Rebel Moon - Teil 1: Kind des Feuers

Streaming: 22.12.2023 | Anbieter: Netflix | Laufzeit: 133 Minuten | FSK: 12 Land: USA | Genre: Sci-Fi, Action | Originaltitel: Rebel Moon - Part One: A Child of Fire


Kritik

Vor elf Jahren pitchte „Watchmen“- und „300“-Regisseur Zack Snyder George Lucas einen „Star Wars“-Film, der von „Die sieben Samurai“ inspiriert wurde und stieß dort genauso auf Ablehnung wie einige Jahre später bei Disney. Doch bekanntlich sind aller guten Dinge drei und nach ihrer ersten Zusammenarbeit bei „Army of the Dead“ gab Netflix schließlich grünes Licht für das Projekt. Auf die „Star Wars“-Lizenz kann Snyder dadurch nicht zurückgreifen, baut für sein Sci-Fi-Epos aber einfach seine eigene Welt, die von der Sternenkrieger-Saga eben überdeutlich inspiriert wurde. Wie bereits bei „Army of the Dead“ soll der Zweiteiler ein neues Franchise samt einer Spin-off-Serie, einem Roman und einem Videospiel starten, die Frage ist nur, ob irgendjemand überhaupt Lust darauf hat. Denn der größte Netflix-Blockbuster des Jahres ist ein einziges Desaster, das von seinem bereits angekündigten Director's Cut zusätzlich ausgebremst wird. Ob diese gewalttätigere und etwa eine Stunde längere Version des Films noch vor oder erst nach dem für den am 19. April 2024 datierten Nachfolger erscheinen wird, ist unklar. Klar ist aber, dass auch diese Fassung „Rebel Moon“ nicht zu einem guten Film machen wird, dafür sind die Probleme des Films zu zahlreich und zu tiefgreifend. 

 

Als „Rebel Moon“ als ein Mix aus „Star Wars“ und „Die sieben Samurai“ angekündigt wurde, war mir nicht klar, wie überdeutlich sich Snyder bei seinen großen Vorbildern bedienen würde. Die unendlichen Weiten des Universums werden von einem bösen Imperium samt Imperator an der Spitze unterdrückt und eine Rebellion stellt sich ihnen entgegen. Dazu gibt es einen staubigen Heimatplaneten unserer Heldin, die Cantina-Szene, den Vader-Moment aus Episode 3 und vieles mehr. Doch Snyder klaut bzw. lässt sich nicht nur von der Sternenkrieger-Saga inspirieren, sondern liefert gleichzeitig ein erneutes Remake von Akira Kurosawas „Die sieben Samurai“ ab. Wie im japanischen Original und seinen US-Remakes um „Die glorreichen Sieben“ steht bei „Rebel Moon“ ein einfaches Bauerndorf im Fokus, dass vom imperialen Admiral Atticus Noble (Ed Skrein) bedroht wird, der auf der Suche nach der entflohenen Kora (Sofia Boutella) ist, der die Kolonie Unterschlupf gewährt hat. Ehe das Imperium zur Ernte zurückkehrt, muss die unerschrockene Kora daher ein Team aus Kämpfern zusammenstellen, um das Dorf gegen die Unterdrücker zu verteidigen. 

Dieser Anfang in der Bauernkolonie ist noch der gelungenste und interessanteste Part des Films, da er zwar ruhig und langsam beginnt, dafür aber ein größeres Epos andeutet. Die Probleme sind jedoch auch da schon zahlreich. So bekommen die Bösewichte keinerlei Facetten zugeordnet, stattdessen werden die Soldaten eindimensional und abgrundtief böse in Szene gesetzt. So schikanieren die Soldaten nicht nur ihren pazifistischen Roboter, der von niemand Geringerem als Anthony Hopkins vertont wird und dem Film zusätzlich die Erzählerstimme verleiht, sondern belästigen auch ein junges Mädchen. Die Dynamik innerhalb der Dorfgemeinschaft und der Konflikt eines jungen Soldaten, der mit den Methoden seiner Kollegen nicht übereinstimmt, ist ganz nett, allerdings werden diese Konflikte und Charaktere nach 45 Minuten fallen gelassen und spielen fortan keine Rolle mehr. Denn dann setzt nämlich der fürchterliche Mittelteil ein, in dem Sofia Boutella ihre Mitstreiter anheuert. Dieses zweite Drittel ist mit das mieseste und vor allem langweiligste, was ich in diesem Filmjahr gesehen habe, da den Figuren weder irgendwelche Charaktermerkmale noch irgendeine Form von Tiefe zugesprochen wird. Das Anheuern der völlig uninteressanten Charaktere wirkt wie das Abhaken einer To-do-Liste, da man keine Figur auch nur ansatzweise kennenlernen darf und keine Figur eine nachvollziehbare Motivation spendiert bekommt sich dem scheinbar aussichtslosen Kampf anzuschließen. Und im letzten Drittel soll man dann plötzlich mit diesen Charakteren mitfiebern, was nicht einmal im Ansatz funktioniert. Generell macht es sich hier bemerkbar, dass eine Zweiteilung ursprünglich nicht geplant war, da sich das Finale überhaupt nicht wie ein Finale anfühlt, sondern lediglich eine weitere Zwischenetappe auf einem unglaublich öden Weg ist.

