleinen aber großartigen Szene, leisten hier hervorragende Arbeit. 

 

Fazit

"Nocturnal Animals" ist auf jeden Fall sehenswert. Die Inszenierung ist stimmig, die Darsteller spielen groß auf und die verschachtelte Handlung lädt zum Rätseln ein. Trotz seiner Ruhe ist "Nocturnal Animals" ein Film mit vielen spannenden Momenten, wodurch sich insgesamt sehr unterhaltsame 117 Minuten ergeben. Dennoch überwiegt am Ende die Enttäuschung. Denn die komplexe Handlung ist rückblickend betrachtet schlichtweg nichtssagend und die Wirkung des Films verpufft dadurch sehr schnell. Mit einem gelungenen Ende wäre problemlos eine 8/10 für das düstere Drama drin gewesen. So reicht es "Nocturnal Animals" lediglich zu einer soliden Bewertung, denn bei einer Zweitsichtung würde dieser Film gar nicht mehr funktionieren.Letzten Endes beschränkt sich die Komplexität des Werks nämlich lediglich auf die Oberfläche.

 

Wertung: 6/10


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Poster&Trailer: © Universal Pictures International Germany GmbH

Story: Quelle: Filmstarts.de