Zack Snyder hat vor Jahren mal gezeigt, dass er als Regisseur mit seinem unbedingten Stilwillen Geschichten gut adaptieren kann. Als Drehbuchautor taugt Snyder jedoch überhaupt nichts, da seine Ideen zu nichts zu gebrauchen sind, die Dialoge auf Schülerniveau sind und die Charaktere billigste Abziehbildchen sind. Da kann dann auch niemand aus dem Cast irgendwelche Akzente setzen, obwohl die Rollen mit Charlie Hunnam oder Djimoun Hounsou vielversprechend besetzt wurden. Am überzeugendsten fällt noch der Auftritt von Ed Skrein aus, der als Christoph Waltz-Verschnitt aus „Inglourious Basterds“ zwar ebenfalls geklaut wurde, aber immerhin eine recht spannende und gelungene Performance an den Tag legt. Daneben wirkt Hauptdarstellerin Sofia Boutella allerdings noch blasser, da sie weder als Sympathieträgerin etwas taugt noch mit ihren zwei Gesichtsausdrücken überzeugen kann.

Aber auch inszenatorisch haben wir es hier nicht mit dem Zack Snyder zu tun, der bei Filmen wie „Watchmen“ und „300“ so viele Akzente setzen konnte. So wirkt die Welt und ihre Konflikte wenig greifbar, da wir meistens nur einen sehr eingeschränkten Blick auf die Planeten erhalten und die CGI-Locations künstlich und wie eine leblose Kulisse wirken. Dazu fehlt es den Raumschiff-, Rüstungs- und Waffendesigns an Charakter. Statt sich wie allem anderen auch von den „Star Wars“-Designs inspirieren zu lassen, setzt Snyder viel lieber auf graubraune Matschtexturen, die den Eindruck dieser langweiligen Welt nur noch mal verstärken. Dass die beiden Teile zusammen lediglich 166 Millionen Dollar gekostet haben sollen, fällt also durchaus auf, da Snyder willentlich oder gezwungenermaßen auf große Bilder verzichtet. Tatsächlich wird mir keine Actionsequenz und kein Bild aus diesem Streifen im Gedächtnis bleiben. Und dann müssen wir noch über die regelrecht stümperhafte Inszenierung von „Rebel Moon“ reden, was mich bei Zack Snyders bisherigen Filmen doch sehr gewundert hat. Snyder setzt auf viele Lensflares und eine hässliche Milchglasoptik, wodurch Charaktere und Hintergründe in vielen Szenen total unscharf wirken. Dazu fehlt es den Actionszenen an Wumms da es Snyder mit dem Einsatz seiner Zeitlupen hoffnungslos übertreibt und man das fehlende Blut regelrecht sehen kann. Snyder scheint jegliches Maß bei seinen Zeitlupensequenzen verloren zu haben und es ist vielleicht die größte Enttäuschung des Films, zu sehen, wie schockierend schlecht „Rebel Moon“ inszeniert ist. Dabei war das immer das Steckenpferd von Zack Snyder...

 

Fazit

Der größte Netflix-Film des Jahres ist ein einziges Desaster. Es gab im Prinzip nicht eine Szene, die ich richtig gut fand, da die aus „Star Wars“ und „Die sieben Samurai“ zusammengeklaubte Geschichte spätestens dann zur puren Langweile wird, wenn Sofia Boutella die einzelnen Charaktere anheuert. Die besitzen nämlich keinerlei Tiefe und bleiben trotz namhafter Darsteller völlig blass. Die dröge Story und ihre Figuren sowie die simplen Dialoge zeigen, dass Snyder einfach kein guter Drehbuchautor ist, umso erstaunlicher ist es dann, dass er auch als Regisseur nur noch ein Schatten seiner „Watchmen“- und „300“-Tage zu sein scheint. Die künstlichen CGI-Welten wirken mit ihren langweiligen graubraunen Designs wie eine leblose Kulisse und mit der unscharfen Milchglasoptik und dem übermäßigen Einsatz von Zeitlupen fehlt es selbst den Actionszenen an Wumms. Da wird nicht ein Bild nachhaltig im Gedächtnis bleiben. Und im Gegensatz zu „Justice League“, wo der Snyder Cut ein ganz anderer Film war, werden die erweiterten Szenen den Film auch nicht retten können. Dafür sind die Probleme von „Rebel Moon“ viel zu zahlreich und tiefgreifend. Allerdings dürfte der Director's Cut vom höheren Gewaltgrad und mehr Tiefe bei der Welt und ihren Charakteren profitieren. Hoffentlich zumindest, denn liefert die neue Schnittfassung das nicht, könnte der dreistündige Director's Cut sogar noch zäher werden als das, was einem Netflix hier kurz vor Weihnachten auftischt. Wer soll bei diesem Auftakt denn Lust auf den zweiten Teil, geschweige denn ein ganzes Franchise haben?

 

4/10


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Poster&Trailer: © Netflix